Tiefe Trance, Tiefentrance oder Trancetiefen ?

[Ivonne]

Ich möchte gern etwas über Trancetiefen (gern diskutiertes Thema  ) erfahren.
Es gibt ja "leichte, mittlere und tiefe" Tranceebenen (grob zusammengefasst)

Wählt das Unterbewusstsein tatsächlich selber die geeignete Trancetiefe?
Wozu wird dann in manchen Hypnoseanleitungen Vertiefung angeboten bzw. eingebaut?
Und eine allerletzte Frage für diesen Beitrag,
Woran erkenne ich, dass eine leichte, mittlere oder tiefere Tranceebene erreicht ist?

[Lutz]

Hallo Ivonne,

Wählt das Unterbewusstsein tatsächlich selber die geeignete Trancetiefe?
Wozu wird dann in manchen Hypnoseanleitungen Vertiefung angeboten bzw. eingebaut?

Ich möchte meine Meinung dazu mal so darstellen:
Wenn jemand direkte Anweisungen geben will (in der Richtung: "Du wirst zukünftig dies tun, du wirst das tun...!"), wird der Betroffene im wachbewussten Zustand vielleicht entgegnen: "Nein, das werd' ich nicht." Oder: "Nein, das kann ich nicht."

Damit solche Suggestionen überhaupt eine Wirkung entfalten können, ist also eine Trance nötig, denn in Trance wird der Betroffene in der Regel keine Lust haben, dem zu widersprechen, sondern eher dazu tendieren, die Suggestionen anzunehmen (wenn sie für sein UB akzeptabel erscheinen). Die Erfahrung lehrt dabei, dass eine mittlere Trancetiefe bei solchen Suggestionen eher zu einer Suggestionsannahme führt, als eine nur leichte.

Daher ist es bei so einem Vorgehen sinnvoll, zunächst eine gewisse Trancetiefe herzustellen, um dann erst mit solchen Suggestionen zu beginnen.

Sind die Suggestionen aber derart gestaltet, dass sie mehr "Vorschläge" für einen Klienten darstellen in der Art, dass bei diesem ein innerer, gedanklicher Prozess in Gang gesetzt werden soll, dann allerdings wird ein Klient von sich aus die Trancetiefe herstellen, die für diesen Prozess optimal ist - sofern der Klient grundsätzlich damit einverstanden ist, sich auf das Angebotene einzulassen.

Wenn du mal an unser letztes Treffen zurückdenkst: Da reichten die Induktionen von einem sehr pointierten: "Bitte gehe nun mal in eine gute Arbeitstrance!" bis hin zu Einleitungen, die überhaupt nicht "Trance" oder "tiefer" oder sonstwas in der Richtung erwähnten. Und dennoch hatte sich bei uns jeweils eine "gute und angemessene Trance" eingestellt. Ein solches Vorgehen braucht keine Anweisung zur Herstellung einer bestimmten Trancetiefe.

Oder wenn ich an die arme Klientin denke, die von einem Stuhl zum nächsten gescheucht wurde, bis sie vor dem so bezeichneten "Trancesessel" saß. Dann wartet man halt die Zeit, bis sie beschließt, sich dort reinzusetzen - um selbst eine geeignete Trance herzustellen. Kann sie doch viel besser als irgend ein hergelaufener Hypnotiseur. 

Woran erkenne ich, dass eine leichte, mittlere oder tiefere Tranceebene erreicht ist?

Sofern man keine speziellen Tests macht: "nur" aus dem Gefühl heraus, so, wie man auch erkennt, dass jemand ein bisschen oder mittelmäßig oder ganz hellwach ist oder dass jemand ein bisschen oder mittelmäßig oder ganz traurig ist oder...

Dabei will ich das "Gefühl" hier nicht abwerten, es wird sich einstellen als Summe unbewusster Beobachtungen: Körperhaltung, Atemrhythmus, Puls, (Augen-) Bewegungen usw. Erickson hätte die Trancetiefe vielleicht an der Steifheit der Nasenhaare oder der Wölbung des rechten Ohrläppchens erkannt, aber auch wir "Normalsterbliche" haben normaler Weise eine recht gute "Intuition", die uns das mitteilt. 

Lieben Gruß
Lutz

[Ivonne]

Danke für diese ausführliche Antwort. Aber mir bleibt noch etwas erst mal das:

Die Erfahrung lehrt dabei, dass eine mittlere Trancetiefe bei solchen Suggestionen eher zu einer Suggestionsannahme führt, als eine nur leichte.

Das habe ich nun verstanden.
Was ist aber mit den Sätzen
und Du gehst tiefer...(egal wohin, Trepp ab, in den Wald....)
oder
wenn ich Dich an x berühre, sinkst Du 20x so tief, als jetzt und dieses Prozedere so mind. 3x in der Hypnosesitzung einbauen, heißt ja, dass der Klient fast am Ende ca 60x so tief in Trance gesunken ist, als am Anfang, wo isser dann? Ich meine, wozu diese Vertiefungen, wenn das Ub (meins auch) selber besser bestimmen kann, welche Tranceebene für diese oder jene Suggestion hilfreich ist?

Und noch:

Sofern man keine speziellen Tests macht:

Sorry, was für Tests meinst Du da? so in Richtung Armlevitation oder ?

[Miraculus]

Hallo Ivönnchen, 

ich nehme mir mal nur einen Teil Deiner letzten Fragen vor.

Was ist aber mit den Sätzen
und Du gehst tiefer...(egal wohin, Trepp ab, in den Wald....)
oder
wenn ich Dich an x berühre, sinkst Du 20x so tief, als jetzt und dieses Prozedere so mind. 3x in der Hypnosesitzung einbauen, heißt ja, dass der Klient fast am Ende ca 60x so tief in Trance gesunken ist, als am Anfang, wo isser dann?

Ich meine, daß er nicht 60 X tiefer ist (was sollte das auch bedeuten?), sondern daß solche Zahlenangagen nur einfach irgendwie suggestiv und hilfreich sind.
Überhaupt ist auch das Wort "Tiefe" an sich unnötig. Man könnte auch von "Höhe" sprechen. Aber wir reden ja auch von tiefem Schlaf, tiefer Entspannung und so, deshalb ist "tief" wohl auch intuitiv ansprechend.   


LG Miraculus

[Lutz]

Hi ihr,

analog zu Miraculus' Beitrag: wiederholte "tiefer und tiefer - Suggestionen" sind wohl eher metaphorisch gemeint und sollen nicht wirklich ausdrücken, dass jemand tatsächlich "immer tiefer" in Trance geht; sie sollen mehr sicher stellen, dass eine tiefe Trance gewahrt bleibt - z.B. um die oben genannten Suggestionen zu ermöglichen oder etwa eine tiefe Trance z.B. für eine Show-Hypnose zu gewährleisten.

Und mit "Tests" meinte ich in der Tat Dinge wie Armlevitation (Schweben des Arms), Halluzinationen usw.


Lieben Gruß
Lutz

[Ivonne]

Ahso.
Ist fürs UB also nicht so wichtig, sondern fürs Klientel.
Das mit den 60x so tief war etwas überzogenes Bsp.
Also kann das Ub selber Tranceebenen wählen und aber auch vom Hypnotiseur vorgegebener "Richtung" folgen?
Danke noch mals an die Schreiber

[Barbara]

Also kann das Ub selber Tranceebenen wählen und aber auch vom Hypnotiseur vorgegebener "Richtung" folgen?

Genau, Ivonne!

 

[Miraculus]

Hallo Lutz,

analog zu Miraculus' Beitrag: wiederholte "tiefer und tiefer - Suggestionen" sind wohl eher metaphorisch gemeint und sollen nicht wirklich ausdrücken, dass jemand tatsächlich "immer tiefer" in Trance geht; sie sollen mehr sicher stellen, dass eine tiefe Trance gewahrt bleibt - z.B. um die oben genannten Suggestionen zu ermöglichen oder etwa eine tiefe Trance z.B. für eine Show-Hypnose zu gewährleisten

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Meinst Du nicht, daß sie schon

auch

dazu dienen können und sollen, die Trance tatsächlich zu intensivieren, indem das UB durch solche Suggestionen entsprechend motiviert wird? 

LG Miraculus

[Lutz]

Hallo Miraculus,

Meinst Du nicht, daß sie schon
Zitat

auch

dazu dienen können und sollen, die Trance tatsächlich zu intensivieren, indem das UB durch solche Suggestionen entsprechend motiviert wird?   

wofür solche Suggestionen im Einzelfall dienen sollen, da müsste man den Hypnotiseur fragen, der sie gibt. 

In dem von Ivonne genannten Beispiel (Hypnose-"Sitzung", "Klient", 3x mal während der Sitzung) kann ich mir aber keinen sinnvollen Zusammenhang vorstellen, solche Suggestionen wiederholt zu geben mit der tatsächlichen Absicht, einen Klienten "immer tiefer" zu bringen. Ein für mich nachvollziehbarer Ansatz wäre da höchstens (wie schon gesagt), die bisherige Trance sicherzustellen oder (z.B. bei einer Fraktionierung) eine bestimmte Trancetiefe wieder herzustellen.

Dass solche Suggestionen vom Wortlaut her geeignet sind, eine Trance herzustellen und zu vertiefen, ist dabei ja unbestritten, dann allerdings mehr zur Induktion / am Anfang einer Sitzung.

Dennoch wird es vielleicht auch Leute geben, die in einem therapeutischen Setting einen Klienten "immer wieder immer tiefer" bringen wollen (wozu auch immer das dienen soll), das bleibt ja jedem unbenommen, nur ich kann dem eben nichts abgewinnen und halte es für unnötig oder gar hinderlich. 

Lieben Gruß
Lutz

[Aristocats]

Hallo zusammen,

ich habe da mal wieder ne geistlose Frage, von wegen keiner Ahnung!!

Wenn das UB entscheidet, ob und wenn ja welche Suggestionen angenommen werden oder nicht, wie passiert das dann? Und was und wie sieht das aus, wenn das UB meint, neee, will ich nicht, ist nicht gut - warum auch immer!?
Und wie merke ich das in Trance alles so? Was wenn der Therapeut dann sauer wird, weil seine Idee nicht angenommen wird??

Und warum weiß das UB so genau, was gut oder nicht gut ist? Woher weiß es, was es machen darf? Woher weiß es, in welche Richtung ich mich entwickeln kann??? Und / oder sollte???
Gibt es auch sowas wie ein stures UB, das einfach erstmal alles ablehnt und nix zu sagen hat?? Was dann??

Ich kapier das alles nicht!! 

Ich weiß, klingt alles total bescheuert!! Sorry!!

Gruß Anja

[MindCore]

Moinsen,

Woran erkenne ich, dass eine leichte, mittlere oder tiefere Tranceebene erreicht ist?

Erkennen ist wohl nicht einfach zu beantworten, da Trancegrade je nach Person unterschiedlich wahrgenommen werden,
aber eine Möglichkeit wäre, indem Du Dein UB befragst wie tief Du in Trance gewesen bist.

Gruß Eddie

[Aristocats]

...woran erkenne ich, dass ich überhaupt in Trance komme oder bin?!?!?! Und nicht in Träume und Gedanken abdrifte?!?!

LG Anja