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Autor Thema: "Haltbarkeit" posthypnotischer Suggestionen  (Gelesen 10196 mal)

Mike1976

  • Gast
"Haltbarkeit" posthypnotischer Suggestionen
« am: 24. Sep 2007, 13:22 Uhr »
Hi.

Was mich interessiert, klingt vielleicht blöd, ist: Worin liegt der (physische/psychische) Umstand begründet, dass posthypnotische Suggestionen lediglich eine begrenzte Wirkdauer haben?

Mein Gedanke dazu wäre, dass Suggestionen lediglich ein Teil der Persönlichkeit überdecken, dieser aber nach gewisser Zeit wieder die Überhand gewinnt und die Suggestion auflöst. Anders ist es natürlich bei Veränderungsarbeit, bei der die Interventionen/Suggestionen dauerhaft wirksam sein sollen (Raucherentwöhnung etc.).

Was denkt/wisst ihr?

Barbara

  • Gast
Re: "Haltbarkeit" posthypnotischer Suggestionen
« Antwort #1 am: 24. Sep 2007, 13:35 Uhr »
Hallo Mike,

Was mich interessiert, klingt vielleicht blöd, ist: Worin liegt der (physische/psychische) Umstand begründet, dass posthypnotische Suggestionen lediglich eine begrenzte Wirkdauer haben?

hierbei kommt es darauf an, was suggeriert wird. Posthypnotische Suggestionen können natürlich auch ein Leben lang halten. Ich denke, dass Suggestionen, wie z.B. bei den üblichen Raucherentwöhnungen, nichts anderes sind. :)

Bei Veränderungsarbeit wird ja weniger suggeriert, sondern, wie der Begriff schon sagt, Veränderungen mit dem Klienten erarbeitet.

Lieben Gruß
Barbara

Sandy

  • Gast
Re: "Haltbarkeit" posthypnotischer Suggestionen
« Antwort #2 am: 24. Sep 2007, 17:02 Uhr »
Mit Suggestionen kann man überdecken, keine Frage. Man kann aber auch, während (posthypnotische) Suggestionen wirksam überdecken, diese wirklich integrieren u. sich zu eigen machen.

Offline MindCore

  • HypnoSequenz
  • Beiträge: 1.131
  • Geschlecht: Männlich
Re: "Haltbarkeit" posthypnotischer Suggestionen
« Antwort #3 am: 24. Sep 2007, 17:32 Uhr »
Moinsen,
im therapeutischen Zusammenhang würde ich sagen, dass eine Suggestion nur so lange "tragbar" ist wie es auch für eine  Person erträglich und wichtig zu sein scheint. Die Erwartungshaltung eines Klienten spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige und vor allem tragende Rolle.  Denn wer von Haus aus ein eher "skeptischer" Mensch ist, bei dem könnten PHS keine allzu große Wirkdauer haben. Eine Person die wiederum "Gutgläubig" veranlagt ist, hat meiner Ansicht nach höhere Chancen, dass die Suggestion länger wirkt.  :)

Auch die Art und Weise wie Posthypnotische Suggestionen gegeben werden könnten einen entscheidenden Anteil für die Haltbarkeit darstellen. Werden mehere Sinnesmodalitäten (visuell, kinästhetisch, auditiv) bei der Suggestion angeregt, erhöhen sich, auch wieder meiner Meinung nach, der angestrebte Erfolg als wenn sich nur einer Sinnesmodalität bedient wird.

Gruß Eddie

Miraculus

  • Gast
Re: "Haltbarkeit" posthypnotischer Suggestionen
« Antwort #4 am: 24. Sep 2007, 18:31 Uhr »
Hallo mike,

ein schwieriges Thema. Die Idee, daß posthypnotische Suggestionen in das UB "implantiert" werden ist nach Aussage sei nicht mit der "mainstream psychology" vereinbar, hatte mir jemand gesagt.

Die posthypnotischen Suggestionen, die zu einzelnen Handlungen führen, können wohl am eheseten als (unbewußte) Motivationen verstanden werden, die "therapeutischen" als Glaubenssätze, die jemand übernimmt.
Posthypnotische Suggestionenkönnen über ein Jahr bestehenbleiben.
Motivation und soziale Anregung, sowie das "feedback" der Umwelt, scheinen ein wichtiger Faktor zu sein.
(Siehe, leider in englich, dazu: http://www.abc.net.au/rn/science/ockham/stories/s10874.htm )

LG Miraculus

Miraculus

  • Gast
Re: "Haltbarkeit" posthypnotischer Suggestionen
« Antwort #5 am: 08. Okt 2007, 16:51 Uhr »
zusammen,

noch einige theoretische Überlegungen dazu, wie man posthypnotische Suggestionen (PHS) vielleicht haltbarer und effektiver machen kann.

Amanda Barnier vermutet, daß ihr Ergebnisse, daß nämlich eine PHS mit "Verfallsdatum" länger dauert als eine ohne, sich auch auf die therapeutische Situation übertragen läßt.
Ich zweifle daran, daß sich das so einfach übertragen läßt, denn im Experiment ist es ja klar, daß die Reaktion nicht ewig stattfinden kann, daß man also nicht bis in alle Ewigkeit jeden Tag Postkarten schreiben oder jedesmal husten wird, wenn man ein bestimmtes Wort hört.
Anders ist es dagegen mit einem Raucher, dem man suggertiert, daß er jedesmal, bevor er zur Zigarrette greift, ein Gefühl der Freiheit verspürt, das es ihm ermöglicht, nicht zu rauchen; eine solche Suggestion kann ja im Grunde unbegrenzt heben, daran ist nichts unsinnig. (Vielelicht ist die Idee mit der zeitlichen Begrenzung ja dennoch fruchtbar.)

Einige Überlegungen.

- In Psychiatriebüchern wird empfohlen, daß man Drogenabhängigen "Du brauchst nicht" anstatt "Du darfst nicht" sagt. Das scheint ja auch allgemein so funktionieren, auch bei alltäglicheren Fällen: Druck und Müssen bringen selten dauerhafte positive Veränderungen.
 
- Die Halbbarkeit der PHS hängt offenbar stark von der Motivation des Hypnotisierten ab. Im Versuch von Barnier haben sowohl die Hypnotisierten als auch die, die man einfach darum gebeten hat, gleich lange Postkarten geschickt.
Selbst wenn es sich um eine unbewußte Motivation handelt, so kann man die Psyche offenbar nicht austricksen, indem man ihr etwas suggeriert, was sie eigentlich nicht will. Mit stärkerer Motivation oder stärkerem Druck mag eine PHS länger halten; aber das Gleiche gilt dann offenbar auch für simple Bitten und Instruktionen.

- Allgemein wird berichtet, daß die Erfolgsquote mit "verbietenden" und ekelerzeugenden PHS nicht sehr hoch ist.

- Da hinter der unerwünschten Verhalten ein bestimmtes Bedürfnis steht, sei es auch ein ganz simples wie "Genuß" kann es leicht zu einer Symptomverschiebung kommen. Der Raucher raucht vielleicht nicht mehr, ißt aber sehr viel. So ist das ja auch ohne Hypnose zu beobachten.

Daraus ergibt sich m.E., daß verbietende Suggestionen nicht sehr effektiv sind, und daß "ermöglichende" Formulierungen größere Chancen haben.

Anstatt jemandem z.B. zu suggerieren, daß jede Zigarrette schlecht schmeckt, könnte man die Suggestion geben, daß er sich jedesmal, wenn er in Versuchung kommt, zu rauchen, vielleicht noch bevor der Gedanke ins Bew. kommt, entspannt und wohlfühlen kann, und daß er daher souveräner die Entscheidung treffen kann, ob er wirklich rauchen will. 
 
Wenn man die speziellen Vorteile kennt, die jemand durch ein bestimmtes Verhalten erlangt, insbesondere im Rahmen einer Befragung des UBs, dann kann man auch spezifischer auf ihn eingehen und die Suggestion an ihn anpassen.
Wenn jemand z.B. in sich hineinfuttert, weil es ihm ein Wohlgefühl verschafft und das Gefühl mangelnden Gelibtseins überdeckt, dann könnte man die Suggestion so formulieren, daß es ihm jedesmal, wenn er daran denkt, zu essen, aber auch ansonsten im Alltag, gelingt, sich zu entspannen und wohlzufühlen, daß er sich bewußt oder unbewußt an gute Erlebnisse erinnert, und daß er sich seiner eigenen Liebenswürdigkeit im Moment deutlich besser gewahr wird und eine wohltuende, gute Selbstliebe entwickelt und verspürt, so daß es ihm dadurch umso besser gelingt festzustellen, ob er jetzt wirklich essen möchte(muß.

Auch würde ich, wenn eine gute Kommunikation mit dem UB möglich ist, das UB fragen, wie genau die Suggestion lauten sollte, und wie ihm die Formulierung gefällt, ob es einen Verbesserungsvorschlag hat, und ob es bereit ist, die Suggestion inhaltlich zu akzeptieren.

LG Miraculus
« Letzte Änderung: 08. Okt 2007, 18:11 Uhr von Miraculus »

Offline Lutz

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Re: "Haltbarkeit" posthypnotischer Suggestionen
« Antwort #6 am: 09. Okt 2007, 01:40 Uhr »
Hallo zusammen,

mir war aus Mikes Fragestellung gar nicht klar geworden, welche Art Suggestionen er denn überhaupt meinte - offenbar keine therapeutischen Suggestionen, aber dennoch solche, die möglichst dauerhaft wirken sollen?  ???

@ Miraculus:

Deine zum Raucher und Esser vorgeschlagenen Suggestionen können voll nach hinten losgehen!  ;)
Beispiel Raucher:

Zitat
Anstatt jemandem z.B. zu suggerieren, daß jede Zigarrette schlecht schmeckt, könnte man die Suggestion geben, daß er sich jedesmal, wenn er in Versuchung kommt, zu rauchen, vielleicht noch bevor der Gedanke ins Bew. kommt, entspannt und wohlfühlen kann, und daß er daher souveräner die Entscheidung treffen kann, ob er wirklich rauchen will.

Wenn du jemandem in Verbindung mit einem unerwünschten Verhalten angenehme und positive Suggestionen gibst, hat er ja noch mehr Gründe, genau so weiterzumachen. Er denkt dann zukünftig an eine Zigarette, darf sich dabei entspannt und wohl fühlen, bekommt dann noch das angenehme Gefühl einer souveränen Entscheidungsfreiheit und entscheidet sich dann ganz souverän, die nächste Zigarette zu rauchen. Und all das würde wegfallen, wenn er nicht mehr rauchte...

Wenn man schon mit solchen Suggestionen arbeiten möchte, sollte man sie so formulieren, dass etwas Positives nur damit verbunden ist, dass sich jemand gegen z.B. die Zigarette entscheidet, und nicht schon damit, dass jemand bloß an das Suchtverhalten denkt oder es gar in die Tat umzusetzen beginnt.

Lieben Gruß
Lutz

(P.S.: Mike hatte ja nach seiner Anmeldung als 'Mike1976' darum gebeten, zukünftig hier nur noch als 'Mike' angezeigt zu werden, deswegen hatten wir die Anzeige in seinem Profil seinem Wunsch entsprechehd geändert. Da er nun aber selbst seinen Account und damit sein Profil gelöscht hat, ist damit auch unsere eingegebene 'Anzeige-Änderung' nichtig. Dass seine Beiträge also nun wieder unter Mike1976 erscheinen, liegt nicht etwa an den Admins, sondern an seiner Löschung des Profils.)

Miraculus

  • Gast
Re: "Haltbarkeit" posthypnotischer Suggestionen
« Antwort #7 am: 09. Okt 2007, 14:49 Uhr »
Hallo Lutz,

woher wußte ich gestern schon, daß genau dieser Einwand von Dir kommen würde?  ;D

Ich vermute, daß bei einer guten Abklärung das Problem nicht auftreten wird, weil ja nicht das Essen/Rauchen selbst zu einem positiven Gefühl führt, sondern nur der Gedanke daran, und das auch mit einer Distanzierung eben dazu. Nach dem Prinzip: Jedes mal, wenn die "Versuchung" kommt, hast Du die Ruhe, das Wohlbefinden und die  Kraft, derselben auch zu widerstehen.
Natürlich könntest Du dennoch rechthaben, das müsste man überprüfen, vor allem wenn ein starkes aber wenn der Klient ein starkes "craving" hat und seine Motivation letztlich aufzuhören gering.
Wenn man aber sorgfältig vorgeht und eine gute Abklärung der Suggestion macht, mit sorgfältiger Formulierung, vermute ich eher geringe Gefahr.

Eine andere Idee wäre, daß der Klient jedes mal, wenn er der Versuchung widerstanden hat, ein großes Glückgsgefühl hat und im besten Sinne richtig stolz auf sich ist.

LG Miraculus
 

Offline Lutz

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Re: "Haltbarkeit" posthypnotischer Suggestionen
« Antwort #8 am: 09. Okt 2007, 20:51 Uhr »
Hallo Miraculus,

Zitat
woher wußte ich gestern schon, daß genau dieser Einwand von Dir kommen würde?   ;D

na weil ich ein notorischer Nörgler und total berechenbar bin.

Zitat
...weil ja nicht das Essen/Rauchen selbst zu einem positiven Gefühl führt, sondern nur der Gedanke daran, ...

Ich würde angesichts deiner Formulierung sagen, "schon" der Gedanke daran.  ;)
Bei solchen Formulierungen wird der Klient dafür belohnt, wenn er ('nur' oder 'schon') daran denkt. Und das will man ja gerade nicht, er soll ja nicht daran denken.

Zitat
Eine andere Idee wäre, daß der Klient jedes mal, wenn er der Versuchung widerstanden hat, ein großes Glückgsgefühl hat und im besten Sinne richtig stolz auf sich ist.

Das wäre m.E. besser, aber immer noch nicht 'gut'. Denn auch in so einem Fall müsste der Arme erstmal an das Unerwünschte denken (und dann der Versuchung widerstehen), um sich sein Glücksgefühl abzuholen.  :)

Lieben Gruß
Lutz

Miraculus

  • Gast
Re: "Haltbarkeit" posthypnotischer Suggestionen
« Antwort #9 am: 09. Okt 2007, 21:33 Uhr »
Hallo Lutz,


ganz abwegig finde ich Deinen Einwand nicht, deshalb hatte ich auch vorsichtshalber geschrieben:

Zitat
...daß es ihm jedesmal, wenn er daran denkt, zu essen, aber auch ansonsten im Alltag, gelingt, sich zu entspannen und wohlzufühlen...

Auf der anderen Seite gibt es ja auch die Möglichkeit, ganz und gar ohne jede Hypnose, daß sich jemand immer wieder erst einmal kurz entspannt oder positive Ressourcen aufruft, wenn ihm ein Gedanke an ein unerwünschtes Verhalten kommt, oder daß er sich belohnt (sei es nur mit guten Gefühlen), wenn er einer Versuchung nicht nachgibt.
Das sind ja, soweit ich weiß, übliche Strategien.
Durch die posthypnotische Suggestion soll das ja nur erleichtert/verstärkt und auf eine eher automatisch ablaufende Weise zugänglich gemacht werden.

LG Miraculus

 

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