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Autor Thema: Wachbewusstsein bei Selbsthypnose  (Gelesen 7611 mal)

Offline Leanija

  • Beiträge: 3
Wachbewusstsein bei Selbsthypnose
« am: 22. Mär 2014, 20:21 Uhr »
Hallo zusammen,

Ich mache z.Zt. eine Ausbildung in therapeutischer Hypnose (Anfängerstatus) und finde gerade das Zusammenspiel von Bewusstsein und Unbewusstem sehr spannend.

In meiner Frage geht es  um die  bei mir selber eingeleitete und durchgeführte Selbsthypnose, in der ich  auch Themen bearbeiten  möchte.( U.a. auch  Anwendung der Time Line oder andere Kalibrierungstechniken)

Hier ist mir einfach nicht klar, wie das gehen soll, dass mein Wachbewusstsein, dass ja eigentlich in die "Ruhepostion" gehen soll, um das Unbewusste  arbeiten zu lassen, hier jetzt doch durch aktive Fragestellungen meinerseits"hellwach" sein muss. ???
Die "normale Entspannungshypnose ist bei mir überhaupt kein Problem.
(Mache ich es mir zu kompliziert??) ::)

Vielleicht kann mir jemand weiter helfen. Lieben Dank schon mal dafür, Leanija :merci:
 

Offline mipooh

  • HypnoSequenz
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Re: Wachbewusstsein bei Selbsthypnose
« Antwort #1 am: 23. Mär 2014, 00:52 Uhr »
Ist wie bei einem Einkaufszettel...
Gewohnheiten brauchen Gewöhnung...

Offline Lutz

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Re: Wachbewusstsein bei Selbsthypnose
« Antwort #2 am: 23. Mär 2014, 01:46 Uhr »
Hallo Leanija,

ich könnte mir vorstellen, dass du vielleicht (noch) eine zu einfache, mechanistische Vorstellung von den Dingen hast. Zunächst einmal gibt es nicht "das Bewusstsein" im Gegensatz zu "dem Unbewussten", sondern es gibt da jeweils ganz unterschiedliche Instanzen in beidem. "Bewusstsein" als auch "Unbewusstes" sind ja nur plakative Metaphern, hinter denen sich aber komplexe psychische Vorgänge verbergen, die miteinander verzahnt sind.

Beispiel: Du fängst einen Ball.
Dieser Vorgang ist getragen von deinem bewussten Willen, den Ball zu fangen, und von in kürzester Zeit unbewusst ablaufenden physikalischen Berechnungen und Muskelbewegungen, an deren Ende eben das Fangen des Balles steht. Fängt man nun den Ball bewusst oder unbewusst? Diese Frage macht in so einer strikten Differenzierung keinen Sinn bzw. bleibt unbeantwortbar.

Zitat
...mein Wachbewusstsein, dass ja eigentlich in die "Ruhepostion" gehen soll...

Unbewusste Anteile arbeiten immer und ständig, dazu muss ein Wachbewusstsein keine Ruheposition einnehmen. Wenn man z.B. in einem therapeutischen Gespräch fragt: "Wo in Ihrem Körper verspüren Sie denn denn das beklemmende Gefühl?", und ein Klient überlegt dann einen Moment, während er an die Wand starrt, um dann zu antworten: "Im Bauch", dann bleibt der Klient dabei ja grundsätzlich wach, er gestattet sich währenddessen nur, auf innere Empfindungen und Hinweise zu achten.

Und so kann es auch bei der Selbsthypnose funktionieren. Es geht dabei darum, gedanklich (überwiegend) bei seinem Thema zu bleiben und mal eben nicht nur an Steuerberater, TÜV und die kaputte Waschmaschine zu denken. Aber "denken" darf man dabei schon.

Eine Selbsthypnose-Technik besteht z.B. darin, sich ein erstrebtes Ziel in allen Facetten und mit allen Sinnen auszumalen. Dabei ist zwangsläufig bewusste Mitwirkung gefordert.

Stell dir vielleicht mal vor, du wärest eine Architektin und solltest eine nicht-alltägliche Brücke mit Wiedererkennungswert konstruieren. Als erstes fällt dir eine Brücke mit hohen Seitenwänden ein. (Ein-fallen ist eine Bezeichnung dafür, dass einem unbewusste,. ggf. kreative Prozesse einen Gedanken zur Verfügung stellen.) Und dann reagierst du auf der bewussten Ebene: "Nicht schlecht, aber zu windempfindlich." Dann fällt dir eine Brücke mit gläsernem Boden ein. Nicht schlecht, aber nix für Leute mit Höhenangst. Usw. Nach einer Stunde sitzt du immernoch vor einem weißen Blatt, hast das wichtige Telefonat vergessen und gar nicht mitbekommen, dass deine Kollegen schon längst Feierabend gemacht haben. Du bist in Trance und man könnte das auch Selbsthypnose nennen. Und dann kommt dir DER geniale Einfall...

Und nun stell dir vor, du wärest eine Architektin und solltest die Lösung für dein Problem konstruieren.  ;)

Wenn dein Wachbewusstes wirklich komplett ruhen würde, wärest du nicht wach, also lass es "ruhig" mitspielen!

Der Vollständigkeit halber: man kann sich natürlich auch "vor dem Hintergrund eines Themas" einer tiefen selbsthypnotischen Trance hingeben, in der man dann tatsächlich nicht mehr bewusst denkt, aber das hätte dann nichts mehr mit Techniken wie TimeLine pp. zu tun.

Lieben Gruß
Lutz

Offline Leanija

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Re: Wachbewusstsein bei Selbsthypnose
« Antwort #3 am: 23. Mär 2014, 09:35 Uhr »
Hallo Lutz,

du hast eine für mich wunderbare Art und Weise zu erklären. Du hast meinen gedanklichen Knoten gelöst und ich habe verstanden!!! So mache ich es jetzt.

Lieben Dank dafür, Leanija    :strauss:

Offline Leanija

  • Beiträge: 3
Re: Wachbewusstsein bei Selbsthypnose
« Antwort #4 am: 23. Mär 2014, 09:45 Uhr »
Hallo Mipooh,

ich glaube den Satz mit dem Einkaufszettel jetzt auch kapiert zu haben. (hat etwas länger gedauert.)
Also, Einkaufszettel = Thematik (bewusst) und ich packe alles in den Einkaufswagen = Unbewusstes... Ja?

LG, Leanija  :einig:

Offline mipooh

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Re: Wachbewusstsein bei Selbsthypnose
« Antwort #5 am: 28. Mär 2014, 18:14 Uhr »
Das war gar nicht so tiefsinnig gemeint...  ;)
Mir fiel halt dazu ein, dass ich ungern mit dem Kopf voller Einzeldinge durch Supermärkte tappere, sondern mir immer einen Einkaufszettel mitnehme. So kann ich da ganz in Ruhe herumgucken ohne an viel zu denken und zwischendurch gucke ich mal auf den Einkaufszettel, weil ich am Ende dann doch alles eigekauft haben möchte, was ich zu brauchen glaubte.
Mache ich Selbsthypnosen, dann habe ich auch eine Agenda, "einen Einkaufszettel". Zumindest ganz grob weil ich selten sehr konkrete Ziele damit verfolge sondern mehr eine Grundhaltung und ein grundsätzliches Wohlbefinden anstrebe.
Da steht dann ganz oben, "fühle den Atem". Den Rest muss ich selten überhaupt nachgucken, der resultiert bei mir aus der fühlenden Beachtung des Atems. Aber da kommt schon noch eine ganze Menge... Vertrauen, Selbsterfahrung, Klarheit... keine Ahnung wie weit das noch gehen soll...
Immer dann, wenn ich mich "kreativ mit Kompliziertheiten auseinandersetze", die es teils gar nicht gibt oder die zumindest jetzt gerade völlig irrelevant sind, gucke ich halt mal auf den Einkaufszettel und fange wieder von vorne an. Allerdings ohne zurück auf Los gegangen zu sein... dh, die Trance bleibt bestehen, schwächt sich möglicherweise für einen Moment geringfügig ab, und ich vertiefe sie wieder.

Die ganzen guten Sachen macht in meinem Fall eh meine Automatik, ich mische mich da kaum rein. Dafür bin ich einfach nicht klug genug...
Gewohnheiten brauchen Gewöhnung...

Offline Lutz

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Re: Wachbewusstsein bei Selbsthypnose
« Antwort #6 am: 29. Mär 2014, 08:47 Uhr »
Das ist ja das Schöne an Metaphern - jeder bastelt sich aus den hingeworfenen Bröseln das, was für ihn passt.

Mir schien der "Einkaufszettel" passend als Beispiel für das Verfassen eines solchen:
Man schnappt sich Papier und Stift und sagt dann seinem Unbewussten: "Nun mach mal!" Und dann "fällt-ein", was man so braucht, während man dazu eben nicht in Trance gehen und das Bewusste ruhen lassen müsste.
Als Ergebnis dieses Prozesses hat man dann schwarz auf weiß, was das Unbewusste da als Ideen produziert hat.  :)

Lieben Gruß
Lutz

 

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