Selbstbewusstsein durch Hypnose

[Saldier]

Hey Community,

ich wollte um mein Selbstbewusstsein aufzubauen mich mal einer Hypnose Sitzung unterziehen. Ich habe mit einem alten Bekannten gesprochen, der sich mit Hypnose befasst. Er meinte, er bräuchte nur eine einzige Sitzung und würde einen "Enternal Anker" oder auch "Seelenanker" am Ende machen, damit das Ergebnis fest ist und auch auf dauer wirkt. Ich bin mir aber unsicher, da noch nie hypnotisiert wurde und auch irgendwie etwas beunruhigt bin, da es doch sicherlich auch schief gehen kann wenn man es auf die Persönlichkeit ankert. Ich frage mich auch ob es wirklich möglich ist in einer einzigen Sitzung so viel zu erreichen.

ich hoffe könnt mir weiterhelfen,
mfg Saldier

[Lutz]

Hallo Saldier,

grüß dich im Forum!
Mal unabhängig von dir, deinem Bekannten und der Hypnose: Im deutschen Gesetz ist festgeschrieben, dass ein Therapeut bei seiner beruflichen Tätigkeit einen bestimmten Erfolg oder die Wirksamkeit eines bestimmten Verfahrens niemals versprechen darf. Dann so etwas wäre unseriös und niemand kann vorher einen bestimmten Wirkeintritt in einer bestimmten (sehr kurzen) Zeit zuverlässig voraussagen - dafür ist die Psyche eines Menschen doch etwas komplizierter gestrickt. Und das gilt natürlich auch für die Hypnose.

Nun ist dein Bekannter vielleicht (und wahrscheinlich) kein Therapeut und er würde dich vielleicht auch nicht beruflich, sondern "privat" hypnotisieren und damit also auch gegen kein Gesetz verstoßen, aber dem Prinzip nach gilt diese Unvorhersagbarkeit auch für sein Tun.

Psychotherapeuten werden mitunter ja umgangssprachlich auch mal als "Seelenklempner" bezeichnt. Das, was du hier wiedergibst, wäre tatsächlich "Seelenklempnerei". "Mangelndes Selbstbewusstsein? Da zieh ich hier ne Schraube nach und am Schluß kommt ne neue Dichtung rein - fertig!". Ich würde so ein Angebot nicht annehmen.

Dabei muss ich sagen, dass ich - obwohl mir Ankertechniken durchaus vertraut sind - die Begriffe "Enternal Anker" und "Seelenanker" noch nie gehört habe. Auch aus dem Grunde wäre ich da eher vorsichtig.

Ohne also genau zu wissen, was er denn da im Detail vorhat, denke ich jedoch, dass durch so eine Ankerei keine allzu große Gefahr zu erwarten ist. Im vielleicht schlimmsten Fall wird es nicht funktionieren. Dennoch würde ich mich nicht darauf einlassen, dafür wäre ich mir zu schade. So einfach, wie da jemand meinte, dass meine Psyche zu reparieren sei, wäre es meist doch nicht. Und die Anker sollen ja auch erst zum Schluss kommen, wer weiß, was er da außerdem noch klempnern will... aber ich will hier auch nicht zu schwarz malen.

Lieben Gruß
Lutz

[mipooh]

Selbstbewusstsein ist eine Folge von Selbsterfahrung und die kann man in Trancen recht gut machen.
Vorstellbar ist mir auch, dass ein geschickter Mitmensch da fördernd einwirken kann, wenn zB derjenige der in Trance ist, eine Verbindung von Erfahrung und Denken nicht von allein entwickelt und einen Hinweis gut vertragen kann.
Ob man sowas dann gleich "Anker" nennen sollte oder kann, weiss ich nicht.
Im mißbräuchlichen Sinne wird das zB durch Werbung ja praktiziert, in verantwortlichem Sinne kenne ich eigentlich nicht gerade viele Menschen, denen ich das überhaupt zutrauen würde. Schon gar nicht gezielt und planmäßig.

[Katharina]

Guten Morgen zusammen,
sitze wieder mal mit meiner ersten Tasse Kaffee hier.
Ich meine schon, dass man das, wenn man eine Erfahrung, die man einmal gemach that, und diese dann als Hilfe benutzt, Anker setzen nennen kann. Ich weiß nicht, vielleicht eine Erfahrung aoder Erinnerungan eine bestimmte Situation, in der wir sehr mutig waren. Wir alle waren einmal irgendwann ganz besondersmutig.
Aber abgesehen davon, was bei dem einen funktioniet, muss beim anderen noch lange nicht zum Erfolg führen, der braucht wieder was anderes.
Nur das mit dem Erfolg versprechen in einer einzigen Sitzung, und das mit dem Seelenanker ist mir persönlich auch zu hoch.
Liebe Grüße
Katharina

[Lutz]

Hallo ihr,

um nicht falsch verstanden zu werden: Ich hab überhaupts nichts gegen Anker(n). Und ich kann mir auch vorstellen, dass man in nur einer Sitzung was Hilfreiches bewirken kann. Ich halte nur nichts davon, schon vor der Sitzung zu erzählen, was man da machen werde, denn das bedeutete ja, dass man die individuellen Hintergründe, die sich ja meist erst während einer Sitzung herauskristallisieren, ignoriert und ganz schematisch vorgeht.

Selbstbewusstsein ist ja nicht unmittelbar sichtbar oder messbar. Man guckt nicht morgens in den Spiegel um festzustellen: "Shit - schon wieder 2 Falten und 5 graue Haare mehr und 2% Selbstbewusstsein weniger..."
"Mangelndes Selbstbewusstsein" ist ja eine Art Diagnose, die sich ein Betroffener selbst stellt. Irgendwas läuft da im Leben nicht optimal und dann kommt das in die Schublade "mangelndes Selbstbewusstsein". Worum aber geht es da?

Katharina spricht "mutig" an. Zu mir kam mal eine Klientin, die die Räumlichkeiten von einem Vortrag bereits kannte. Als ich die Haustür geöffnet hatte, stürmte sie regelrecht an mir vorbei, eilte durch den Flur, durchs Wartezimmer und saß in Nullkommanix an meinem Besprechungsschreibtisch, so dass ich kaum hinterkam. Das fand ich ganz schön ungewöhnlich und mutig. Ihr vorgetragenes Thema: Mangelndes Selbstbewusstsein.

Da wurden Kinder von ihren Eltern (-teilen) regelrecht gemobbt und zurückgesetzt oder geben sich die Schuld an bestimmten Vorgängen oder Klienten erinnern sich in der Sitzung daran, dass man sie eigentlich abtreiben wollte, oder oder oder - und das alles fängt mit - angeblich - mangelndem Selbstbewusstsein an. In Wahrheit geht es da oft eher um andere Dinge wie z.B. auch Selbstwert, Urvertrauen usw.
Daher bin ich gegen ein Standardvorgehen bei "mangelndem Selbstbewusstsein", eben weil sich dahinter alles andere als Standardthemen und -gründe verbergen.

Lieben Gruß
Lutz