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Autor Thema: Unterbewusstsein devot?  (Gelesen 7606 mal)

Offline yellow

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Unterbewusstsein devot?
« am: 04. Okt 2011, 18:53 Uhr »
Hallo miteinander
ich bin neu hier, werde erst mit der Hypnoseausbildung anfangen und lese mich gerade fleissig in das Thema ein.
Mir drängt sich inzwischen eine Frage auf: Ist das Unterbewusstsein devot?
Die Tatsache, dass es grundsätzlich Suggestionen annimmt, und auch bei der Einleitung brav mitmacht lässt bei mir den Eindruck aufkommen.
Sorry für eine etwas seltsame Frage , ich würde mich aber über eine Antwort sehr freuen!
yellow

Offline Hypnotikum

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Re: Unterbewusstsein devot?
« Antwort #1 am: 04. Okt 2011, 21:03 Uhr »
Hallo yellow,

da ich wohl der Erste bin, ... willkommen im Forum und viel Spass beim Lesen.

Wikipedia(devot):Das Wort stammt vom lateinischen devovēre ab, welches für „verwünschen, weihen, heiligen“ steht. Am nächsten kommt der heutigen Verwendung allerdings die Übersetzung „hingeben“.

Eigentlich passt nichts davon wirklich...

Zitat
Die Tatsache, dass es grundsätzlich Suggestionen annimmt, und auch bei der Einleitung brav mitmacht lässt bei mir den Eindruck aufkommen.

Sorry, wenn ich dir gleich zu Anfang einige Illusionen zerstören muß...
Die Tatsache ist wohl eher, dass es grundsätzlich absolut nicht jede blödsinnige Suggestionen annimmt.

Das Gleiche gillt dummerweise auch bei den Einleitungen.
Mann kann zwar tatsächlich Personen deren Wachbewußtsein GEGEN eine Hypnose ist, mit entsprechenden Einleitungen eine Hypnose herbeiführen,
aber wenn deren UB meint :"NÖ!"  dann ist auch NÖ.
Keine Einleitung, keine Hypnose... schade.

Auf Grund deiner Fragestellung nehme ich mal an, dass du dir auf YouTube & Co. einige Bühnenshows angesehen hast. (Das tue ich auch heute noch und entdecke dabei immer wieder Dinge, die mir vorher entgangen sind. Denn... lernen kann mann immer)
Dabei solltest du folgendes nicht vergessen : Die Personen, die da auf der Bühne stehen, sind 'handverlesen' und meist besonders suggestiebel. Den Vorgang der Suggestibilitätstests findet man selten in einem solchen Video, denn die sind nicht so reißerisch.
Außerdem ist zu Bedenken, dass eine Person, die da auf die Bühne geht, bereits nach außen und innen klar gemacht hat, dass sie 'mitspielen' wird.
Sie hat "HIER" geschrien, als gefragt wurde "wer will" und hat sich dann bei den Suggestibilitätstests auch noch hervorgetan.
Wenn du so jemanden in einer vernünftigen Trance vor dir stehen hast, dann kannst du ihm sicherlich auch problemlos rot für blau verkaufen.
Aber halt nur dann. Das zu verallgemeinern kannst du leider vergessen.
Auch wenn du diverse StreetHypnotists im  Netz siehst... immer dran denken, die Videos sind nicht zuletzt auch Werbung für sie. Dementsprechend wirst du wenige finden, wo der Hypnotisant nach der Einleitung dem Hypnotisoer den Vogel zeigt, sich umdreht und weggeht. Das kommt nicht gut fürs Ego und Geschäft.

 Lieben Gruß Ralf
Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen. Danach verzichtete er auf weitere Experimente. (Mark Twain)

Offline yellow

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Re: Unterbewusstsein devot?
« Antwort #2 am: 04. Okt 2011, 21:33 Uhr »
Guten Abend Hypnotikum
danke für die ausführliche Antwort! Ehrlich gesagt lese ich zur Zeit "Kompaktkurs Hypnose" von Tad James und bin erstaunt wie einfach manche  Einleitungen von Erickson sind. So scheinbar simpel dass ich mich wundere wie da das Unterbewusstsein drauf einsteigen kann.
Aber eben, das macht Sinn, dass natürlich nur dann eine Einleitung und vorallem die nachfolgende Suggestion greift wenn der Proband
bzw dessen UB auch will.
Bin halt noch ein Neuling, finde die Welt der Hypnose aber sehr sehr eindrücklich!
Freue mich, ein gutes Forum gefunden zu haben :D
Gruss Yellow

Offline Lutz

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Re: Unterbewusstsein devot?
« Antwort #3 am: 05. Okt 2011, 01:56 Uhr »
Hallo ihr,

@ yellow:

Grüß dich hier auch von mir!  :)

Zitat
Sorry für eine etwas seltsame Frage

"Seltsam" ist die Frage schon, aber aus einer bestimmten Sichtweise natürlich nicht unberechtigt. Man könnte schon den Eindruck bekommen, dass da was dran sei, aber in Wirklichkeit ist wohl eher das Gegenteil der Fall, dass das Unbewusste also die dominante Instanz ist.

Ich beginne mal mit der Einleitung.

Zitat
...bin erstaunt wie einfach manche  Einleitungen von Erickson sind.

Stimmt. Solche Tranceeinleitungen sind dem Prinzip nach äußerst simpel. Und so könnte man meinen, dass man so einem schlichten Unbewussten alles mögliche erzählen könne und es würde dem sofort unterwürfig (devot) nachkommen und dabei sogar eine Trance produzieren, wenn es denn gefordert würde. Aber "hinter den Kulissen" sieht es ganz anders aus.

Wer sich noch nicht näher mit Hypnose und Trance befasst hat, wird Trance als mystischen, unglaublichen, unnatürlichen, sonderbaren und sonst-noch-was-Zustand ansehen. Und er wird staunen, wie so ein toller und unglaublich versierter Hypnotiseur eben diesen Zustand herstellen kann mit all dessen Folgen. Genau daraus bezieht ja auch die Showhypnose ggf. ihre Faszination.

In Wahrheit aber ist Trance ein stinknormaler, zutiefst gesunder, regenerierender Zustand, den jeder halbwegs normale Mensch von Haus aus erreichen kann, wenn er es denn zulässt und wenn man ihm Gelegenheit zur Entfaltung gibt. Nur in unserem Kulturkreis gibt man sich meist nicht die Gelegenheit dazu. Entweder wir tun irgendwas oder wir schlafen - dazwischen gibt es (für die meisten) nichts. Wenn man jemanden anruft und ihn fragt, was er gerade macht, wird er irgendwas machen. Aber er wird nicht sagen: "Nichts." Und würde er es doch sagen, würde das wohl auf einige Irritation stoßen.  :)

Aus biologischer Sicht wäre es übrigens sinnvoll, immer mal wieder "nichts" zu machen, denn wir haben einen eingebauten 90 Min.-Rhythmus (ca.) mit Leistungshoch und Leistungstief darin, da wäre es ideal, alle 90 Min. einfach mal nichts zu tun. Aber das wäre in unseren Breitengeraden eher ungewöhnlich.
Und was würde geschehen, wenn man dann "nichts" täte? Man würde in Trance gehen, ganz automatisch.

Deshalb sind Tranceeinleitungen generell so einfach, nicht, weil das UB artig alles Aufgetragene mitmacht, sondern weil sich der Proband nun endlich mal das gönnen kann, was seinen ureigenen biologischen und psychologischen latenten Bedürfnissen entspricht - sich eine Pause zu gönnen und mal abzuschalten. Man kann es auch überspitzt so formulieren: Wenn man sich Zeit nimmt und eine Trance nicht verhindert, entsteht sie von ganz allein.

Und damit zu den Suggestionen. Wie Ralf schon geschrieben hat, werden nur diejenigen Suggestionen angenommen, gegen die das Unbewusste nichts einzuwenden hat. Dabei steigt zwar in Trance die Toleranz gegenüber Suggestionen, wie uns wieder die Showhypnose demonstriert. Aber sie findet individuumabhängig mitunter auch enge Grenzen. Wenn so ein UB z.B. nicht mal Lust hat, sich in diesem Moment von diesem Hypnotiseur mit diesem Verfahren hypnotisieren zu lassen, dann wird besagter Hypnotiseur nur den Mittelfinger des Unbewussten sehen, aber keine Trance.  :)

Lieben Gruß
Lutz

Offline yellow

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Re: Unterbewusstsein devot?
« Antwort #4 am: 05. Okt 2011, 08:52 Uhr »
Hallo Lutz
Danke für deine Erklärung, ja, das macht Sinn, und erklärt auch weshalb mir das "Nichtstun" so unglaublich gut tut. Dann bin ich wohl ohne es zu wissen in den letzten Jahren immer wieder in Trance gegangen wenn ich einfach nur meine Blumen im Garten angeschaut und die Schmetterlinge bestaunt habe. Das stundenlang ohne etwas "produktives" zu tun.
Schade dass wir in einer Gesellschaft leben in der diese "Auszeiten" so unschick sind! Meine Nachbarn jedenfalls finden mich sehr seltsam wenn ich meinem Müssiggang (was für ein Wort  ;) )fröhne.
Aber jetzt wo ich weiss dass ich damit etwas gesundes tu, werde ich selbstbewusst und milde lächelnd über den Zaun winken!
Liebe Grüsse
yellow

Offline Lutz

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Re: Unterbewusstsein devot?
« Antwort #5 am: 05. Okt 2011, 11:46 Uhr »
Hallo yellow,

manche gönnen sich tatsächlich Trancen und nutzen sie, ohne es aber so zu nennen bzw. ohne sie als solche zu erkennen. Der Angler, der auf den See glotzt, der Besucher eines klassischen Konzerts, der dabei so gut "abschalten" kann, der Urlauber auf seiner Strandliege, der in der Sonne "döst", der Berufstätige, der sich nach dem Job erstmal für 15 Min. aufs Sofa packt, dabei aber nicht einschläft, usw.

In Holland wurde das Snoezelen "erfunden", das ganz zufällig an Trance erinnern könnte...  :mnh:

http://de.wikipedia.org/wiki/Snoezelen

Lieben Gruß über den Zaun!  :)
Lutz

Offline Hypnotikum

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Re: Unterbewusstsein devot?
« Antwort #6 am: 05. Okt 2011, 13:19 Uhr »
@Lutz

ich bin doch immer wieder verwundert, auf was du so alles stößt... wie 'findet' mann denn sowas? In dem mann sich bei Google vertippt oder sind das doch eher Infos von Klienten ?

Lieben Gruß Ralf
Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen. Danach verzichtete er auf weitere Experimente. (Mark Twain)

Offline Lutz

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Re: Unterbewusstsein devot?
« Antwort #7 am: 06. Okt 2011, 01:09 Uhr »
Hallo Ralf,

Zitat
In dem mann sich bei Google vertippt oder sind das doch eher Infos von Klienten ?

weder noch.  :)
Im Zuge der "Entwicklung" der Heilschlaf-Hypnose hatte ich vor Jahren intensiv nach "trancenutzenden" Vorgehensweisen recherchiert und war dabei auch irgendwie auf die Snuselei gestoßen.  ;)

Lieben Gruß
Lutz

 

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