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Autor Thema: Fortbildung Hypnose für Ärzte und deren Gesellschaften  (Gelesen 8923 mal)

Offline Fentanyl

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Hallo,

als an Hypnose Interssiertem stehe ich vor folgendem Problem: Auf der Suche nach einer ärztlichen Weiterbildung kommt man schnell auf diverse Seiten unterschiedlicher Gesellschaften, die eine Hypnose-Ausbildung anbieten. Mein Problem dabei ist heraus zu finden, welche denn die nun geeignete Gesellschaft ist, um eine erfolgreiche Hypnose-Ausbildung zu bekommen, die man dann praktizieren kann. Im Folgenenden meine ich mit Anerkennung, dass die Leistung nach GOÄ/EBM abrechenbar ist in dem Sinne, dass gesetzliche/private Krankenkassen die Qualifikation anerkennnen.

Gefunden habe ich z.B. die "Deutsche Gesellschaft für Ärztliche Hypnose und Autogenes Training e.V.", die zu meinem Erstaunen nach wie vor Hypnose durch Vermittlung vor allem von Autogenem Training favorisiert.

Dann gibt es noch die "Deutsche Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V.", hier konnte ich keinen eindeutigen Schwerpunkt finden.

Bei der "Milton Erickson Gesellschaft für Klinische Hypnose e .V." sagt ja schon der Name, welcher Schwerpunkt in der Ausbildung gestzt ist. Hier ist über die Internetseite nicht klar, inwieweit die Ausbildung zur Praktizierung in der Praxis anerkann ist.

Die "Deutschen Gesellschaft für Selbstorganisatorische Hypnose und Hypnotherapie, DGSH e.V." gibt mir am meisten Fragen auf, da ich mit dem Begriff "selbstorganistaorisch" nichts anfangen kann. Darüber hinaus ist mir unklar, inwieweit man hiermit befähigt und in der Lage ist, nach der Ausbildung pkatisch Hypnose zu vermitteln und ob dies anerkannt ist.

Meine Fragen:
  • Welche Ausbildung ist für einen Arzt (Allgemeinmedizin o.ä., nicht Psychotherapie, nicht Psychiatrie) am besten geeignet?
  • Über welche Gesellschaft sollte am besten die Ausbildung erfolgen?
  • Welche Ausbildung wird von den Ärztekammern anerkannt und kann über diverse Kassen (privat/gesetzlich) abgerechnet werden?
  • Ist das Autogene Training eine heute noch gebräuchliche und geeignete Form der Hypnose-Induktion? Welche Vor-/Nachteile hat sie?

Ich hoffe, mein Problem verständlich genug ausgedrückt zu haben und hoffe, dass mir aus dem Kreis der erfahrenen Profis einige antworten können?

Viele Grüße,
Fentanyl




Offline Susanne

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Re: Fortbildung Hypnose für Ärzte und deren Gesellschaften
« Antwort #1 am: 22. Jun 2009, 12:27 Uhr »
Grüß dich Fentanyl

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit ein paar Anworten zu deinen Fragen

Prinzipiell sind dir mit der ärztlichen Approbation die von Dir genannten Hypnotherapiegesellschaften allo offen, denke ich. Ohne Psychotherapieausbildung allerdings MEG und DGH wohl nur eingeschränkt. Das kommt halt drau an. Willst du medizinische Hypnsoe machen oder klinische psychotherapeutische Hypnosetherapie??

Die Landesärtzekammern erteilen in allen diesen Gesellschaften Fortbildungspunkte.

Aber! Hypnosetherapie wird nicht als abrechnungsfähige Psychotherapieform von den Kassen anerkannt. Die KV zahlt nur für Verhaltenstherapie, Psychoanalyse oder tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie.

Autogenes Training ist eine feine Sache als Verfahren zur Selbsthypnose. Es gibt allerdings einfachere Möglichkeiten einen Klienten/Patienten in Trance zu führen.


zu deiner Frage nach der selbstorganisatorischen Hypnose:
Es geht im Prinzip um eine konsequente Einbeziehung der Eigenkompetenz des Klienten in der Trancearbeit. Tranceinduktion und Trancearbeit folgt diesem Prinzip, dass die Lösungen im Unbewußten des Klienten vorhanden sind oder durch seine inneren Ressourcen herausgearbeitet werden können. Dazu lehrt Götz Renartz eine systematische Arbeitsform, die es ermöglichen kann auf unterschiedlichen Zugangswegen (ideomotorisch, kreativ imaginativ auf verschiedenen Sinneskanälen) zu arbeiten.

Die DGSH ist eine sehr junge Hyposegesellschaft, die Selbstorganisatorische Hypnose allerdings schon etliche Jahre in Verbreitung.
MEG und DGH sind die Dinosaurier im Bereich der deutschen Hypnosegesellschaften, meint die sind die etablierten.





"Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen."
(Goethe)

Offline Lutz

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Re: Fortbildung Hypnose für Ärzte und deren Gesellschaften
« Antwort #2 am: 22. Jun 2009, 23:49 Uhr »
Hallo ihr,

ergänzend zu Susannes Ausführungen:

Wenn eine Fortbildung mit Fortbildungspunkten honoriert wird, bedeutet dies nicht im Umkehrschluss, dass es eine irgendwie staatlich oder sonstwie anerkannte "offizielle" Hypnoseausbildung gäbe. Die gibt es schlicht und einfach nicht und deswegen fehlen auch diesbezügliche Angaben auf den Homepages der Gesellschaften/Ausbildungsinstitute.

Für die Praxis bedeutet dies:

- Jeder, der eine Heilberechtigung hat, darf grundsätzlich Hypnose (-therapie) anbieten, ohne dafür eine bestimmte Hypnose-Ausbildung nachweisen zu müssen. Er dürfte es formal auch, ohne überhaupt irgend eine Hypnose-Ausbildung zu haben. Allerdings steht er natürlich andererseits in der Pflicht, seinen Patienten nur sowas angedeihen zu lassen, was er hinreichend beherrscht. Wie er sich aber die Kenntnisse aneignet, ist für die Hypnose nirgends festgelegt.

- Die "hypnotische Qualifikation" von z.B. Ärzten schwankt erheblich. Da gibt es Leute, die mehrjährige qualifizierende Zusatzausbildungen gemacht haben, und solche, die mal ein Wochenendseminar belegt haben - wenn überhaupt. Ohne hier der Frage nachgehen zu wollen, "wieviel Ausbildung" denn überhaupt nötig oder zu empfehlen sei, darf man jedenfalls allein aus dem Wissen, dass ein Arzt Hypnose anbietet, keinerlei Rückschlüsse auf dessen diesbezügliche Qualifikation ziehen.

- Eine Hypnose / Hypnosetherapie ist für sich genommen auch nirgends definiert oder mit irgendwelchen "Qualitätsvorgaben" verknüpft. Und so findet man auch bei Ärzten solche, die z.B. einen großen psychologischen Background haben und moderne, vielleicht hypnosystemische Vorgehensweisen bevorzugen, wie auch solche, die zu therapeutischen Zwecken die Blitzhypnose anwenden, um dann das Unbewusste mal eben umprogrammieren zu wollen.

Und damit zu deinen Fragen:

Zitat
Welche Ausbildung ist für einen Arzt (Allgemeinmedizin o.ä., nicht Psychotherapie, nicht Psychiatrie) am besten geeignet?

Eine generelle Antwort kann ich dir darauf nicht geben. Es wird im Einzelfall davon abhängen, wie sehr man sich da reinhängen will (auch im Hinblick auf Zeit und Geld).

Zitat
Über welche Gesellschaft sollte am besten die Ausbildung erfolgen?

S.o. Nach meinem ganz subjektiven Eindruck (dort versammelte Buchautoren, organisierte Kongresse, Fachpublikationen pp.) erscheint mir die MEG als die fachlich "anspruchsvollste"; in wie weit sich das aber auf die dortigen Ausbildungen auswirkt, kann ich nicht sagen. Im Gegenteil denke ich manchmal bei Äußerungen von Leuten, die dort ausgebildet wurden: Mein Gott, der hat ja gar nix kapiert! Aber das ist ganz subjektiv und mag auch auf andere Institute zutreffen.

Zitat
Welche Ausbildung wird von den Ärztekammern anerkannt und kann über diverse Kassen (privat/gesetzlich) abgerechnet werden

Mal von den reinen Fortbildungspunkten abgesehen: in dem von dir angefragten Zusammenhang keine.

Zitat
Ist das Autogene Training eine heute noch gebräuchliche und geeignete Form der Hypnose-Induktion? Welche Vor-/Nachteile hat sie?

Das Autogene Training hat auch heute noch große Bedeutung und wird auch im klinischen Bereich als Entspannungsverfahren praktiziert und Patienten vermittelt. Viele Krankenkassen oder auch Volkshochschulen bieten Kurse an usw.

Der "Erfinder" Schultz hatte ursprünglich viel mit "richtiger" Hypnose gearbeitet und hat diese in abgespeckter Form als AT propagiert. Der Vorteil liegt in der formelhaften Einfachheit und Vermittelbarkeit. Bereits nach kurzer Unterweisung kann ein Patient ganz eigenständig für körperliche Entspannung sorgen und hat damit ein Werkzeug gegen schädigenden Stress und kann durch Formelbildungen in Grenzen auch Veränderungswünsche bearbeiten.

Obwohl es de facto Selbsthypnose ist, hat es wohl noch den großen Vorteil, eben nicht Hypnose zu heißen, sonst würde es vielleicht viele Praktizierende abschrecken.  ;)

Zur "Hypnose-Induktion" bei einem z.B. Klienten allerdings wird es nicht eingesetzt. Zwar bieten die sogenannte Mittel- und insbesondere die Oberstufe des AT auch Möglichkeiten einer komplexeren therapeutischen Arbeit (an sich selbst), aber in einer "normalen" Hypnosetherapie wird man wohl nicht auf das AT zurückgreifen, um eine Trance einzuleiten. Wie Susanne schon schrieb, dafür wäre das AT in aller Regel wieder zu umständlich.

Lieben Gruß
Lutz

Offline Fentanyl

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Re: Fortbildung Hypnose für Ärzte und deren Gesellschaften
« Antwort #3 am: 23. Jun 2009, 13:23 Uhr »
Liebe Susane, halle Lutz,

vielen Dank für Eure ausführlichen Aussagen bzgl. meiner oben gestellten Fragen. Um es noch einmal im Hinblick auf eine Empfehlung konkreter zu machen, dachte ich an Hypnose im Bereich der Allgemeinmedizin, Schmerztherapie und Palliativmedizin, auch als Hilfestellung zum Erlernen von Selbsthypnose. Ob daraus dann eines Tages Hypnotherapie werden soll und kann, möchte ich entscheiden, wenn ich die grundsätzlichen Techniken hinreichend gut erlernt habe und Erfahrungen anhand der Arbeit mit Patienten gesammelt habe. Es kommt mir also vor allem darauf an, gut ausgebildet zu werden und effektive Techniken an die Hand zu bekommen. Vielleicht ist es so einfacher, eine der Gesellschaften zu empfehlen?

Liebe Grüße
Fentanyl

Offline Lutz

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Re: Fortbildung Hypnose für Ärzte und deren Gesellschaften
« Antwort #4 am: 23. Jun 2009, 19:05 Uhr »
Hallo Fentanyl,

mangels Vergleichsmöglichkeit kann ich dir da leider nicht raten, daher nur zwei andere Gedanken zum Thema:

a) Anstatt gleich eine "Komplettausbildung" anzupeilen, könntest du auch einzelne Veranstaltungen/Workshops zu bestimmten Themen wie z.B. Schmerztherapie besuchen (so man dich denn zuließe).

b) Wenn ich deinen aktuellen Kommentar in einem Thread berücksichtige

Zitat
Wenn das Buch beim Urschleim anfängt, ist es sicherlich für mich nutzlos, gibt das Buch jedoch konkrete Anleitungen, wie Hypnose erreicht und hervorgerufen werden kann, dann ist es wohl das richtige für mich.
,

dann wär es vielleicht auch eine Idee, die Hypnose im ersten Schritt überhaupt ein wenig näher kennen zu lernen, bevor man weitreichende (und ggf. kostenintensive) Ausbildungsentscheidungen trifft. Ich denke an Stammtische, Treffen o.ä., um sich mit Praktikern auszutauschen und mehr über Möglichkeiten der Hypnose zu erfahren usw.

Du sprichst "Techniken" an, die kommen nach meinem persönlichen Dafürhalten erst an zweiter Stelle. Viel wichtiger erscheint mir, zunächst ein (grobes) Verständnis dafür entwickeln zu können, wie und warum (therapeutische) Hypnose überhaupt funktioniert. Dann kann man m.E. besser entscheiden, in welchem Maße (und ggf. wo) man tiefer einsteigen möchte.

Die DGSH e.V. erscheint mir übrigens für einen Einstieg als weniger gut geeignet, aber da können dir andere Forum-Mitglieder, die den Verein näher kennen, mehr dazu sagen.

Lieben Gruß
Lutz

 

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