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Autor Thema: "Ausschaltung des kritischen Bewusstseins mit Hypnose"  (Gelesen 18372 mal)

Offline Lutz

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Re: "Ausschaltung des kritischen Bewusstseins mit Hypnose"
« Antwort #15 am: 10. Mär 2007, 17:46 Uhr »
Hallo Senfgeber  :),

o.k., sind wir also mittendrin in "der" Diskussion.
Ich hatte geschrieben

Zitat
... gibt es derzeit ja eine Bewegung aus der Neuropsychologie, die uns einen "freien Willen" auf bewusster Ebene ohnehin abspricht.

Von der "unbewußten Determination des ganzen Denkens" hab ich mit keinem Wort gesprochen.  :)

Ich bin zu meiner Auffassung übrigens nicht über die Neuropsychologie gelangt, sondern durch meine Bewertung menschlichen Verhaltens generell. Ich finde es nur putzig, dass Teile der Neuropsychologie, aus einer ganz anderen Ecke kommend, zufällig(?) zum gleichen Ergebnis gelangen.

Sei mir nicht böse, aber ich werde deine Argumente nicht aufgreifen, denn das muss ich hier auch gar nicht. Wir sind in einem Hypnoseforum. Und jeder, der sich ein bisschen mit Hypnose auskennt, kennt z.B. das Phänomen der posthypnotischen Suggestion:

Ein Hypnotiseur "pflanzt" im Unbewussten des Probanden ein Handeln ein, das der dann später auf ein Signal hin produziert. Er wird all seinen Intellekt, sein ach so freies kritisches Denken heranziehen, sich in dem Moment vielleicht noch fürchterlich intelligent fühlen und doch genau das und nur das tun, was ihm sein UB in diesem Moment vorgibt. So, wie ich mich auch so dermaßen selbstbestimmt fühlte, als ich mir tausende Male die Hände wusch.  :)

Das ist überall und jederzeit in jedem Labor und auf jeder Bühne immer wieder reproduzierbar. Das ist "real" und keine Fiktion.

Und es stellt sich nicht die Frage, ob einem das in den Kram oder in das eigene Weltbild passt, ob man es toll findet oder ob man tausend Gegenargumente konstruiert: es ist so. Ich stelle mich gern zur Verfügung: hypnotisiere mich, verpass mir einen entsprechenden (bitte harmlosen) Befehl, und ich werde den dann später ausführen und dir unterschreiben, dass ich es aus eigenem, freien Entschluss so gewollt habe.

Auf der einen Seite fällt uns eine Grenzziehung zwischen Trance und Nicht-Trance immer schwerer, für Trance-Verhalten braucht es keine Trance-Einleitung, Trance-Phänome lassen sich auch ohne Trance erzeugen - aber die unabweisbare Dominanz des UBs während einer "Trance" wollen wir "wachbewusst" nicht zulassen - putzig.

Und wenn es denn ein "kritisches Bewusstsein" gibt, das sich den Plänen des UB wirksam und nachdenkend widersetzen könne, wo ist dies denn bei 120 Millionen Depressiven weltweit? Bei Phobikern und Kleptomanen? Bei Frauen, die sich immer wieder "Schläger" als Partner suchen, aber nicht anders können? Bei Rauchern, die nicht aufhören können usw.?

Oder ist so ein UB nur bei anderen dominant, während man selbst natürlich sein Erleben und Verhalten "ganz bewusst" steuert?  :mnh:

Bin neuen Erklärungsansätzen durchaus aufgeschlossen!

Lieben Gruß
Lutz
« Letzte Änderung: 11. Mär 2007, 06:21 Uhr von Lutz »

Miraculus

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Re: "Ausschaltung des kritischen Bewusstseins mit Hypnose"
« Antwort #16 am: 12. Mär 2007, 19:25 Uhr »
Hallo Lutz,

Zitat
Von der "unbewußten Determination des ganzen Denkens" hab ich mit keinem Wort gesprochen.  :)

Dann habe ich wohl auf einen Pappkamaraden geschossen.

Zitat
Ein Hypnotiseur "pflanzt" im Unbewussten des Probanden ein Handeln ein, das der dann später auf ein Signal hin produziert. Er wird all seinen Intellekt, sein ach so freies kritisches Denken heranziehen, sich in dem Moment vielleicht noch fürchterlich intelligent fühlen und doch genau das und nur das tun, was ihm sein UB in diesem Moment vorgibt. So, wie ich mich auch so dermaßen selbstbestimmt fühlte, als ich mir tausende Male die Hände wusch.  :)

Das ist überall und jederzeit in jedem Labor und auf jeder Bühne immer wieder reproduzierbar. Das ist "real" und keine Fiktion.

Und es stellt sich nicht die Frage, ob einem das in den Kram oder in das eigene Weltbild passt, ob man es toll findet oder ob man tausend Gegenargumente konstruiert: es ist so. Ich stelle mich gern zur Verfügung: hypnotisiere mich, verpass mir einen entsprechenden (bitte harmlosen) Befehl, und ich werde den dann später ausführen und dir unterschreiben, dass ich es aus eigenem, freien Entschluss so gewollt habe.

Auf der einen Seite fällt uns eine Grenzziehung zwischen Trance und Nicht-Trance immer schwerer, für Trance-Verhalten braucht es keine Trance-Einleitung, Trance-Phänome lassen sich auch ohne Trance erzeugen - aber die unabweisbare Dominanz des UBs während einer "Trance" wollen wir "wachbewusst" nicht zulassen - putzig.


Das ist doch klar, daß es das gibt.  :)
Nur wäre es m.E. eine fragwürdige (Über)generalisierung wollte man behaupten, daß jedes menschliche Verhalten rein unbewußt gesteuert und alles andere Rationalisierung wäre.
Während eriner Hypnose kann man Halluzinationen, automatische Bewegungen und eben Rationalisierungen erzeugen, doch das bedeutet natürlich noch nicht, daß jede "Wahrnehmung" eine Halluzination wäre, der keine sinnliche Wahrnehmung zugrundeliegt, oder daß jede Bewegung "automatisch" wäre, oder daß jedes menschliche Handeln nach dem genannten Schema funktionieren würee.
Klar ist: Wenn es das in   einer Hypnose gibt, dann muß es das auch außerhalb geben, sonst gäbe es das gar nicht.


Zitat
Und wenn es denn ein "kritisches Bewusstsein" gibt, das sich den Plänen des UB wirksam und nachdenkend widersetzen könne, wo ist dies denn bei 120 Millionen Depressiven weltweit? Bei Phobikern und Kleptomanen? Bei Frauen, die sich immer wieder "Schläger" als Partner suchen, aber nicht anders können? Bei Rauchern, die nicht aufhören können usw.?

Da kommt das kritische Bewußtsein nicht zum Zuge. Das UB hat sicher eine gewisse Priorität, sowie die grundlegenden psychischen Bedürfnisse, denen das UB gerecht zu werden versucht, eine Priorität haben. Ich für mich würde sagen, daß das Psychische "stimmen muß", bevor man geistig gelenkt handeln kann.
Jeder Mensch hat Rationalisierungen, aber diese nehmen wohl zahlen- und bedeutungsmäßig zu, je neurotischer jemand ist.

Zitat
Oder ist so ein UB nur bei anderen dominant, während man selbst natürlich sein Erleben und Verhalten "ganz bewusst" steuert?  :mnh:

Genau so!  ;D

Zitat
Bin neuen Erklärungsansätzen durchaus aufgeschlossen!

Mein Modell, das natürlich niemand glauben muß, wäre eine Mischform, wo bewußtes Handeln und unbewußt motiviertes Tun beide vorhanden ist, wobei das unbewußte Handeln umso mehr in den Vordergrund tritt, je mehr es nach Meinung des UBs "um die Wurst geht".

LG Miraculus

Offline Lutz

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Re: "Ausschaltung des kritischen Bewusstseins mit Hypnose"
« Antwort #17 am: 12. Mär 2007, 19:40 Uhr »
Zitat
Da kommt das kritische Bewußtsein nicht zum Zuge.

Eben. Und mir fallen hunderte Beispiele ein, bei denen das "kritische" Bewusstsein nicht zum Zuge kömmt.
Ich würde mich über ein Beispiel freuen, wo es denn mal zum Zuge käme.  :)

Lieben Gruß
Pappkamerad

Miraculus

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Re: "Ausschaltung des kritischen Bewusstseins mit Hypnose"
« Antwort #18 am: 16. Mär 2007, 21:58 Uhr »
Hallo Lutz,

bei den Depressionen ist es aber natürlich auch so, daß wir gar nicht glauben, wir könnten das einfach durch den Willensentschluß beeinflussen. Da wissen wir ja primär, daß Gefühlslagen nicht einfach so direkt zu steuern sind.
Zum anderen will ich etwas in dem dafür von Eddie eröffneten Thread schreiben...

LG Miraculus

Offline mipooh

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Re: "Ausschaltung des kritischen Bewusstseins mit Hypnose"
« Antwort #19 am: 17. Mär 2007, 01:32 Uhr »
Zitat
Ich würde mich über ein Beispiel freuen, wo es denn mal zum Zuge käme.
Ist das nicht mehr die Frage nach der Henne und dem Ei?
Ich denke, dass das kritische Bewusstsein jedesmal zum Zuge kommt, wenn wir eine Entscheidung treffen. Allerdings im Rahmen der Gesamtpersönlichkeit.
Hat man eine für sich passende Entscheidung getroffen, so wird sie vorwiegend umgesetzt, war sie sehr ungünstig (nur in Bezug auf die eigene Persönlichkeit bzw das UB), dann gibt es wohl wenig Chance.
Der Grad an Selbstbeherrschung, den ein Mensch erreichen kann ist auch immer dadurch beeinflusst inwieweit es ihm gelingt selbstkongruent zu sein.
Ich könnte mich zB noch so viel hypnotisieren um reich zu werden, solange ich dies für ungünstig halte, wird es nicht geschehen.
Wenn ich aber meine Freundlichkeit stütze gelingt das ganz gut.
Gewohnheiten brauchen Gewöhnung...

Offline Lutz

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Re: "Ausschaltung des kritischen Bewusstseins mit Hypnose"
« Antwort #20 am: 18. Mär 2007, 13:15 Uhr »
Hallo ihr,

@ Miraculus:

Zitat
Da wissen wir ja primär, daß Gefühlslagen nicht einfach so direkt zu steuern sind.

Eben. Wenn dort ein (aus dem UB stammendes) Gefühl vorhanden ist, kann das Bewusstsein das nicht steuern oder sich dem "kritisch" wirksam entgegenstellen. Sag ich doch.  :)


@ mipooh:

Stimme dir ja zu. Und natürlich stellt sich ganz grundsätzlich die Frage, ob denn nun diese besagte Trennung zwischen UB und Bewusstsein immer oder überhaupt so sinnvoll ist - du sprichst dich ja nicht zum ersten Mal dagegen aus, für mich allerdings ist sie wieder aus andere Sichtweise schon sinnvoll.
Hier geht es doch aber darum: wenn man mal diese Trennung konstruiert, gibt es dann einen Fall, bei dem sich isoliert das Bewusstsein einer vom UB gefassten Entscheidung/vorgegebenen Richtung entgegen stellen kann?

Zitat
Ich könnte mich zB noch so viel hypnotisieren um reich zu werden, solange ich dies für ungünstig halte, wird es nicht geschehen.

Stimme dir auch da zu. Nur ist auch hier das "für ungünstig Halten" sicherlich eine Einstellung, zu deren Entstehung auch und m.E. vordergründig das UB (oder von mir aus: die so bezeichneten Anteile) beiträgt.

Lieben Gruß
Lutz

Offline mipooh

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Re: "Ausschaltung des kritischen Bewusstseins mit Hypnose"
« Antwort #21 am: 18. Mär 2007, 13:41 Uhr »
Zitat
Wenn dort ein (aus dem UB stammendes) Gefühl vorhanden ist, kann das Bewusstsein das nicht steuern oder sich dem "kritisch" wirksam entgegenstellen.

Ich ging heute allein über eine lange, mir unsicher wirkende Brücke. Nun habe ich gelegentlich die Eigenart auf ungewohnte Umgebungen mit Höhen und Tiefen überzureagieren. Ich ging also nach 4-5 Metern Unsicherheit zurück und überlegte, ob es für mich nun sinnvoller sei, einen Umweg zu machen oder trotz der Anflüge aus meinen Tiefen den Weg zu wagen. Dass ich bei einer Breite von 2-3 Metern und seitlichen Geländern nicht einfach ins Wasser fallen würde war eigentlich ziemlich sicher, und falls dies geschehen würde, dass es nicht weit zu schwimmen sein würde auch.

Ich entschied mich neu zu starten und habe mir nach einem Drittel des Weges erlaubt, mir vorzustellen, dass der Weg hinter mir bereits länger sei als der vor mir. Dies natürlich ohne mich umzuschauen und wissend dass dies nicht wahr ist. Und kurz danach war ich mir sicher, dass dies auch inzwischen fast, annähernd und nun ganz sicher so ist. Und dann hab ich noch den festen Boden genossen und das alles wieder vergessen. Bis jetzt eben.

Nun kann sich jeder raussuchen, ob dies eine bewusste Entscheidung war oder nicht.
Für mich war es eine bewusste Entscheidung.
Gewohnheiten brauchen Gewöhnung...

 

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