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Autor Thema: Emil Coué  (Gelesen 17952 mal)

Offline El Poehlo

  • Beiträge: 7
Emil Coué
« am: 14. Dez 2009, 09:32 Uhr »
Hallo z´amm,

was haltet ihr eigentlich von den Suggestionen/Autosuggestionen von Emil Coué?
Mir fällt auf, dass in seinen Texten, die ja Ende des 18. Anfang 19. Jahrhundert entstanden, viele negative Wörter, z.T. doppelte Negationen enthalten sind: ohne Schwierigkeit, keine Schmerzen, nie Unbehagen, mit etwas aufhören, etc. Viele nie´s, ohne´s, und kein´s schmücken seine Suggestionen, die ja großen Anklang fanden und bis heute als Pionierarbeit in einschlägigen Kreisen gelten. Auch redet er sehr oft von müssen und musst oder nicht musst. Ich dachte diese Art von Worten wären eher kontraproduktiv.
Kann mich da jemand aufklären?
Ich habe von einem Freund einige Suggestionstexte bekommen. Da ich, trotz des hohen Alters der Texte, die Suggestionen von Coué ansprechender und zutreffender finde als die modernen, habe ich sie miteinander verquickt und meine eigenen Suggestionen daraus gebastelt (nur für die Selbstbehandlung!!!). Allerdings beschäftigt mich oben gestellte Frage sehr.
Eine Frage habe ich noch: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Suggestionen und Affirmationen?
Vielen Dank für eure Hilfe.

PS: Für die, die es nicht wissen, Coué war der, der mit der Affirmation (?) „Es geht mir von Tag zu Tag in jeder Hinsicht immer besser und besser“ bekannt geworden ist.

 

Offline mipooh

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Re: Emil Coué
« Antwort #1 am: 14. Dez 2009, 13:55 Uhr »
Ich hab von Coué zweimal ein Buch gehabt und ausser dem von Dir genannten Satz habe ich von ihm nicht eine einzige Suggestion gelesen. Finde schon fast merkwürdig, dass es noch weitere geben soll...
Aber die eine reicht auch völlig aus.
Gewohnheiten brauchen Gewöhnung...

Offline Lutz

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Re: Emil Coué
« Antwort #2 am: 14. Dez 2009, 18:03 Uhr »
@ EP:

Zitat
Eine Frage habe ich noch: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Suggestionen und Affirmationen?

Suggestionen (aus dem Lateinischen: "mit auf den Weg geben", unterschieben) sind im Hypnosekontext Ideen oder auch Handlungsanweisungen, die jemand an sich oder an einen anderen weitergibt.
Affirmationen (aus dem Lateinischen: versichern, bekräftigen) sind "bekräftigende Formeln", die man sich selbst gedanklich oder tatsächlich "aufsagt."

Und daraus ergibt sich auch die Antwort auf deine erste Frage:
Um (insbesondere) einem anderen mit Suggestionen etwas zu vermitteln und mitzugeben, sollte man dies nach Möglichkeit positiv und damit "zielführend" beschreiben, um auch wirklich eindeutig zu vermitteln, worum es denn überhaupt geht und welche Richtung einzuschlagen sei.

Affirmationen hingegen sind "nur" Formeln, die für etwas stehen, und haben eine ähnliche Funktion wie der Knoten im Taschentuch. Dieser soll "als Symbol" an etwas erinnern und da ist es nicht wirklich wichtig, welche Farbe das Taschentuch oder welche Form der Knoten hat.

Wenn du z.B. mit deiner Einkaufstüte durch die Gegend schlenderst und plötzlich die Idee hast: "Jetzt könnte ich doch mal wieder meine Lieblingsaffirmation runterbeten", dann kommt dies Idee ja aus deinem Unbewussten, das dir damit signalisiert: "Ich hätte jetzt mal wieder Lust auf dieses Spiel." Und natürlich weiß dies, worum es dabei geht, egal, wieviele Negationen in der Formel eingebaut sein sollten.  :)

Lieben Gruß
Lutz

Offline El Poehlo

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Re: Emil Coué
« Antwort #3 am: 16. Dez 2009, 08:19 Uhr »
Halloo,
vielen Dank für die Erklärung! Werde wahrscheinlich nächstes Wochenende Modul1 belegen!

Ein schönen Tag allen!

El Poehlo

Offline theo

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Re: Emil Coué
« Antwort #4 am: 14. Mai 2010, 13:03 Uhr »
Autosuggestionen und Affirmationen erstellt man am besten selbst, denn jeder wird schon selbst sehen, welche Glaubenssätze am Nützlichsten erscheinen. Ich habe nur die Erfahrung gemacht, dass man negative Formulierungen auf alle Fälle vermeiden sollte, denn wenn ich sage: "Denke nicht an ein Unglück", dann habe ich ja auch gleich das Unglück im Kopf, das ist also sehr kontraproduktiv

Offline mipooh

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Re: Emil Coué
« Antwort #5 am: 15. Mai 2010, 05:50 Uhr »
Formulierungen sind relativ wenig bedeutsam, solange das was damit ausgelöst wird das gewünschte ist.
Für Dein Beispiel könnte dies etwa bedeuten, wenn der Hörende bereits auf "denke nicht" reagiert hat, dann spielt "an ein Unglück" nur noch die Rolle eines unbedeutenden Lautes.
So werden zB durch Mantras Zustände ausgelöst ohne dass die Sprache des Mantras überhaupt eine Bedeutung hat.

Das Thema Gegenübertragung könnte interessant sein um zu erhellen, wie denn Kommunikation eigentlich funktioniert.
Der rein verbale Teil ist unwichtiger als wir Wortkünstler oft glauben...

Man kennt Lebenssituationen, in denen es notwendig erscheint, Mitteilungen zu machen, die anwesende Dritte nicht verstehen. Da spricht man sogar dieselbe Sprache und der Partner versteht, während die anderen Anwesenden in der Regel "nur Bahnhof verstehen"...

Oder wenn wir an verschiedene Kunstformen denken, gestern sah ich diesen Bauchredner mit dem stilisierten Adler. Wir hören scheinbar einen Dialog, obwohl wir genau wissen könnten, dass es ein Monolog ist. Oder Musik... "Born to be wild" hat mit wirklicher Wildheit gar nichts zu tun, sondern dient lediglich einem "Befreiungsschlag" aus zu engen mentalen Grenzen...

Von daher kommt es mehr darauf an, wie eine Autosuggestion initiiert wurde als auf den verbalen Inhalt.

Gewohnheiten brauchen Gewöhnung...

Offline Lutz

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Re: Emil Coué
« Antwort #6 am: 15. Mai 2010, 12:38 Uhr »
@ mipooh:

Kann das nur unterstreichen, was du geschrieben hast! "Schlimmer" als eine Affirmation, die Negatives beinhaltet, wäre ja noch eine solche, die eine offensichtliche Lüge darstellte:

„Es geht mir von Tag zu Tag in jeder Hinsicht immer besser und besser.“

Jedes Kind weiß, dass das "eigentlich" Quatsch ist. Wenn ich heute mit einer fetten Erkältung im Bett liege, dann geht es mir heute eben nicht besser als Tags zuvor. Wenn ich zum Monatsende weniger Geld habe, geht es mir nicht besser. Wenn ich mit zunehmendem Alter schlechter gucken kann, geht es mir nicht besser. Es wird einem mit fortschreitender Zeit gar nicht besser gehen - schon gar nicht "in jeder Hinsicht" und erst recht nicht "immer".

Und so würde man einen derartig konstruierten Satz mit seinem haltlosen Inhalt wohl in jeder Therapie auf seine schädigenden Sprachmuster hin untersuchen und auseinandernehmen: "An jedem Tag weiß meine Frau in jeder Hinsicht alles immer besser!"
Wirklich an jedem Tag? Wirklich in jeder Hinsicht? Alles? Immer?

Dennoch oder gerade deswegen kann besagte Affirmation sinnvoll sein, aber nur, weil dort jeder etwas ganz anderes für sich hineininterpretiert - vielleicht etwas in Richtung von Lebensbejahung, Gelassenheit, Optimismus, Souveränität...
Nur all das hätte dem Wortlaut nach nichts mehr mit der eigentlichen Affirmation zu tun.

Lieben Gruß
Lutz

Offline Franz Josef Neffe

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Entdeckerstolz kann manchmal den gesamten Verstand auf einen Punkt fixieren, dann übersieht man so manches.
Zu Émile Coué kamen in den 1910/20er Jahren jährlich einige zehntausend Hilfesuchende mit ihren großen ungelösten Lebensproblemen aus aller Welt nach Nancy. Aus den täglich bis zu vier zweistündigen, unentgeltlichen und öffentlichen Sitzungen mit jeweils ca. 50 Personen wurden keinerlei Misserfolge berichtet, im Gegenteil! Drum kamen immer mehr Leute und Coué wurde u.a. zu zwei großen Reisen nach Amerika und ebenso durch die Schweiz eingeladen.
Bis zu Coué war die Autosuggestion ein unbekannter Fachbegriff, durch seine regelmäßigen Erfolge und vor allem durch die Erfolge der Anwender seiner Methode, die ihn oft selbst nie kennenlernten, wurde die Autosuggestion in der ganzen Welt als Selbsthilfe populär. In ca. 20 Sprachen wurde seine "Selbstbemeisterung...." übersetzt, es gibt sogar eine Übetragung ins Hebräische von Moshe Feldenkrais.
Kinder kämen von sich aus nicht auf den Gedanken, den Mund so voll zu nehmen und zu behaupten, dass etwas Quatsch ist. Sie tun es entweder oder sie tun es nicht.
"Es geht mir jeden Tag in jeder Hinsicht immer besser", das ist einfach das Grundprogramm des Lebens, das sowieso in jedem stattfindet. Entweder geht es dir dadurch besser, dass Du achtsam bist, dann kannst Du Dein Leben gestalten. Oder Du schlamperst weiter, dann darfst Du selbst Dir Deine Probleme auf diese Weise größer machen und dadurch lernen. Du hast die Wahl, wodurch es dir besser geht. Coué war stets demütig und bescheiden genug, dieses Grundprogramm des Lebens respektvoll mit Worten zu bestätigen und dadurch mit ihm eins zu werden. Dem Leben zu sagen, dass es dumm und Quatsch ist, ist auch eine Möglichkeit, sich zu entwickeln.
Bei den suggestiven Wirkungen geht es um mehr als ein paar formal perfekte Tricks; es geht immer ums Leben.
Ich grüße freundlich.
Franz Josef Neffe

Offline Lutz

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Re: Emil Coué
« Antwort #8 am: 22. Jun 2010, 23:23 Uhr »
Hallo Franz Josef,

grüß dich hier!  :)
Hab ich Coue in Frage gestellt? Hab ich nicht.
Hab ich seine Erfolge in Frage gestellt? Hab ich nicht.
Hab ich die Wirksamkeit von Autosuggestionen und insbesondere "der" Autosuggestion in Frage gestellt? Hab ich nicht, im Gegenteil.

Ich nehme lediglich den Mund so voll (dein Ausdruck) und behaupte weiterhin, dass eine Wirksamkeit nicht auf eine Wortbedeutung zurückzuführen sei.

Zitat
Bei den suggestiven Wirkungen geht es um mehr als ein paar formal perfekte Tricks; es geht immer ums Leben.

Das sehe ich auch so.

Zitat
Oder Du schlamperst weiter, dann darfst Du selbst Dir Deine Probleme auf diese Weise größer machen und dadurch lernen.

Das hingegen halte ich für eine "interessante" Sichtweise. Wenn Probleme größer werden, definiert Coue das dennoch als "besser", weil man daraus ja lernen könne? Das hat Coue tatsächlich so gemeint?

Lieben Gruß
Lutz

Offline mipooh

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Re: Emil Coué
« Antwort #9 am: 23. Jun 2010, 05:52 Uhr »
Zitat
Oder Du schlamperst weiter, dann darfst Du selbst Dir Deine Probleme auf diese Weise größer machen und dadurch lernen.

Das hingegen halte ich für eine "interessante" Sichtweise. Wenn Probleme größer werden, definiert Coue das dennoch als "besser", weil man daraus ja lernen könne? Das hat Coue tatsächlich so gemeint?

Nee, der Part mit dem Schlampern existiert bei Coué gar nicht. Er ist "einseitig" positiv ausgerichtet. Ist nicht sinnvoll, sich eine funktionierende Affirmation durch rationales Denken zu versauen...
Gewohnheiten brauchen Gewöhnung...

Offline Franz Josef Neffe

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Re: Emil Coué
« Antwort #10 am: 28. Jul 2010, 22:30 Uhr »
Es ist eine Frage, ob man den bekannten, auf seine drei Formeln reduzierten Coué meint oder den, der sagt, dass Autosuggestion ein Werkzeug ist, das wir schon bei der Geburt besitzen und dem eine unerhörte und unberechenbare Macht innewohnt. Dass man die Wahl zwischen Erkennen und Gestalten oder Lernen durch Fehler (größer gemachte Fehler erleichtern wiederum das Erkennen) hat, ist allerdings Originalton FJN.
Coué hat seinen Welterfolg sicher nicht "toll konstruierten Affirmationen" zu verdanken. Seine berühmte Generalformel "Es geht mir jeden Tag in jeder Hinsicht immer besser und besser", die früher als "Couéismus" in jedem Lexikon stand, hat er in seiner frühen Laufbahn ziemlich sicher noch gar nicht gekannt und angewandt. Das bedeutet: Coué ist nicht durch die Coué-Methode so erfolgreich geworden, mit der man auch heute noch immer ganz passable Erfolge bekommt. Wenn wir genau hinschauen, sehen wir, dass Coué das gelebt hat, was andere nur als Technik kopieren wollen. Wie gesagt: die Kopie ist schon nicht schlecht. Da loht es sich, das Original genauer unter die Lupe zu nehmen.
Ich grüße freundlich.
Franz Josef Neffe

 

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