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Autor Thema: 'Parallele Kommunikation'  (Gelesen 5716 mal)

Offline Lutz

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'Parallele Kommunikation'
« am: 13. Okt 2007, 13:10 Uhr »
Hi ihr,

vor einigen Tagen hatten Barbara und ich eine gemeinsame Freundin und deren Ehemann und Tochter besucht. Am Rande dieses schönen Wochenendes bat mich besagte Freundin um eine auf Veränderung gerichtete Hypnose. Während dieser schien es mir geboten, u.a. auch auf ideomotorische Signale zurückzugreifen. Auf Grund ihrer Sitzposition boten sich dabei nicht die Hände/Finger an, sondern ihr Fuß, denn sie hatte ein Bein über das andere geschlagen und so schwang ein Fuß "gesprächsselig" in der Luft.

Ich bot also ihrem Unbewussten an, sich über ein Wippen des Fußes mitzuteilen, und dem kam es äußerst kooperativ nach. So entstand also ein netter, aufschlussreicher Plausch zwischen ihrem "Fuß" und mir.

Im Nachgespräch, während dessen wir uns in den Garten begaben, kamen wir dann auch zum Thema der ideomotorischen Signale, von denen sie in Trance bewusst nicht allzu viel mitbekommen hatte. Anstatt ihr nun einfach zu sagen, welche Antworten ihr Unbewusstes gegeben hatte (sowas tue ich nie), bot ich an, dass das Unbewusste ihrem Bewusstsein die Antworten nun selbst geben könnte und bat sie, dazu ihre Hände auf einen halbhohen Gegenstand zu legen, vor dem wir wie an einer Bar standen.

In dem Moment kam ihr Ehemann in den Garten, der sofort sensibel bemerkte, dass da wieder so eine komische Sache zwischen Hypnotiseuren lief, und der also auf dem Absatz umdrehte, um uns nicht zu stören und um sich in Sicherheit zu bringen. Ich ermunterte ihn aber, sich zu uns zu gesellen, und entschied mich auf Grund der neuen Situation zu Folgendem: ich bat die beiden, sich zu unterhalten, während ich mich parallel mit ihrem Unbewussten unterhalten würde, das sich über die immernoch dort liegenden Hände bzw. deren Finger äußern könne.

Also sprachen ihr Ehemann und ich gleichzeitig zu ihr - er unterhielt sich "auf bewusster Ebene" mit ihr, während ich zu ihrem Unbewussten sprach. Der Ehemann kommentierte das Ganze mit: "Das ist, als würde man gleichzeitig zwei Sender empfangen."

Und - es funktionierte. Ihr Unbewusstes gab mir währenddessen bereitwillig weiter und sehr deutlich Antworten, während sie sich bewusst dem anderen Thema widmete.

Ich überlege nun seitdem, welche zusätzlichen Möglichkeiten sich damit auch für ein therapeutisches Vorgehen ergeben können.
Lässt man einen Klienten zukünftig Fernsehen gucken, während man parallel 'ungestört' mit dem Unbewussten arbeitet?
Setzt man einen Klienten vor ein Videospiel, das ihn aktiv fordert, während man mit dem UB plauscht?

Vielleicht kann diese Schilderung ja zu eigenen Überlegungen und Experimenten in dieser Richtung anregen, das ist Sinn dieses Beitrags.

Eine an sich treffendere Bezeichnung für so ein paralleles Vorgehen wäre wohl "Zwei-Ebenen-Kommunikation", aber dieser Begriff ist in der Psychologie ja schon anderweitig belegt (z.B. Watzlawick: Bedutungsebene <-> Beziehungsebene).

Viel Spaß beim Ausprobieren!  :)

Lieben Gruß
Lutz

Barbara

  • Gast
Re: 'Parallele Kommunikation'
« Antwort #1 am: 13. Okt 2007, 14:23 Uhr »
Hallo Lutz,

ich durfte diesem Ereignis ja hautnah beiwohnen und fand es sehr beeindruckend. Auch weil besagte Freundin, nachdem du du die ideomotorische Befragung beendet hattest, keinen blassen Schimmer hatte, was gerade abgelaufen ist. Sie hatte sich bewusst nur auf ihren Mann konzentriert.  :D

Wir hatten ja schon darüber gesprochen und die Idee finde ich persönlich richtig klasse. Ich hab schon eine Idee, bei wem ich das mal ausprobieren könnte. ;) - Danke für die ausführliche Schilderung!

Lieben Gruß
Barbara

Offline MindCore

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Re: 'Parallele Kommunikation'
« Antwort #2 am: 15. Okt 2007, 16:45 Uhr »
Moinsen,
Zitat
Ich überlege nun seitdem, welche zusätzlichen Möglichkeiten sich damit auch für ein therapeutisches Vorgehen ergeben können.
Lässt man einen Klienten zukünftig Fernsehen gucken, während man parallel 'ungestört' mit dem Unbewussten arbeitet?
Setzt man einen Klienten vor ein Videospiel, das ihn aktiv fordert, während man mit dem UB plauscht?
Interessantes Fallbeispiel und noch viel interessante Möglichkeit zu intervenieren, an dieser Stelle danke für deine Ausführung Lutz.   :) Persönlich gesehen halte ich nicht viel von dieser Alternative, da es mir stets sehr wichtig ist, dass meine Klienten aktiv* an der Veränderung beteiligt sind um so u.a. mehr Autonomie über ihr Handeln zu entwickeln. Dies ist unter diesen „Vorrausetzungen“ m.E nicht gegeben. Aber probieren geht über studieren, vielleicht ändere ich ja noch meine Meinung.  ;)

Gruß Edd!e

* Damit bezieh ich mich auf die Bewusstseinsebene
« Letzte Änderung: 15. Okt 2007, 19:59 Uhr von MindCore »

Offline Lutz

  • Admin
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Re: 'Parallele Kommunikation'
« Antwort #3 am: 16. Okt 2007, 02:24 Uhr »
Hallo Eddie,

mal abgesehen davon, dass ich die Möglichkeiten einer sinnvollen Anwendung ja selbst noch überdenke: ich würde natürlich nicht nur so arbeiten. Dennoch kann sowas vielleicht ein dienlicher Baustein im Rahmen einer umfassenderen Intervention sein.

Nimm z.B. Klienten, deren 'Problemteil' so stark ausgeprägt ist, dass jegliche konstruktive Zusammenarbeit boykottiert wird. Konventionelle ideomotorische Befragungen funktionieren nicht und werden als ideonotorisch verurteilt, Trance klappt schon mal gar nicht usw.

Dann würde so ein Vorgehen das Spektrum denkbaren Vorgehens erweitern können: man lässt jemanden von 99 abwärts zählen: 99-97-98-96-97-95... oder macht irgendwas anderes das Bewusstsein Ablenkendes. Dabei wird derjenige natürlich NICHT in Trance gehen. Aber er wird vielleicht so sehr damit beschäftigt sein, nicht in Trance zu gehen, dass man vielleicht erste (und genaue!) Antworten seines UB bekommt - ohne seine bewusste Beteiligung (und ganz ohne Tranceinduktion).

Kann doch mal hilfreich sein... ;)

Lieben Gruß
Lutz

Offline MindCore

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Re: 'Parallele Kommunikation'
« Antwort #4 am: 16. Okt 2007, 07:00 Uhr »
Moinsen,
Zitat
Dann würde so ein Vorgehen das Spektrum denkbaren Vorgehens erweitern können: man lässt jemanden von 99 abwärts zählen: 99-97-98-96-97-95... oder macht irgendwas anderes das Bewusstsein Ablenkendes. Dabei wird derjenige natürlich NICHT in Trance gehen. Aber er wird vielleicht so sehr damit beschäftigt sein, nicht in Trance zu gehen, dass man vielleicht erste (und genaue!) Antworten seines UB bekommt - ohne seine bewusste Beteiligung (und ganz ohne Tranceinduktion).
:hmmm: das könnte sich u.a. bei jenen Klienten als vorteilhaft erweisen die therapeutische Hilfe suchen aber nicht annehmmen können, da gewisse interne Blockarden eine mögliche Veränderung verhindern. Wäre eine interessante Intervention bei einem meiner Klienten. Danke Lutz.  ;)

Gruß Edd!e

 

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