Hypnose Hilfe Forum

Und dann noch: => off topic - Ernsthaftes => Thema gestartet von: Miraculus am 24. Apr 2006, 19:43 Uhr

Titel: Über Profis und Laien
Beitrag von: Miraculus am 24. Apr 2006, 19:43 Uhr
Hallo zusammen,

mal ein etwas unerfreuliches Thema, über das ich mich schon mit einem anderen Forumsmitglied ausgetauscht habe.


Die großen Hypnose-Verbände in Deutschland gehören der ISH an, einer internationalen Hypnose-Gesellschaft, und teilen deren ethische Richtlinien.

Zu diesen gehört die Ablehnung der Hypnose durch "Laien". Als Laien gelten dabei alle, die nicht Psychologen, Ärzte oder Zahnärzte sind.
Nur diese drei Gruppen können angeblich vernünftig mit Hypnose umgehen.
Begründung: Die haben sich in ihrem Studium mit Psychopathologie auseinandergesetzt. Damit sind sie allen anderen weit überlegen, was den professionellen Umgang mit Hypnose anbelangt.

Und da habe ich ganz ehrlich gesagt große Probleme.
Erstens sind Hypnose und Trance für mich keine pathologischen Phänomene. Sicher ist psychotherapeutische Kompetenz hilfreich, aber die eigentliche Hypnose ist keine Psychotherapie!

Aber viel wichtiger: Ich habe schon öfter gehört, daß es so toll auch nicht immer ist mit dem praktischen psychotherapeutischen Können , das in einem Psychologie-Studium erworben wird.

Was die Ärzte angeht, so kenne ich nette und kompetente. Daß die aber automatisch ein großes psychopathologisches Wissen und praktisches Können haben, gehört nach meiner Erfahrung in dieser allgemeinen Form in den Bereich der Mythen, was durchaus auch zugegben wird.

Was Zahnärzte angeht ist die Situation wohl noch eindeutiger, siehe auch den Zahnarzt-Hypnose-Thread.

Damit ich nicht mißverstanden werde: Ich habe nicht den geringsten Zweifel, daß zahlreiche Zanhärzte Hypnose sicher und zum Wohle ihrer Patienten anwenden.
Ich erwarte auch nicht von meinem HNO-Arzt oder meinem Zahnarzt, daß er ein halber Psychotherapeut ist!
Aber was ich schon erwarte ist, daß nicht so getan wird als ob.

Sicher gibt es auch Zahnärzte mit sehr fundiertem psychotherapeutischem Wissen. Aber der Regelfall ist das wohl kaum!

Warum aber wird dann so getan, als sollten nur die drei erwähnten Gruppen hypnotisieren?

Die Heilberechtigung ist es sicher nicht.
Die hat nämlich noch lange nicht jeder Psychologe, wohl aber jeder Heilpraktiker.

Warum ist der Sozialarbeiter oder der, der nach dem HPG Psychotherapie macht und jahrelange Erfahrung in Hypnose besitzt stets ein "Laie", der sich eigentlich gefälligst unterstehen sollte, während jeder Zahnarzt mit 2 WE-Semibaren Hypnose als "Profi" gilt?

Warum lehnen es die Hypnose-Gesellschaften samt denen für zahnärztliche Hypnose als moralisch unverantwtbar ab, an den Heilpraktiker Wissen weiterzugeben?

Warum rümpfen die Zahnärzte mit einem kurzen Curriculum Hypnose über den die Nase, der Psychotherapie nach dem HPG macht und eine Prüfung bestanden hat, durch die mancher Psychologe mit abgeschlossenem Studium gleich mehrfach gerasselt ist?
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Lutz am 25. Apr 2006, 04:22 Uhr
Hallo Miraculus,

zum Thema selbst halte ich mich hier (erst-) mal zurück, daher nur am Rande:

Zitat
Warum lehnen es die Hypnose-Gesellschaften samt denen für zahnärztliche Hypnose als moralisch unverantwtbar ab, an den Heilpraktiker Wissen weiterzugeben?

Nach meinem Kenntnisstand ist dem nicht ganz so. Die MEG beispielsweise bildet auch (kleine) HPs aus.  :)

Um aber "Wasser auf deine Mühlen zu gießen", eine kleine Anekdote dazu: Gestern las ich im Web auf der Homepage eines Hypnose-anbietenden Dipl.-Psychs, dessen Namen ich hier lieber nicht nenne. Er erwähnte das Phänomen, dass man manchmal im Auto auf der Autobahn fährt und sich nachträglich an die letzten km absolut nicht erinnern kann - so weit, so gut. Dann aber kommentierte er, dass es sich dabei um eine "negative Halluzination" handele. Das aber ist natürlich kompletter Blödsinn - hoffen wir mal, dass er im therapeutischen Umgang mit Hypnose mehr Kompetenz erkennen lässt...  :o

Lieben Gruß
Lutz
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Tom am 25. Apr 2006, 07:33 Uhr
Hallöchen,

dies ist für mich auch ein bisschen ein Reizthema.

Die von Miraculus genannten Berufsgruppen haben sicherlich durch ihre Ausbildungen ein gut fundiertes psychopathologisches Fachwissen. Punkt.

Psychologen:
Haben per se kein psychotherapeutisches Fachwissen. Wenn überhaupt, dann, soweit ich weiß, "nur" die klinisches Psychologen. Es ist auch nicht zwingend gegeben, das klinische Psychologen im Studium psychotherapeutische Ausbildung machen. Je nach Universität sind solche Seminare manchmal Pflicht und manchmal nicht. Höchstwahrscheinlich haben diese Fachrichtungen gutes theoretisches Wissen, wenn die entspr. Studenten sich im Studium darauf spezialisiert haben.

Ärzte (im Besonderen Psychiater):
Sind die besten für mich. Habe ich schon erwähnt, daß ich mit vielen Ärzten zusammenarbeite? Ich liebe diese. Bei 90% meiner Kontakte zu diesen, gehen ich meist mit Schmetterlingen nach Hause  ;); schade daß ich schon verheiratet bin, sonst würde ich eine Psychiaterin heiraten  >:D.
Psychiater (und Hausärzte glaube ich auch) können eine halbjährige psychotherapeutische Fortbildung machen, und können danach Psychotherapie bei den Krankenkassen abrechnen. "Nur" 6 Monate. Im Vergleich zu einer "ordentlichen" psychotherapeutischen Ausbildung, die in der Regel zwischen 3-6 Jahre dauert, einen großen Anteil Selbsterfahrung und Eigentherapie enthält, sowie soundsoviel Stunden supervidierte Therapie mit "Patienten".  ??? Dies erscheint meiner Meinung nach geradezu lachhaft.

Heilpraktiker:
Sind mir fast am Liebsten. Ich habe für meine eigene Therapie eine Heilpraktikerin Psychotherapie aus dem Bereich der Körpertherapie gewählt. Aber mal ehrlich - viele kennen dieses Thema ja schon - gehe zum Gesundheitsamt, mache eine amtärztliche Prüfung, und dürfe heilen? Eher sehr inkonsuequent  :P - im Vergleich zum oben erwähnten.
Trotzdem finde ich gut daß dies im letzten Fall so ist; denn ich bin nicht umsonst in Foren wie diesem unterwegs; ich finde gut, daß u.a. auch sehr kompetente "Laien" die Möglichkeit bekommen zu wirken.

Zum Schluß noch eines: Ich mache mich gerne über bestimmte Berufsgruppen lustig; gerade ich als Sozialpädagoge bin auch an alles sozialen Witzen interessiert (davon gibt es ja zur Genüge  :-*);
Ich weiß natürlich, daß unter den oben erwähnten Berufsgruppen eine Menge kompetenter Fachleute gibt (daß hoffe ich eindringlich). Ich habe zum beispiel einen Hausarzt, der mein uneingeschränktes Vertrauen besitzt. Der mich immer wieder mit einem "diagnostischem" Auge überrascht und ich bin dankbar diesen gefunden zu haben. Also bitte, keiner soll sich "ans Bein ge...... fühlen".

Zum Psychologiestudium könnte vielleicht Susanne was schreiben; das wäre bestimmt interessant. Wo hast Du denn studiert? Fühlst Du Dich allein aufgrund deines Studiums, psychotherapeutisch kompetent? Mich würde auch interessieren, welche Art der Zusatzausbildung Du gemacht hast  :).

Gruß, Tom.
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Lutz am 25. Apr 2006, 16:10 Uhr
Zitat
Zum Psychologiestudium könnte vielleicht Susanne was schreiben; das wäre bestimmt interessant.

Susanne wird erst in einigen Tagen antworten können, sie ist vorübergehend offline.  :)
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Miraculus am 25. Apr 2006, 21:05 Uhr
Hallo DeTrance,

bei Dir scheinen die Psychiater ja nicht gut wegzukommen. Ich dachte immer, wenigstens die könnten doch was mit ihrer dreijährigen Fachausbildung ???

Zitat
Zum Schluß noch eines: Ich mache mich gerne über bestimmte Berufsgruppen lustig; gerade ich als Sozialpädagoge bin auch an alles sozialen Witzen interessiert (davon gibt es ja zur Genüge  :-*);

Magst Du eigentlich auch Sozialpädagogenwitze?  ;) ;D
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Tom am 26. Apr 2006, 07:59 Uhr
Hi Miraculus,
auf jeden Fall mag ich Sozialpädagogenwitze; hatte ich auch so andeuten wollen - also immer her damit - die meisten Witze über SP sind ja eher Witze über solche "Öko-Freaks"....

Aber mein Lieblingspsychiaterwitz, auf die Gefahr, daß ich den schon im einen oder anderen Forum geschrieben habe:

Was ist der Unterschied zwischen einem Psychotiker, Neurotiker und einem Psychiater?

Der Neurotiker baut sich Luftschlösser - Der Psychotiker wohnt darin - und der Psychiater bekommt die Miete.

Gruß, Tom.
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Miraculus am 26. Apr 2006, 11:18 Uhr
Hallo Detrance,  :)

sei mir gegrüßt. Den Witz kannte ich zwar schon (von Dir). habe ihn aber dennoch nochmal gerne gelesen.
Ich hab mal unter "Wwitze", "Sozialpädagoge" gegoogelt und eine große Menge gefunden, z.B. unter:http://www.bommi2000.de/witze/witze_sozialpaed.pdf
Ich distanziere mich natürlich ausdrücklich von jeder Diskriminierung einer Berufsgruppe!  ;D

LG Miraculus

Edit:
Hier ist auch noch etwas: http://www.andreas-schoenfeld.de/fun_erotik/fun/sozis.htm
Überschneidet sich zum Teil mit erstem Link, hat aber auch viel Neues! Lohnt sich! Einfach herrlich!  ;D
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Miraculus am 27. Apr 2006, 16:28 Uhr
Hallo DeTrance,

zu den Psychiatern habe ich folgendes über den Nervenarzt (Facharzt für Psychiatrie und Neurologie) gefunden:

Zitat
Aufgrund seiner i.d.R. somatisch ausgerichteten Ausbildung hat der F.[acharzt] in vielen Fällen keine psychotherapeutische Vorbildung. Ohne psychotherapeutische Zusatzausbildung behandelt er daher überwiegend mit Kurzgesprächen und medikamentös mit Psychopharmaka.

Heute wird in der Ausbildung zum Psychiater ja wert gelegt auf die Psychiatrie ( F.A. für Psychiatrie und Psychotherapie), aber die meisten Psychiater sollen heute noch Nervenärzte sein.

Wenn das so stimmt, dann erklärt sich vielleicht daher auch ein guter Teil der immer wieder hervorgebrachten Kritik, das Psychiater zu sehr auf Psychopharmakotherapie und zu wenig auf Psychotherapie setzen würden.

LG Miraculs
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Tom am 28. Apr 2006, 17:19 Uhr
Hallo Miraculus,
nur auf die Schnelle:

Ich habe eine interessante Zusammenfassung über verschiedene psychotherapeutische Methoden gefunden. Auf den letzten beiden Seiten dieses Scripts findet mal ein paar interessante Stellungnahmen zur Anerkennung psychotherapeutischer Methoden und Personen:

http://www.integrale-psychotherapie.de/Resources/Kompendium_Therapie.pdf

Gruß, Tom.
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Miraculus am 28. Apr 2006, 20:32 Uhr
Hallo Tom,

danke für den Link, den muß ich mir mal in Ruhe gründlich durchlesen. Ich habe jetzt erst mal nur die zwei letzten Seiten (105 u. 106) angeschaut und frage mich kopfschüttelnd, ob das heute noch so ist.

Zu der Verfemung aller Hypnose, die nicht durch Arzt, Psychologe od. Zahnarzt durchgeführt wird, möchte ich noch dieses bemerken:
Die meisten Menschen, die noch nicht viel über Hypnose und Trance gehört haben, halten das alles für seltsam, für etwas ganz und gar außergewöhnliches, was mit dem normalen Alltag gar nichts zu tun hat, für etwas mysteriöses, unheimliches, vielleicht  sogar bedrohliches.
Das ist eigentlich sehr schade und trägt sicher dazu bei, daß die Bereitschaft zur Hypnotherapie nicht so groß ist.
Und es trägt dazu bei, daß Menschen überhaupt (viel zu) wenig über Trance und alltägliche Hypnose wissen.
Schade!

Ob nun durch die einseitige Warnung vor jeder Laienhypnose etwas zur Aufklärung beigetragen wird?
Wohl kaum. Eher im Gegenteil.
Ich vermute sogar, daß eine wirklich breite Popularisierung der Hypnose erst einsetzen kann, wenn die Verbände aufhören, Vorurteile zu erzeugen und endlich anerkennen, daß Hypnose und Trance ohnehin etwas alltägliches und unvermeidliches sind und daß es nicht der unbeschreiblichen psychopathologischen Kompetenz des Durchschnitts-Zahnarztes bedarf, um Hypnose sicher anwenden zu können, sondern daß es sich (im Wesentlichen) um ein normales, natürliches und sicheres Phänomen handelt.

LG Miraculus
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Susanne am 05. Mai 2006, 08:23 Uhr
Also, nachdem Susanne wieder gelandet ist ... und der PC sich entschlossen hat auch wieder zu funktionieren... ein kurzes Statement zum Thema Psychologiestudium.

Natürlich ist es so, dass das Studium Diplompsychologie nicht per se zur Ausübung der Psychotherapie qualifiziert. Soll es ja auch nicht, denn es handelt sich um ein wissenschafltiches Studium, so wie alle Diplomstudiengänge.
Mit dem Abschluß hat man einen Platz in der akademischen Welt - erst mal - und nix anderes.
Damit kann man dann die Wand tapezieren, oder sie im Garten verbuddeln, oder aber sich überlegen, wie man diesen Schatz möglichst gewinnbringend und nützlich für sein weiteres Leben verwendet.

Ob man nun eine Stelle im wirtschaftlich orientierten Bereich antritt, oder sich als Personalmensch anstellen läßt, ob man in die Werbung geht oder in Richtung Marktforschung oder ob man weitere akademische Weihen in Richtung Promotion oder Habitilation anstrebt.

Will der Diplompsychologe allerdings therapeutisch arbeiten, dann wird mindestens eine Zusatzqualifikation notwendig.
Entweder indem er oder sie den langen (3-5 Jahre) Weg der Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten geht, der nicht nur viel Zeit, sondern auch nochmal viel Geld kostet und mit etwas Glück dann zur Approbation und Kassenzulassung führt.
Oder ob man/frau den Weg über eine Zulassung nach dem HPG wählt, die auch mit Zusatzprüfung verbunden ist. Wobei hier keine Therapieausbildung eingeschlossen ist! ABER - ohne eine derartige Qualifikation wird der Kandidat wohl spätestens in der mündlichen Prüfung hochnotpeinlich von den Kollegen der Prüfungskomission durch die Mangel gedreht werden.
Ein Kollege hat mir beim letzten Hypnotherapieseminar erzählt, dass er nun schon zweimal (oder dreimal??) durch die HPG Prüfung durchgerasselt sei. Begründung - er habe als ehemaliger Betriebspsychologe zu wenig Therapie- und Beratungserfahrung, sei also nicht geeignet. Hätte der Kollege eine Therapieausbildung nachweisen können, dann würden sie ihn wohl nicht so harsch behandelt haben.

Die verschiedenen Therapieschulen (im Sinne ihrer Ausrichtung, also Gestalttherapie, Gesprächstherapie, Verhaltenstherapie, Psychodrama, Psychoanalyse usw. usf.) setzen ein wissenschaftliches Studium mit entsprechender Ausrichtung voraus, das kann Psychologie sein, muß es aber nicht (Sozialpädagogen, Lehrer, Diplompädagogen usw.)

Das hat mit der wissenschaftlichen Ausrichtung zu tun - und letztlich mit der Positionierung im akademischen Berufsfeld.

Die Psychotherapie war lange Zeit den Ärzten vorbehalten, Psychologie als Wissenschaft und als Studiengang sind noch "relativ jung". Die Urmutter der Psychotherapie, die Psychoanalyse, kaum ein Jahrhundert alt.

Die Ärzteschaft hat lange Zeit diese Domäne für sich beansprucht und den Psychologen die Qualifikation zur Therapie abgesprochen - da diese nicht über ausreichendes medizinisches Wissen verfügen würden (stimmt ja auch) und somit nicht qualifiziert zu entscheiden, ob eine Behandlung physisch oder psychisch ausgerichtet sein muß/soll.

Mit dem Psychotherapiegesetz wurde vor ca. 15 Jahren der Psychologe mit seiner Therapieausbildung dem Arzt quasi gleichgestellt. Seitdem darf ein approbierter Psychotherapeut selbst abrechnen und selbst Klienten annehmen - vorher ging das nur im sog. Delegationsverfahren über einen Arzt, der die Therapie quasi "überwachte".

Wozu ich das alles erzähle?
Nun vielleicht erklärt das alles ein wenig, wieso sich die akademisch ausgebildeten Leutchen in den diversen Verbänden ein großes Stück weit abschotten.

Als wissenschaftlich fundiert und zur Appobation geeignet sind nur wenige Verfahren (Psychoanalyse, Verhaltenstherapie und Gesprächstherapie). Die Vielfalt therapeutischer Schulen und Arbeitsansätze kommt hier nicht zum Zuge.

Gerade die Hypnosetherapie kämpft schon immer gegen den Geruch des Unseriösen, des Schamanismus, der Kurpfuscherei. (Gerade vor ein paar Wochen hat sie die Anerkennung als wissenschaftlich fundiertes Verfahren bekommen, dabei ist Hypnosetherapie ein uraltes Instrumentarium).
Die Abgrenzung dient also auf einer Ebene dem Ziel, das Verfahren Hypnosetherapie aus der Schmuddelecke zu holen.

Was ich hier an Gedanken aufgemacht habe, ist natürlich nur ein Ausschnitt, beleuchtet nur Teilaspekte.
Was ich mir wünschen würde, wäre ein offeneres Vorgehen und eine Öffnung der Ausbildungen - auch der Hypnoseausbildung für Menschen, die auf menschlicher, intellektueller und emotionaler Ebene geeignet sind für diesen Beruf der Therapie. Das wäre vielleicht ein Weg, um den Scharlatanen und Abzockern, die sich zuhauf auf dem Markt tummeln, einen Riegel vorzuschieben... 
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Sandy am 05. Mai 2006, 13:07 Uhr
Zitat
Was ich mir wünschen würde, wäre ein offeneres Vorgehen und eine Öffnung der Ausbildungen - auch der Hypnoseausbildung für Menschen, die auf menschlicher, intellektueller und emotionaler Ebene geeignet sind für diesen Beruf der Therapie. Das wäre vielleicht ein Weg, um den Scharlatanen und Abzockern, die sich zuhauf auf dem Markt tummeln, einen Riegel vorzuschieben... 

... den Wunsch habe ich schon länger ... :-))). Wäre wirklich schön.
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Miraculus am 05. Mai 2006, 18:34 Uhr
Die MEG bietet ja für heilenden und helfendeBerufe eine Ausbildung...wie sie das aber mit den Richtlinien der ISH vereinbart, die eigentlich da ganz eindeutig sind, ist mir rätselhaft.

Ich glaube, daß eine "Entmystifizierung" des Hypnose ganz wichtig wäre. Es müßte klargemacht werden, daß Suggestion und Trance alltägliche Dinge sind. Dadurch könnte man der Hypnose den Ruch des des Verruchten nehmen. Anders kaum.

Leider bewirkt die Politik der Hypnoseverbände das Gegenteil. Sie setzt voraus und bahauptet damit indirekt, daß Hypnose von "normaler" Kommunikation ziemlich trennscharf abgrenzbar ist. Sie stigmatisiert Hypnose als etwas an sich Problematisches, fast schon Gefährliches (was so in dieser Form nicht stimmt).
Sie tut noch immer so als wäre Hypnose das "große andere"das im Alltag nicht oder so gut wie nicht vorkommt. Damit trägt sie zur Mystifizierung eher bei als sie abzubauen.


Die Behandlung der Psychologen wie man sie über Jahre  hinweg praktiziert hat ist ein Schwachsinn. Wenn der Arzt besondere körperliche Ursachen ausgeschlossen hat ist der (klinische) Psychologe primär qualifizierter für eine Psychotherapie als der Arzt ohne besondere Zusatzausbildung (meine Meinung).

Wenn noch stimmt, was auf http://www.integrale-psychotherapie.de/Resources/Kompendium_Therapie.pdf auf S.105 u. 106 steht, dann ist auch heute die Situation noch sehr ungerecht.

LG Miraculus
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Lutz am 08. Mai 2006, 22:05 Uhr
Hallo zusammen,

ich möchte hier keineswegs denjenigen das Wort reden, die sich von bestimmten Berufsgruppen und/oder ambitionierten Laien von Haus aus und ganz generell distanzieren und eine undurchdringliche Mauer aufbauen. Es ist allerdings so, dass ich mich auch recht intensiv nicht nur mit der Hypnose selbst beschäftige, sondern auch mit "Randerscheinungen": Wie wird Hypnose in der Öffentlichkeit (Medien) dargestellt? In welchem Zusammenhang wird wie von Hypnose gesprochen? Wie kommt Hypnose in Filmen weg? Welche Meinungen dazu herrschen "da draußen"?

Dies einfach vor dem Hintergrund, dass ich eine gewisse Bodenhaftung nicht verlieren möchte und in etwa nachvollziehen können möchte, wie denn z.B. ein unbedarfter Klient zu dem Thema stehen könnte.

Vor dem Hintergrund und dem des hiesigen Threads habe ich in den letzten Tagen immer mal wieder das Internet (z.B. Foren, Newsgroups pp.) durchforstet auf der Suche nach der "Volkesmeinung" zum Thema "therapeutische Hypnose". Und es sieht nach meinem sehr deutlichen Eindruck schlecht, ganz schlecht aus.  :(

Was da für ein inhaltlicher Mist zusammengschrieben wird, lässt bei mir teilweise die Zornesfalten ins Gesicht treten. Offenbar hat sich bisher so gut wie garnicht herumgesprochen, dass eine "befehlende" Hypnose, wie sie vor mehr als 100 Jahren üblich war, längst "out" ist. In zahlreichen Beiträgen (oft natürlich unter der Überschrift "Esoterik") wird eine Hypnose (zu Recht) kritisiert, die es praktisch garnicht mehr gibt. Dass es eine akuelle, moderne, wie ich gerne sage "sanfte" Hypnose nach Erickson mit systemischen und/oder NLP-Ansätzen gibt, scheint "da draußen" nicht statt zu finden.

Dabei bin ich keineswegs sauer auf all diejenigen, die sowohl in prolligen oder aber auch wohlfeilen Worten über "die Hypnose" herziehen - sie wissen es halt nicht besser. Mein Unmut richtet sich explizit an jene, die eine "autoritäre" Stellung innehaben oder sich eine solche zuschreiben (wollen) und damit in der Summe für einen meinungsbildenden Prozess besonders verantwortlich sind.

Da gibt es Psychologen und Ärzte, die offenbar keine wirkliche Ahnung von Hypnose haben (was nicht zu beanstanden ist) und dennoch gleich mal pauschal verlautbaren lassen, dass Hypnose sowieso nichts bringe (was m.E. schon zu beanstanden ist); da gibt es "Lehrer an Hypnose-Ausbildungsinstituten", die Absonderliches schreiben und dabei erkennen lassen, dass sie nicht mal den Unterschied zwischen "Klient" und "Proband" kennen (und Proband natürlich regelmäßig mit "t" am Ende schreiben) - und das alles im Kontext von im weitesten Sinne "medizinischem Forum-Umfeld".

Da gibt es natürlich auch Leute, die sich über Erickson und dessen Techniken lustig machen und dabei deutlich werden lassen, dass sie wahrscheinlich nicht ein einziges Buch über ihn gelesen haben (sonst würden sie nicht so falsch begründen - und über die Schreibweise des Namens "Erickson" sag ich in dem Zusammenhang schon gar nichts mehr) usw. (Nicht, dass man Erickson nicht kritisieren dürfe, das darf man sehr wohl und sehr gerne, natürlich auch in diesem Forum hier - aber vorher sollte man bitte, bitte halbwegs wissen, worüber man redet.)

Wenn man sich als Fachorganisation vor diesem Hintergrund abschottet, kann ich das zumindest nachvollziehen (was nicht meint: gutheißen). Schön wäre es einerseits sicherlich, wenn z.B. die MEG (von mir aus gegen gutes Geld und meinetwegen auch nach einer Art "Wissenstest") sich für Ausbildungen ohne Berufsbindung öffnen würde. Wenn man sich dabei zu doof anstellt, kriegt man eben kein Zertifikat oder fliegt raus, das wäre ja o.k.

Allerdings gibt es dabei auch ein rechtlich Hemmnis, das man nicht vergessen darf: eine MEG-Ausbildung zielt natürlich auf "Heilung, Diagnose pp." und damit in eine Richtung, die sowieso nur bestimmten Berufsgruppen vorbehalten ist. Von daher kann man von der MEG m.E. nicht erwarten, dass sie Leute für etwas ausbildet, was sie hinterher sowieso in vielen Bereichen nicht anwenden dürfen - das wär ja schon "Beihilfe zum Verstoß gegen das HPG".  :)

Eine beklagenswerte Folge dieses Dilemmas allerdings hat Susanne schon angesprochen - dadurch wird das Feld "anderen" überlassen...

Da bleibt wohl nur, tatsächlich z.B. den kleinen HP zu machen, wenn man ausreichend ambitioniert ist (und das nötige Kleingeld und die Zeit hat).

Lieben Gruß
Lutz
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Miraculus am 09. Mai 2006, 13:05 Uhr
Hallo Lutz,


ich verstehe ja schon, worum es Dir geht, aber die Reaktion der Hypnose-Gesellschaften ist m.E. nicht hilfreich.
Denn durch die Abschottung wird ja gerade nicht zu einer besseren Aufklärung beigetragen. Im Gegentum, die Hypnose wird noch mehr in den Bereich des Gefärlicvhen und Dunkeln gerückt.

Zitat
ich möchte hier keineswegs denjenigen das Wort reden, die sich von bestimmten Berufsgruppen und/oder ambitionierten Laien von Haus aus und ganz generell distanzieren und eine undurchdringliche Mauer aufbauen. Es ist allerdings so, dass ich mich auch recht intensiv nicht nur mit der Hypnose selbst beschäftige, sondern auch mit "Randerscheinungen": Wie wird Hypnose in der Öffentlichkeit (Medien) dargestellt? In welchem Zusammenhang wird wie von Hypnose gesprochen? Wie kommt Hypnose in Filmen weg? Welche Meinungen dazu herrschen "da draußen"?

Sicher, aber liegt das wirklich nur oder in erster Linie an inkompetenten Hypnotiseuren?
Sicher trägt ein Teil der Show-Hypnotiseure auch mit dazu bei. Aber sind das nicht größtenteils einfach Romane und Filme, die so oder so geschrieben/gedreht würden? Wenn es keine Bühnenhypnotiseure und keine unseriösen Leute in dem Gewerbe gäbe, würde das einen großen Unterschied ausmachen? Bei der Bühnenhypnose vielleicht gerade noch, aber ob irgendein Mental-Trainer nun gut oder schlecht oder gar nicht hypnotisiert, wird das das Ansehen der Hypnose signifikant beiinflussen?


Zitat
Was da für ein inhaltlicher Mist zusammengschrieben wird, lässt bei mir teilweise die Zornesfalten ins Gesicht treten. Offenbar hat sich bisher so gut wie garnicht herumgesprochen, dass eine "befehlende" Hypnose, wie sie vor mehr als 100 Jahren üblich war, längst "out" ist. In zahlreichen Beiträgen (oft natürlich unter der Überschrift "Esoterik") wird eine Hypnose (zu Recht) kritisiert, die es praktisch garnicht mehr gibt. Dass es eine akuelle, moderne, wie ich gerne sage "sanfte" Hypnose nach Erickson mit systemischen und/oder NLP-Ansätzen gibt, scheint "da draußen" nicht statt zu finden.

Das Bild der Hypnose ist von Filmen und Romanen geprägt (s.o.).
Der Hauptgrund des mangelnden Wissens ist mangelndes Interesses und dafür wiederum sind in erster Linie Vorurteile verantwortlich - nicht zuletzt, daß Hypnose und Trance als etwas ganz und gar Außergewöhnliches erscheinen.

Zitat
Dabei bin ich keineswegs sauer auf all diejenigen, die sowohl in prolligen oder aber auch wohlfeilen Worten über "die Hypnose" herziehen - sie wissen es halt nicht besser. Mein Unmut richtet sich explizit an jene, die eine "autoritäre" Stellung innehaben oder sich eine solche zuschreiben (wollen) und damit in der Summe für einen meinungsbildenden Prozess besonders verantwortlich sind.

Mich regen beide Gruppen mitunter auf. Man muß ja wenigstens nicht in der Öffentlichkeit etwas in Bausch und Bogen verdammen, was man gar nicht kennt.

Zitat
Da gibt es Psychologen und Ärzte, die offenbar keine wirkliche Ahnung von Hypnose haben (was nicht zu beanstanden ist) und dennoch gleich mal pauschal verlautbaren lassen, dass Hypnose sowieso nichts bringe (was m.E. schon zu beanstanden ist);

Selbst in Büchern über Psychiatrie und Psychotherapie wird Hypnose oft nur in historischen Zusammenhängen erwähnt oder ansonsten als reine Suggestiv-Therapie hingestellt.


Zitat
Da gibt es natürlich auch Leute, die sich über Erickson und dessen Techniken lustig machen und dabei deutlich werden lassen, dass sie wahrscheinlich nicht ein einziges Buch über ihn gelesen haben (sonst würden sie nicht so falsch begründen - und über die Schreibweise des Namens "Erickson" sag ich in dem Zusammenhang schon gar nichts mehr) usw. (Nicht, dass man Erickson nicht kritisieren dürfe, das darf man sehr wohl und sehr gerne, natürlich auch in diesem Forum hier - aber vorher sollte man bitte, bitte halbwegs wissen, worüber man redet.)

Das ist wirklich schade. Selbst wenn jemand einen ausschließlich klassisch-direktiven Hypnose-Stil hatwürde könnte er immer noch viel von Erickson lernen, der sehr "umfassend" ist.


Zitat
Wenn man sich als Fachorganisation vor diesem Hintergrund abschottet, kann ich das zumindest nachvollziehen (was nicht meint: gutheißen). Schön wäre es einerseits sicherlich, wenn z.B. die MEG (von mir aus gegen gutes Geld und meinetwegen auch nach einer Art "Wissenstest") sich für Ausbildungen ohne Berufsbindung öffnen würde. Wenn man sich dabei zu doof anstellt, kriegt man eben kein Zertifikat oder fliegt raus, das wäre ja o.k.

Es wäre besser wenn man bei der Wahrheit bleibe und zugeben würde, daß man auch ohne Psychotherapeut zu sein die Hypnose vergleichsweise schnell lernen und gut ausüben kann - natürlich nicht um sie in Kombination mit Psychotherapie.
Wenn es anders wäre, müsste man den Stab über tausenden von Zahnärzten brechen. Hypnose ist nun mal etwas viel Normaleres und Natürlichers als man so denkt.

Man sollte es so sagen: Es gibt gute Coaches, die kein Psychologie-Studium haben, aber auch schlechte. Ähnlich ist es mit den Hypnotiseuren.
Trotzdem sagen die Psychologen, die sich von schlechten Lebensberatern und Coaches distanzieren wolen vielleicht, daß da viel unter der Bezeichnung rumläuft, was nix taugt - aber sie sagen (hoffentlich) nicht, daß alle Coaches ohne Psychologie-Diplom Flaschen sind.
So sollten es die Hypnose-Gesellschften m.E. auch halten.

Zitat
Allerdings gibt es dabei auch ein rechtlich Hemmnis, das man nicht vergessen darf: eine MEG-Ausbildung zielt natürlich auf "Heilung, Diagnose pp." und damit in eine Richtung, die sowieso nur bestimmten Berufsgruppen vorbehalten ist. Von daher kann man von der MEG m.E. nicht erwarten, dass sie Leute für etwas ausbildet, was sie hinterher sowieso in vielen Bereichen nicht anwenden dürfen - das wär ja schon "Beihilfe zum Verstoß gegen das HPG".  :)

Da gibt es zwei Einwände: Man kann Hypnose immer noch im helfenden Bereich einsetzen.
Vor allem aber trifft dieses Argument auch genug Psychologen, die keine Heilberechtigung haben.
Nach dieser Argumentation wäre es eigentlich das Richtige, Heilpraktiker aufzunehmen und alle Psychologen ohne Heilberechtigung im hohen Bogen vor die Tür zu setzen.

Zitat
Eine beklagenswerte Folge dieses Dilemmas allerdings hat Susanne schon angesprochen - dadurch wird das Feld "anderen" überlassen...
Eben.

Und um nochmals auf den Anfang meines postings zurückzukommen:
Der beste Weg, um die Vorurteile gegen Hypnose aus dem Wege zu räumen wäre Aufklärung.
Und dazu würde vor allem gehören, daß man z.B. heraushebt, daß auch in anderen Therapien "Hypnose" und Trance im Spiel sind, ja, sogar in unserem alltäglchen Leben.
Und damit wären wir wieder beim  Wüten gegen die "Laienhypnose":
Wenn ein berühmter englischer Hypnose-Forscher mit Entsetzen schreibt, in Hypnose wäre man ein anderer Mensch, um so vor der Bühnenhypnose zu warnen, dann schießt er über das Ziel hinaus und trägt zu Vorurteilen, Mißverständnissen und Ängsten bei.
Die allzu radikale Ablehnung und Abschottung hilft nicht klarzumachen, daß Hypnose und Trance etwas natürliches und an sich auch sicheres sind.
Diese Ablehnung und Abschottung subventionieren Vorurteile und halten Leute davon ab, sich mit Hypnose auseinanderzusetzen. Sie hauen genau in die Kerbe der Ressentiments und Befürchtungen.
Deshalb müssten etwas mehr Nüchternheit und Gelassenheit gerade auch im Interesse der Hypnose-Gesellschaften selbst sein.
Wenn z.B. durch eine Abschluß-Prüfung mit hoher Wahrscheinlichkeit für eine Qualitätssicherung gersorgt würde und man auf diesem Wege auch andere mit einbezöge, könnte man der Hypnose einen besseren Dieenst erweisen als indem man indirket Vorstellungen fördert, die man in Zeiten des Mesmerismus gehant haben mag.

LG Miraculus
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Lutz am 09. Mai 2006, 18:17 Uhr
Hallo Miraculus,

Zitat
Aber sind das nicht größtenteils einfach Romane und Filme, die so oder so geschrieben/gedreht würden?

In Bezug auf Romane kann ich mich nicht äußern, denn Schöne Literatur ist nicht wirklich mein Fachgebiet.  :)
Aber zu den Filmen: ich hab mal ca. 2 oder 3 Jahre lang alle Sendungen im Fernsehen, bei denen Hypnose eine Rolle spielte und über die das vorher in Erfahrung zu bringen war, angesehen und teilweise auch aufgezeichnet. Es war meiner Erinnerung nach 1 Spielfilm dabei (welcher, weiß ich schon gar nicht mehr), ansonsten haufenweise Talkshows, Magazine, Gesundheitssendungen, Gerichtsshows usw. Und von wenigen Ausnahmen abgesehen, wurde da überwiegend nur Plakatives oder Falsches ausgestrahlt, was im Ergebnis wieder das alte Vorurteil bediente: Hypnotiseure mit magischem Blick machen mit willenlosen Dummies, was sie wollen.

Selbst die Wissenschaftssendung "Quarks & Co." endete vor ein paar Jahren zum Thema "Hypnose" nach einer ansonsten und guten und fachlich korrekten Folge mit der sinngemäßen Feststellung des zuvor hypnotisierten Ranga Yogeshwar, an Hypnose müsse man wohl "glauben", schließlich habe er während der Hypnose alles mitgekriegt und hätte jederzeit aufstehen können. Wie war das noch: die ersten und letzten Worte wirken am meisten?  >:(

Und wenn Frank Elstner(?) in einer Samstag-Abend-Show im Ersten einen Gast fragt: "Glauben Sie an Hypnose?", dann hat sowas natürlich Signalwirkung aufs Volk - Hypnose ist also eine Glaubenssache.  :)

Dagegen mit Erfolg anzukämpfen, scheint - jedenfalls heutzutage noch - eine Sisyphus-Arbeit zu sein.

Zitat
Wenn es keine Bühnenhypnotiseure und keine unseriösen Leute in dem Gewerbe gäbe, würde das einen großen Unterschied ausmachen?

Ich erlaube mir einfach mal anzumerken, dass du mit diesem Satz nicht ausdrücken wolltest, dass Bühnenhypnotiseure nun grundsätzlich auch unseriös seien - könnte man ja dahingehend missverstehen.  ;D

Zitat
Der beste Weg, um die Vorurteile gegen Hypnose aus dem Wege zu räumen wäre Aufklärung.

Seh ich ebenfalls so. Aber ich frage mich auch, wer denn auf Seiten der Aktiven wirklich ein Interesse an Aufklärung hat. So könnte es ja manchem Bühnenhypnotiseur und auch manchem therapeutischen Hypnotiseur vielleicht garnicht so unwillkommen sein, dass die Hypnose so mystifiziert wird...

Lieben Gruß
Lutz
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Miraculus am 09. Mai 2006, 18:44 Uhr
Hallo Lutz,

Zitat
Ich erlaube mir einfach mal anzumerken, dass du mit diesem Satz nicht ausdrücken wolltest, dass Bühnenhypnotiseure nun grundsätzlich auch unseriös seien - könnte man ja dahingehend missverstehen  ;D

So ist es.  :)
Sonst hätte ich "keine anderen unseriösen Leute" geschrieben.

Zitat
Seh ich ebenfalls so. Aber ich frage mich auch, wer denn auf Seiten der Aktiven wirklich ein Interesse an Aufklärung hat. So könnte es ja manchem Bühnenhypnotiseur und auch manchem therapeutischen Hypnotiseur vielleicht garnicht so unwillkommen sein, dass die Hypnose so mystifiziert wird...
Das denke ich auch. Und das Schlimme ist: Ich habe wirklich das Gefühl, daß das nicht nur für einen Teil der Bühnenhypnose gilt.  :(

LG Miraculus
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Lutz am 10. Mai 2006, 02:53 Uhr
Aus einem aktuellen Spiele-Preview (Alien Shooter 2):

"Danach entscheiden wir uns für eine von zehn Spezialfähigkeiten, etwa höhere Lernfähigkeit, stärkerer Nahkampf, Selbstheilungskräfte oder Hypnose. Letztere rekrutiert ein Monster als unfreiwilligen Helfer."

Halleluja. Noch Fragen? ;D
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Ivonne am 10. Mai 2006, 03:54 Uhr
Aus einem aktuellen Spiele-Preview (Alien Shooter 2):

"Danach entscheiden wir uns für eine von zehn Spezialfähigkeiten, etwa höhere Lernfähigkeit, stärkerer Nahkampf, Selbstheilungskräfte oder Hypnose. Letztere rekrutiert ein Monster als unfreiwilligen Helfer."

Halleluja. Noch Fragen? ;D


Da fällt mir gerade ein, dass ich vor kurzem mit einem Freund telefoniert habe. Dieser hatte bisher immer den Eindruck, dass Hypnose mit Willenlosigkeit und Ausgeliefert sein zu tun hat. Lag daran, dass er vor Jahren eine Jahrmarktshow gesehen hatte. Dort wählte der Hypnotiseur "wahllos" jemand aus, um ihm zu suggerieren:
"Du bist ein Hund!" Als dieser dann anfing zu bellen und das Bein hochhob und angeblich wirklich "sein Revier markierte" , war das Bild für meinen guten Freund rund.

Aber erst seit dem ich ihm erzählt habe, dass es auch anders geht und im therapeutischen Bereich, sogar im ganz normalen Alltag Trancen gibt und ihm anhand einiger Beispiele und kleinen ungefährlichen gut überlegten "Fokussierung auf eine bestimmte Körperregion" gezeigt habe, wie normal die Trancen sind, denkt er ganz anders über das Thema. Also ist Aufklärung das einzige Richtige, was man dagegen tun kann.
Nur es müsste etwas öter und öffentlicher geschehen, ohne großen Woodozaubereffekt. Ganz "banale" simple Aufklärung mit alltäglichen Bsp. Nicht Blitzhypnose als Induktion, wie vor kurzem im TV zu sehen....

Wie der Dr. Blohm im Radio vor kurzem, der hat mir einen guten Eindruck von der Hypnose vermittelt. So etwas und noch viel öfter, dann reagieren die Moderatoren auch nicht mehr so ganz ungläubig, wenn man erzählt, Trance ist natürlich!
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Barbara am 10. Mai 2006, 05:21 Uhr
Zitat
(...)So etwas und noch viel öfter, dann reagieren die Moderatoren auch nicht mehr so ganz ungläubig, wenn man erzählt, Trance ist natürlich!

Naja, aber welcher Moderator hat Interesse daran in seiner Sendung etwas zu bringen, was gaaaaaaaanz natürlich und alltäglich ist. Bei sowas bleibt doch jede Katze lieber hinter dem Ofen liegen. Um Einschaltquoten zu erzielen werden Sendungen aufgemotzt und reißerisch gestaltet. Dass das Thema dabei auf der Strecke bleibt und verzerrt dargestellt wird, interessiert kaum jemanden.

Wer hat denn Interesse daran, dass über Hypnose aufgeklärt wird?

Lieben Gruß
Barbara
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: MindCore am 10. Mai 2006, 09:35 Uhr
Moinsen,
Zitat

Wer hat denn Interesse daran, dass über Hypnose aufgeklärt wird?

Ich ;D

Gruß Eddie
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Ivonne am 10. Mai 2006, 15:18 Uhr
 :)I)I @ Eddie *ggg* ich auch und deshalb kann man auch auf spannende Weise aufklären ohne Show Einlagen. So viele Sachgebiete, wo Hypnose Gutes erreichen kann und damit meine ich nicht nur Raucherentwöhnung. Ich schaue mir auch "banale" Dokumentationen über Alternativmedizin, oder allgemeine Psychologie an. Neue Behandlungsmethoden für lustlose Schüler zum Bsp. (heute im Radio gehört).
Und ich bin bestimmt nicht der einzige Mensch, der "unspektakuäres" interessant finden kann  ;)
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Miraculus am 10. Mai 2006, 18:18 Uhr
Aus einem aktuellen Spiele-Preview (Alien Shooter 2):

"Danach entscheiden wir uns für eine von zehn Spezialfähigkeiten, etwa höhere Lernfähigkeit, stärkerer Nahkampf, Selbstheilungskräfte oder Hypnose. Letztere rekrutiert ein Monster als unfreiwilligen Helfer."

Halleluja. Noch Fragen? ;D


Es ist halt auch zu schön für jeden Dreigroschenroman-Autor. Da dachte man, daß es magische "Bannflüche", mit denen man jemanden verzaubert und vollkommen der eigenen Kontrolle unterwirft, eigentlich nur in der Fantasie gäbe.
Und dann gibt es aber in der natürlichen, "echten" Welt scheinbar auch so etwas!
Das reizt natürlich manchen Romanautor, der nun etwas im Krimi unterbringen kann, was sonst nur im Genre "Fantasy" ginge.

Der Gedanke der unheimlich-geheimnisvollen Hypnose ist wohl einfach zu faszinierend, besonders, wenn noch (unbewußte) Kontroll- und Herrschaftswünsche dazukommen.  :)

Ob sich eine angemessenere Vorstellung von Hypnose je durchsetzen wird?
Und die Hypnotherapie?
Im angelsächsischen Raum ist man da immerhin schon weiter.
Hypnose ist nicht nur unheimlich für die Menschen, sondern es geht gerade auch deshalb ein faszinierender Effekt von ihr aus.

Übrigens gibt es auch Bühnenhypnotiseure, die sich während der Show nicht als den großen Zampano hinstellen sondern von den großen Fähigkeiten des UBs des einzelnen sprechen. So was ist für das Ansehen der Hypnose natürlich besser.  :)

Zitat Lutz:
Zitat
Selbst die Wissenschaftssendung "Quarks & Co." endete vor ein paar Jahren zum Thema "Hypnose" nach einer ansonsten und guten und fachlich korrekten Folge mit der sinngemäßen Feststellung des zuvor hypnotisierten Ranga Yogeshwar, an Hypnose müsse man wohl "glauben", schließlich habe er während der Hypnose alles mitgekriegt und hätte jederzeit aufstehen können.

Das Witzige ist ja irgendwo, daß selbst erfahrene Hypnose-Forscher zum Teil nicht an Hypnose glauben. Barber setzt "hypnosis" immer in Anführungszeichen.
Aber das heißt natürlich nur, daß sie eine andere Vorstellung bzw. ein anderes Erklärungsmodell haben und nicht, daß sie Hypnose einfach leugnen würden wie manche Laien.

LG Miraculus
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Barbara am 11. Mai 2006, 00:31 Uhr
Hallo Ivonne und Eddie,

schön!  :)


Nur habe ich manchmal das Gefühl, dass wir Laien uns den Mund fusselig reden.

Beispiel:

Eine junge Kollegin von mir, der ich schon öfter Reiki gegeben habe und mit der ich auch schon ein paar Mal über Hypnose gesprochen habe, geht immer mal wieder zu einem Heilpraktiker, um sich von ihm ihre „Wehwehchen“ behandeln zu lassen.

Den sprach sie nun vor kurzem auf Hypnose an. Ob er sich damit auskennt und vielleicht auch damit arbeitet. Seine Antwort hat sie sehr verunsichert und mich wütend gemacht.

„Hypnose ist Humbug, das funktioniert doch gar nicht. Schauen Sie sich die Shows an, die man immer mal wieder zu sehen bekommt, das ist Hypnose." usw. usf. ...

Dieser Heilpraktiker genießt ihr Vertrauen, schließlich hat er ihr schon oft helfen können. Ich will ihm auch gar nicht absprechen, dass er in seinem Job gut ist, aber in diesem Fall hat er, wie wir alle wissen, absoluten Mist erzählt!

Und nun ist ihr Interesse an Hypnose, das sie durch unsere Gespräche bekommen hatte, nicht mehr vorhanden bzw. sie ist durch die Aussage ihres Heilpraktikers sehr verunsichert, ob sie sich weiter damit beschäftigen sollte.

Heute hab ich sie zufällig auf dem Flur getroffen und sie hat mich gefragt, ob ich ihr in den nächsten Tagen mal Reiki geben könnte, da sie sich ziemlich kaputt und ausgelaugt fühlt.

Logisch bekommt sie Reiki! Ich hatte sie aber auch gefragt, ob sie mal eine richtig geile Entspannung ohne Reiki erleben möchte.

Sie will es sich überlegen ...

Lieben Gruß
Barbara
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: MindCore am 11. Mai 2006, 01:31 Uhr
Moinsen,

Zitat
„Hypnose ist Humbug, das funktioniert doch gar nicht. Schauen Sie sich die Shows an, die man immer mal wieder zu sehen bekommt, das ist Hypnose." usw. usf. ...
::)

Zitat
Dieser Heilpraktiker genießt ihr Vertrauen (...) Und nun ist ihr Interesse an Hypnose, dass sie durch unsere Gespräche bekommen hatte, nicht mehr vorhanden bzw. sie ist durch die Aussage ihres Heilpraktikers sehr verunsichert, ob sie sich weiter damit beschäftigen sollte.

Bei diesem Beispiel wird wieder einmal deutlich, wie sehr sich Leute durch die Meinung anderen beeinflussen lassen, anstatt sich seine eigene Meinung zu bilden.  >:D

Ich denke, Hypnose hat leider noch zusätzlich den Status eines passiven "er"lebens, geschweige denn, dass es Leute gibt die gar nicht wissen, dass man in Hypnose sehr wohl in der Lage ist "selbst" aktiv zu werden um bestimmte Probleme zu therapieren! Aber Nein, das Thema bekommt seinen Stempel, der seit Jahren an negativer Wertigkeit zugenommen hat. Tendenz steigend.

Eine aktive Auseinandersetzung mit bestimmten Themenschwerpunkten (z.B. Hypnose) findet einfach nicht mehr statt, eine Massenbeeinflussung sowie Manipulation der Werbe- wie auch Pharmaindustrie, führt zwangläufig dazu, dass wir uns nicht mehr eigenständig nach Alternativen Heilungsmethoden umsehen sollen. Warum? Die Pharmaindustrie lebt von Arzneimitteln die sie an uns verschludern, sollte uns bewusst werden, dass man durch bestimmte Alternativen Heilungsmethoden  (z.B. durch Hypnose) eine leichtere, angenehmere Heilung erreichen kann, machen diese Verlust! Also, wird Hypnose der Stempel aufgedrückt, und gut ist.

Aber auch die Faulheit der Gesellschaft, selber aktiv zu werden, sollte meines Erachtens nicht aus dem Auge verloren werden.  Viele sehnen sich danach, dass man ihnen die Lösung ihrer Probleme vor die Füße wirft- und am besten noch mit einem Paket, mit lieben Grüßen der Pharmaindustrie. Es muss halt schnell, unkompliziert, am besten ohne jegliche Mühe und noch effektiv wirken! Und da ist Hypnose vielen einen Schritt voraus, denn: In Trance suchen man nicht nach Antworten, sondern bekommen sie.

Gruß Eddie


Edit: Für konstrukive Kritik stehe ich nun nicht mehr bereit :D
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Tom am 11. Mai 2006, 10:12 Uhr
Hallo Mindcore,

meine volle Zustimmung meinerseits zu Deinem beitrag  :P; besonders, was die Rolle der Pharmaindustrie angeht. Ich glaube, da gibt so einige Geschäftszweige, die einem "Sumpf" gleichen.

Wie war das damals bei Contergan??? Dies wurde noch zwischen 3-4 Jahren weiter vertrieben, nachdem schon die Auswirkungen bekannt und bestätigt waren. Ich sah letztens einen Bericht, demzufolge auf dem deutschen Markt bis zu 50 Medikamente existieren und legal erhältlich sind, obwohl diese nicht nach den offiziellen Richtlinien geprüft wurden. ZEITMANGEL sei hierbei der ausschlaggebende Faktor  >:D.

Gruß, Tom.

PS: Und so mancher Arzt sagt mir, Hypnose sei unethisch . . .  ???.
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Miraculus am 11. Mai 2006, 11:41 Uhr
Zum Thema Pharmaindustrie und Psychiatrie gibt es einen interessanten Link: http://www.psychiatriegespraech.de/texte/pol_001.php

Inwieweit der Autor recht hat, kann ich natürlich nicht beurteien.
Eine generelle Ablehnung von Psychopharmaka wäre sicher auch übertrieben, aber ich denke das will er auch gar nicht.

Zum anderen: Ich frage mich, ob es ethisch vertretbar ist, Hypnose ieinen anderen Namen zu geben (geleitete Meditation, Fantasiereise, geführte Konzentration etc.)
Im Prinzip handelt es sich dabei ja auch um Hypnosen, auch wenn man es nicht so nennt.
In so vielem steckt Hypnose, auch wenn das so wenig bekanntg ist.

LG Miraculus
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Ivonne am 11. Mai 2006, 14:28 Uhr
Hallo Ivonne und Eddie,

schön!  :)

Nur habe ich manchmal das Gefühl, dass wir Laien uns den Mund fusselig reden.

Jau, da ist Wahres dran. Da kann man noch so viel aufklären, am Ende ist es leider so, wie Du schreibst. Mysthifiziert, Humbug. Das zwingt mich förmlich dazu (ich mach es gerne), weiter am Ball zu bleiben, um aufzuklären. Fragesuchende, unbekannte Schreiber, die mich per E-mail kontaktieren, geduldig und hilfsbereit zu antworten, um das Bild etwas gerade zu rücken.
Aber die, die nicht überzeugt werden können, stellen leider keine Fragen. Weil jedes Gespräch über Hypnose schnell endet oder geblockt wird. Will ich nicht hören, interessiert mich nicht, funktioniert eh nicht... Kennt man ja.  :>-<: Es kommt mir fast vor, als würde ich über verbotene Dinge sprechen, wegen der Reaktion von ihnen.
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Barbara am 15. Mai 2006, 06:10 Uhr
Weil jedes Gespräch über Hypnose schnell endet oder geblockt wird. Will ich nicht hören, interessiert mich nicht, funktioniert eh nicht... Kennt man ja.  :>-<: Es kommt mir fast vor, als würde ich über verbotene Dinge sprechen, wegen der Reaktion von ihnen.

Nee, also so ist es bei mir nicht. Die Leute hören schon sehr interessiert zu und wenn sie irgendwo etwas über Hypnose gelesen haben, kommen sie oft zu mir und fragen mich, ob das auch so stimmt. Aber es ist natürlich schon was anderes, ob sie irgendwo was lesen, oder der behandelnde Heilpraktiker oder Arzt sich gegen Hypnose ausspricht.

Ich habe auch nicht das Bedürfnis zu missionieren. Wer mich fragt, bekommt eine Antwort und wer für sich entscheidet, Hypnose is nix, auch kein Problem.

Lieben Gruß
Barbara
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Sandy am 15. Mai 2006, 06:41 Uhr
Mir kommen die meisten Menschen mit großer Neugierde entgegen, wenn sie erfahren, daß ich mit Hypnose zu tun habe. Sehr neugierig u. sehr offen. Natürlich haben sie ihre Vorbehalte, die ich aber leicht erklären o. widerlegen  kann. Und natürlich bleiben leise Zweifel ... Aber das ist vollkommen OK.
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Tom am 15. Mai 2006, 08:23 Uhr
Hallo,
mir passiert relativ oft, daß, wenn die Leute etwas über mein Interesse an der Hypnose hören, mir direkt mit Scherzen kommen: "Oh, da müssen wir ja aufpassen, daß du uns nicht geschickt manipuliers!" (Meine Arbeitskollegen machen so was gerne . . .  ;D

Ich sage dann oft: "Habe ich schon, ich wollte, vorher, daß du mir das sagst, was du gerade gesagt hast . . . . .  "::)

Aber ernsthaft: die meisten, die ich kenne, reagieren nicht direkt negativ, sondern eher belustigt und nehmen dieses Thema nicht besonders ernst. Und vor allem meine Arbeitskollegen, die sich ja alle etwas bei den psychotherapeutischen Theorien auskennen, und alle möglichen Extreme der "Seele" und den Menschen "kennen".

Ich selbst habe aber keinen großen Missionierungseifer. Hab ich mir schon vor längerer Zeit abgewöhnt.

Ich finde die Reaktion in Bezug auf NLP sehr lustig. Gerade in Vorstellungsgesprächen habe ich 3 oder 4 mal erlebt: "NLP? Da halten wir hier nicht so viel davon!"
Und was kommt nachher raus: die haben keinen plassen Schimmer davon, was NLP ist, wissen es aber zu bewerten. Nun ja, ein Vorstellungsgespräch ist auch nicht ganz der richtige Ort um da Aufklärung zu machen . . .  :D.

Was sagen meine Psychiater recht oft: Hypnose, NLP, Autogenes Training - dies alles ist nichts für Psychotiker! Aber was machen die in ihren Sprechstunden recht oft: "Oh sie hören Stimmer? Dann tun sie diese doch imaginär auf eine Cassette sprechen und tun sie diese Cassette dann in einen Tresor (oder ähnliches)."
Aber ich muss schon zugeben, das diese konservativen Strukturen zunehmend aufbrechen - ich hoffe da passiert noch einiges, wenn auch langsam.

Gruß, Tom.
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Lutz am 15. Mai 2006, 16:15 Uhr
Es gibt ja auch noch jemand anderen, bei dem wir uns ggf. im Falle einer Ablehnung der Hypnose "bedanken" können: Freud. Denn dass Hypnose irgendwas mit dem Unterbewusstsein zu tun hat, vermuten oder wissen viele. Ich hab es in dem Zusammenhang auch schon erlebt, dass man abgewunken hat: "Unterbewusstsein? Um Gottes Willen, da will ich nicht ran, da wird nachher wer-weiß-was aufgedeckt!"

Denn Freud sah das Unterbewusste ja als Ort all der versteckten Gelüste und unterdrückten Begierden an, ein latenter Sündenpfuhl sozusagen. Wobei wir im Zusammenhang mit der Hypnose ja ein ganz anderes, viel umfassenderes "Unterbewusstes" meinen.

Aber zurück zum eigentlichen Profi-/Laien-Thema: habe gerade gelesen, dass die DGZH (Deutsche Gesellschaft für zahnärztliche Hypnose) Kurse, die Mitgliedschaft und die Zertifizierung ausdrücklich auch für Zahnarzthelfer anbietet, was ich für richtig und auch praktisch halte. Damit kann es zu der Konstellation kommen, dass eine Zahnarzthelferin in Hypnose bewandert ist, der Zahnarzt, bei dem sie gerade arbeitet, aber möglicher Weise nicht.

Offenbar wird darin kein Problem gesehen und man könnte ja darauf hinweisen, dass - falls da mit Hypnose gearbeitet wird - ja regelmäßig ein Arzt anwesend sein wird. Aber wenn der nun so gar keine Ahnung vom Thema hat, wird der auch kaum nützlich sein können...

So oder so: immerhin hat man sich in diesem Bereich offenbar dazu durchgerungen "ausnahmsweise" auch mal Nicht-Ärzten und Nicht-Therapeuten eine "offizielle" Ausbildung anzubieten.

Lieben Gruß
Lutz
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Miraculus am 15. Mai 2006, 22:32 Uhr
Hi Lutz,
Zitat
Offenbar wird darin kein Problem gesehen und man könnte ja darauf hinweisen, dass - falls da mit Hypnose gearbeitet wird - ja regelmäßig ein Arzt anwesend sein wird. Aber wenn der nun so gar keine Ahnung vom Thema hat, wird der auch kaum nützlich sein können...

Wobei die Frage bliebe, was es nützen würde, selbst wenn der Zahnarzt in Hypnose ausgebildet wäre...ein Mehr an Sicherheit brächte das wohl kaum, denn die meisten Zanhärzte sind sicher genauso weig Psychotherapueten wie es die Zahnarzthelferinnen sind...

Ich frage mich immer nur wieder, wie es die Leute vereinbaren, einerseits strikt bestimmte Vorschriften hochzuhalten, von denen man natürlich keinen Milimeter abweicchen darf, bewahre - und dann in der Praxis eben genau das Gegenteil von dem zu machen, was man so kompromißlos propagiert.
Ich habe Probleme damit, daß man das so ganz offen macht und wohl den großen Widersprch überhaupt nicht sieht/sehen will...nun, ich bin wohl einfach zu naiv, um manches zu verstehen.  :(

LG Miraculus

Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: MindCore am 16. Mai 2006, 19:09 Uhr
Moinsen,
Zitat
Ich frage mich immer nur wieder, wie es die Leute vereinbaren, einerseits strikt bestimmte Vorschriften hochzuhalten, von denen man natürlich keinen Milimeter abweicchen darf, bewahre - und dann in der Praxis eben genau das Gegenteil von dem zu machen, was man so kompromißlos propagiert.

Leider ist es in machen Berufsfeldern so, dass Theorie und Praxis weit von einandern weg klaffen! 

Gruß Eddie
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Miraculus am 17. Jul 2006, 18:19 Uhr
Hallo zusammen,

ich möchte den Faden nochmals aufnehmen und eine Frage insbesondere an Susanne als "Insiderin" stellen, wobei mir natürlich die Antworten anderer genau so willkommen sind.

1. Meines Wissens verbieten die Leitlinien der ISH eindeutig, daß man an sog. "Laien" Hypnose unterrichtet. Gleichzeitig wird häufig sehr despektierlich von der "Laienhypnose" geprochen, es wird ihr mit Verachtung begegnet und teilweise sogar so getan, als wäre sie unverantwortlich.

Andererseits gibt es wenigstens zwei große Hypnose-Gesellschaften, die MEG und die DGZH, die generell Mitglieder aus heilenden und helfenden Berufen ausbilden, auch wenn diese weder Ärzte noch Psychologen und somit "Laien" sind. Zwar dürfen diese nur als assoziierte Mitglieder dabei sein, aber die Richtlinien der ISH sagen meines Wissens nichts über Vollmitgliedschaft, assoziierte Mitgleidschaft, Halbmitgliedschaft oder Dreiviertelmitgliedschaft, sondern schlicht und ergreifend, daß man "Laien" keine Hypnose lehren darf.

Wenn ich also richtig informiert bin, dann besteht hier ein deftiger Widerspruch. Ich habe versucht, das eruieren, jedoch ohne Erfolg.


2. Es fällt mir auf, daß oft nachdrücklichst betont wird, wie absolut natürlich und alltäglich Hypnose und Trance doch eigentlich sind. Gleichzeitig kommt es oft zur Verächtlichmachung und Ablehnung jeder Art der sog. "Laienhypnose", so als wäre diese (fast) unmoralisch. Mir scheint, daß das ziemlich schlecht zusammenpaßt. (Ganz davon abgesehen: Warum bildet man solche "Laien" dann überhaupt aus?)

3. Die Hypnose-Gesellschaften gehen davon aus, daß jeder Arzt, Zahnarzt oder Psychologe eine große Kompetenz bzgl. der Psychopathologie hat (und deshalb viel besser geeignet wäre als die Mitglieder sämtlicher anderer Berufe, Hypnotherapie und ganz allgemein Hypnose anzuwenden).
Inhaltlich ist das, bei allem Respekt nicht haltbar. Es gibt genug Ärzte mit sehr begrenztem psychopathologischem Fachwissen. Manch ein gebildeter Laie ist da kompetenter. (Natürlich gibt es auch genug, die ein profundes Wissen in dieser Hinsicht haben.)
Die Frage ist nur: Glauben die das wirklich (das SIND doch selbst Ärzte, Zahnärzte und Psychologen!), oder wissen die das sehrwohl besser, behaupten es aber trotz des besseren Wissens?


Das Ganze kommt mir seltsam vor:
Hypnose ist das Natürlichste der Welt, aber natürlich ist "Laienehypnose" eine Katastrophe, und Ärzte und Psychologen sind per definitionem schon halbe Psychotherapueten, punkt, und natürlich darf man diese besch..."Laien" keinesfalls je in Hypnose unterrichten, aber natürlich unterrichtet man sie gerne, wenn sie zahlen, aber selbstverständlich dürfen sie keine Vollmitgleider in einer ehrenwerten Hypnose-Gesellschaft werden, denn dafür sind sie unwürdig, und außerdem ist damit der Vorgabe, daß man sie nicht unterrichten darf, ja wohl mehr als Genüge getan!

Ist das wirklich so das Verständnis der Hypnose-Gesellschaften. oder irre ich (was ich sehr hoffe)???

Insgesamt habe ich leider den Eindruck, daß die Politik der ISH und der sie konstituierenden Gesellschaften weniger dazu dient, zu größerem Wissen der Allgemeinheit über Hypnose beizutragen und ihre Verbreitung und verantwortungsvolle Anwendung zu fördern, als vielmehr die Hypnose im Bereich des Esoterischen festzuhalten und eine elitäre Anwendergruppe vom angeblich inkompetenten und verantwortungslosem Rest der Welt abzuschotten.

[Die Frage der Heilberechtigung hat mit dieser Politik übrigens nichts zu tun, denn nicht alle Mitglieder dieser Gesellschaften sind heilberechtigt, und nicht jeder, der deren Mitgliedschaftsvoraussetzungen nicht erfüllt, ist ohne Heilberechtigung.]

LG Miraculus
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Lutz am 18. Jul 2006, 00:30 Uhr
ISH = "International Society of Hypnosis", http://www.ish-web.org/

Ein Dachverband für ausschließlich professionell in Wissenschaft, Forschung, Erziehung und Therapie arbeitende Hypnotiseure.
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Susanne am 18. Jul 2006, 07:28 Uhr
Nun, ein Studium der Psychologie oder der Medizin impliziert naturgemäß Kenntnisse der Pathologie - mehr oder weniger umfangreich.
Insofern verfügen die Vertreter dieser Berufgruppen über ein zumindest Grundlagenwissen, das über das Alltagswissen hinausgeht.

Hypnose ist eine Technik um gezielt eine Trance hervorzurufen und aufrecht zu erhalten. Die Trance ist ein natürlicher Zustand.

Aber wie man diesen natürlichen Zustand utilisiert - zum Wohle des Gegenübers - ist eine andere Frage finde ich.

Dies zum einen.

Die Praxis der Aufnahme einer Gruppe von Menschen, die über bestimmte Insignien verfügen und der Ausgrenzung anderer Menschen, die eben nicht über diese Insignien verfügen, das ist ein ander Ding und teilweise nicht wirklich nachvollziehbar.

Das hat meiner Meinung nach zu großen Teilen auch etwas mit Machterhaltung zu tun - Wissen ist eine Macht, die direkten Zugang zu Ressourcen (zum Beispiel die Möglichkeit mit der KV abzurechnen und so am Kuchen mitzunaschen) eröffnet.

Da der Kuchen eine endliche Masse ist - will man ihn nicht in zu viele Teile zerpflücken.

Man könnte es auch mit einem freundlicheren Auge betrachten: Hypnose als therapeutisches Instrument gesehen, ist eben keine rein natürliche Sache, sondern eine hochartifizielle Heilkunst - und unterliegt damit einer hohen Verantwortlichkeit den Menschen gegenüber, die mit dem Wunsch nach Hilfe oder Heilung and den Ausübenden herantreten. Somit ergibt sich eine Notwendigkeit der Auslese nach fachlicher Eignung zur Ausübung dieser Kunst.

Zwei Gedanken für Miraculus :D

Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Miraculus am 18. Jul 2006, 17:38 Uhr
Hallo Susanne,



Zitat
Zwei Gedanken für Miraculus  :D


danke für die Gedankenausbreitung.  ;D



Zitat
Nun, ein Studium der Psychologie oder der Medizin impliziert naturgemäß Kenntnisse der Pathologie - mehr oder weniger umfangreich.
Insofern verfügen die Vertreter dieser Berufgruppen über ein zumindest Grundlagenwissen, das über das Alltagswissen hinausgeht.

Bei Psychologen mag das noch so sein, aber spätestens Ärzte und Zahnärzte haben meines Wissens oft nur ein geringes und eher theoretisches Wissen in diesem Bereich, das sicher nur in bescheidenem Maße zu einer sicheren Hypnose beiträgt und das einigermaßen rasch aufholbar ist.
Außerdem wird auch dogmatisch davon ausgegangen, daß genannte Gruppen z.B. ein wesentlich höheres Fachwissen als sämtliche Sozialpädagogen oder Heilpraktiker haben - und das stimmt nach meiner Erfahrung wohl kaum.
Neben den Fachärzten mögen noch die niedergelassenen Hausärzte mehr von diesen Dingen verstehen - der durchschnittlieche HNO-Arzt hat aber in vielen Fällen keine exorbitanten Kenntnisse.  ;)

Mich stört auch weniger, wie nun diese Gesellschaften es mit ihren Mitgliedsbestimmungen halten als folgende Aspakte:

- Daß alls Hypnotiseure, die nicht Ärzte oder Psychologen sind, per se als "Laienhypnotiseure" gelten.
- Daß "Laien" praktisch immer schlecht sind.
- Daß man sich allgemein gegen "Laienhypnose" ausspricht.
- Daß man einerseits betont, daß Suggestion und hypnotische Kommunikation normal und alltäglich sind, dann aber jede Form der "Laienhypnose", auch wenn sie nicht-therapeutisch ist, in Bausch und Bogen verdammt..
- Daß man "Laien" trotz ihrer Verächtlichmachung ausbildet und meint, wenn man sie nicht als Vollmitglieder akzeptiert wäre allen Verpflichtungen Genüge getan.

(Wenn ich das richtig mitgekriegt habe)

Was ich im letzten Abschnitt meines letzten Beitrags etwas plemisch als die Position der großen Hypnose-Gesellschaften zusammengefaßt habe, wobei ich gefragt habe, ob ich das so nun richtig verstanden habe, das ist genau das, was mich an alledem stört. (Kann jemand sagen, ob das so richtig wiedergegeben ist?)

LG Miraculus
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Miraculus am 18. Jul 2006, 21:04 Uhr
P.S.:  Ich habe recherchiert und die Richtlinien der ISH unter http://www.ish-web.org/page.php?c=about_ethics
gefunden.
Und da geht nach meinem Verständnis eindeutig unter em Hauptpunkt 4 hervor, daß die Unterrichtung sog. "Laien" nicht statthaft ist.
Ausnahme ist, wenn so ein Laie unter der direkten Supervision eines möglichen Mitgliedes ist.
Das mag zwar für manche (!) Zahnarzthelfer(innen) noch so sein, ganz gewiß aber NICHT für jeden Heilpraktiker, Sozialarbeiter und Angehörigen anderer Berufsgruppen.

Daher stehen nach meinem bescheidenen Dafürhalten die ethischen Regelungen der ISH und die Regelungen von MEG und DGZH in einem unauflösbaren Widerspruch. Während einer Trance mag die Toleranz für logische Widersprüche ja erhöht sein - aber im normalen Alltagsleben sollte das eigentlich nicht allzu ausgeprägt sein, und die Widesprüche sind eklatant!


Zitat Susanne

Zitat
Das hat meiner Meinung nach zu großen Teilen auch etwas mit Machterhaltung zu tun - Wissen ist eine Macht, die direkten Zugang zu Ressourcen (zum Beispiel die Möglichkeit mit der KV abzurechnen und so am Kuchen mitzunaschen) eröffnet.

Ja, aber gerade in diesem Zusaammenhang ist die Ausbildung für die bösen Laien, die parallel zu ihrer Verdammung läuft, besonders überraschend.

LG Miraculus
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Lutz am 19. Jul 2006, 01:20 Uhr
Hallo zusammen,

ich möchte die 'Politik' der Hypnoseverbände nicht schönreden, kann sie aber dennoch verstehen und nachvollziehen. Wenn man sich "höchste Professionalität und Qualität" auf die Fahnen schreibt, ist eine Mitgliedschaft dort doch viel attraktiver, gerade durch die Ausgrenzung Anderer! Schließlich adelt sie das Mitglied und dokumentiert nach außen hin: Ich Profi, du doof! Dafür zahlt man doch gerne...  ;)

Und immerhin haben die Statuten solcher Verbände ja auch für den Verbraucher (Klienten/Patienten) etwas Positives. Um beispielsweise Vollmitglied der ISH sein zu können, muss man eine anerkannte Hypnoseausbildung / -fortbildung genossen haben. Wenn nun ein Außenstehender irrig glaubt, dass andersrum nur derjenige ein z.B. guter Therapeut sei, der so einem Verband angehört, dann ist das ja nicht unbedingt den Verbänden anzulasten.

Aber, Miraculus, angesichts deiner Kritik an der geübten Praxis der Verbände: wie stellst du dir denn einen "idealen" Verband vor? Wer sollte dort Mitglied werden können? Was sollte er nach außen dokumentieren u.s.w.?  ;)

Lieben Gruß
Lutz
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Barbara am 19. Jul 2006, 04:48 Uhr
Hallo Miraculus,

diese Ausgrenzung findet ja auch nicht nur in diesem Bereich statt. Die finden wir, wenn wir es wollen, an jeder Ecke, sei es nun bei den Taubenzüchtern oder Motorradclubs.

Aber um beim Thema "Hypnose" zu bleiben ein Beispiel. Fast jeder, der nicht im therapeutischen Bereich arbeitet bekommt diese "Ausgrenzung" auch hier bei uns im Forum zu "spüren". ;)

Wir haben hier den Bereich "Intervisionsforum für therapeutisch Tätige". Dort haben nur die Zutritt, die auch therapeutisch arbeiten. Wir grenzen also die aus, die vielleicht das Wissen haben, aber nicht therapeutisch tätig sind.

Wobei man hier jetzt auch noch darüber "streiten" könnte, wo fängt therapeutische Arbeit an.

Und wenn Hypnoseverbände sich von bestimmten Personen abgrenzen, dann ist es eben so und ich sehe es ähnlich wie Lutz: "Schließlich adelt sie das Mitglied und dokumentiert nach außen hin: Ich Profi, du doof! Dafür zahlt man doch gerne... ;)

Und ich denke, wer es nötig hat, sich über solche oder ähnliche Verbände und Pöstchen definieren zu müssen, dem fehlt es vielleicht an innerer Größe? ;)

Damit will ich jetzt nicht zum Ausdruck bringen, dass es dir an innerer Größe fehlt, ganz im Gegenteil(!), denn du hast dich an anderer Stelle ganz klar gegen etwas entschieden. (Verstehe ich übrigens bis heute nicht! :))

Lieben Gruß
Barbara
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Miraculus am 19. Jul 2006, 07:44 Uhr
Hallo zusammen,

ich versuche mal zwei Fliegen, das heißt in diesem Falle Lutz und Barbara, mit einer Klappe zu erschlagen.  ;D :D

Also, ich schreibe mal ein paar mögliche Alternativen, von denen mir jede einzelne besser gefallen würde als das, was jetzt praktiziert wird:

1. Alle Mitglieder heilender und helfender Berufe dürfen eine Ausbildung mitmachen (gilt z.T. schon jetzt) und Vollmitglieder werden.

oder:

2. Alle Mitglieder heilender und helfender Berufe dürfen eine Ausbildung bekommen, aber nur assoziierte Mitglieder sein. ABER: Man schreibt sich nicht die Verachtung auf die Laienhypnose auf die Fahnen und man sagt nicht mehr, daß man Laien unter keinen Umständen ausbilden will (sofern sie nicht unter Kontrolle eines Arztes oder Psychologen sind).

oder:

3. Man sagt weiterhin, daß man "Laienhypnose" auf keinen Fall unterstützen will (ist jetzt schon so), tut das dann aber auch nicht.


Aber das, was jetzt ist, nämlich daß man dauernd sagt, wie beschissen diese ganze "Laienhypnose" doch ist, und daß kein anständiger Mensch je auf die Idee käme, "Laien" auszubilden, daß man sie währenddessen aber sehrwohl ausbildet und als (wenn auch nur assoziierte) Mitglieder dabei hat, und sich bei alledem noch ganz toll vorkommt, das ist doch zum Kotzen! (Entschuldigung für den vulgären Ausdruck "toll".)
Das ist doch die reinste Heuchelei!


Warum sagen die Verbände nicht z.B. einfach etwas in der Art: "Nicht jede Hypnose(therapie) ist seriös, aber diejenigen, die bei uns eine Ausbildung gemacht haben, ganz besonders natürlich Ärzte und Psychologen, haben im Regelfall ein gutes Niveau."?
Wenn man zu den "Laien", die man ausbildet, nun gar kein Vertrauen hat, dann könnte man die Ausbildung auch lassen; ansonsten sollte man auch dazu stehen.

Nebenbei fände ich es auch angenehm, wenn zugestanden würde, daß nicht jeder Arzt ein riesiges psychotherapeutisches Wissen hat, mit dem er allen anderen für alle Ewigkeit überlegen ist, und das ihn, und nur ihn, prädisponiert, Hypnotherapie zu betreiben. (Ein "psychotherapeutischer Heilpraktiker" versteht von Psychotherapie sicher manchmal mehr als etwa ein Zahnarzt).

Und dann habe ich einen doofen Anspruch an meine Mitmenschen: Nämlich ein Mindestmaß an logischer Konsistenz zu zeigen. Dabei erwarte ich dann natürlich von den offiziellen Statuten einer ärztlich-psychologischen Gesellschaft etwas mehr als von irgendwem, der nach dem 15. Bier etwas unter dem Tresen hervorlallt.

Nicht daß Menschen immer rational wären; aber allzu extreme Widersürüche versucht man doch normalerweise zu vermeiden (oder gesteht sie wenigstens ein), da man sonst den Eindruck erweckt, nicht denken zu können oder nicht ganz dicht zu sein.

So fällt es mir einfach schwer nachzuvollziehen, wie die absolute Natürlichkeit und Alltäglichkeit von Hypnose, die allenthalben betont wird, zu dem undifferenzierten Naserümpfen über jedwede "Laienhypnose" paßt.

Oder etwas anderes, was noch eklatanter ist: Nehmen wir einmal an, ich würde ganz ernsthaft dagegen plädieren, daß sog. "Laien" in Hypnose je irgendeine Ausbildung erhalten sollten, und genau so ernsthaft würde ich fordern, daß "Laien" in Hypnose ausgebildet werden.

Wenn ich trotz entsprechender Hinweise und Nachfragen dabei bliebe und nicht den geringsten logischen Widerspruch zu entdecken vermöchte, dann würdet Ihr Euch wahrscheinlich anfangen zu fragen, ob ich Euch jetzt verarge oder ob irgendwas bei mir im Oberstübchen nicht so ganz stimmt. Und zwar zurecht!
Und warum sollten solche Maßstäbe nicht auch für das Handeln von Ärzten und Psychologen gelten?

(Und nebenbei: Wer gar nicht damit fertig wird zu betonen, was er für astronomische ethische und professionelle Maßstäbe an sich selbst anlegt, der darf sich dann auch nicht wundern, wenn man von ihm fordert, daß er sich einigermaßen vernünftig und korrekt benimmt; aber ich habe überhaupt ein großes Mißtrauen gegen die, die sich darin gefallen, ihre besonders hohe Moralität und Seriosität allzu nachhaltig herauszustellen: meine bisherige Erfahrung läßt mich da mißtrauisch werden.  :()

LG Miraculus

P.S.:
Zitat
Damit will ich jetzt nicht zum Ausdruck bringen, dass es dir an innerer Größe fehlt, ganz im Gegenteil(!), denn du hast dich an anderer Stelle ganz klar gegen etwas entschieden. (Verstehe ich übrigens bis heute nicht! )

Ich habe mich mit Lutz etwas über das Thema ausgetauscht, und er wird mich spätestens jetzt verstehen!  ;)
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Barbara am 19. Jul 2006, 17:08 Uhr
Hallo Miraculus,

soso, du willst uns also erschlagen!  :D :P

Das mag ja alles richtig sein was du schreibst und ich kann auf der einen Seite deinen Ruf nach Gerechtigkeit gut verstehen (in deinem Alter war ich auch so  8)), aber das ist ja wie gegen Windmühlen kämpfen.

Und fordern kann man von den Hypnoseverbänden gar nichts, die können tun und lassen was immer sie wollen! Ob uns das nun passt oder nicht. Ob wir das als arrogant empfinden oder nicht, ändern werden wir da sicher gar nichts. :)

Ich bin froh, dass ich heute so gelassen bin und gerade die Arroganz, die einige ihren Mitmenschen entgegen bringen, mich vielleicht einen Tag aufregt, aber solche Menschen können vielen andern und mir das Wasser nicht reichen, auch wenn sie eine wesentlich bessere Ausbildung haben, aber menschlich bekommen sie von mir eine dicke fette 6! ;)

Aber auch das interessiert niemanden.  :D

Lieben Gruß
Barbara
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Miraculus am 20. Jul 2006, 21:46 Uhr
Hallo Barbara,

es nervt halt, wenn in 20 von 30 Hypnotherapie-Büchern unpassend ein Tiefschlag gegen die Laien erfolgen muß. Die Art, wie man mit den "Laien" umgeht ist oft alles andere als fair und die Verachtung der Laienhypnose ist mitunter eine fixe Idee.
Und daß man zu alledem dann aber nicht wenigstens bei dieser Linie bleibt, sondern gerne die Gebühren dieser "Laien" entgegennimmt, ist für mich menschlich unter jeder Diskussion.

Außerdem finde ich es einfach auch enttäuschend, daß die medizinisch-psychologische Hypnotherapie-Szene - oder wenigstens die, die den Ton angeben - sich so verhalten, daß man eigentlich nicht weiß, ob man sich das Gedeihen der Hypnotherapie überhaupt wünschen kann, wenn Therapeuten von dieser menschlichen "Qualität" dadurch unterstützt werden und ihren Einfluß ausdehnen können.
ich könnte das jetzt im einzelnen belegen, lasse das an dieser Stelle aber lieber.


LG Miraculus

Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Lutz am 21. Jul 2006, 00:02 Uhr
Hallo zusammen,

das "Dilemma", wenn wir es denn mal so bezeichnen wollen, ist vielleicht, dass Hypnose aus handwerklicher Sicht so einfach zu bewerkstelligen ist. Hypnotisieren kann schließlich jeder, wenn ihm ein paar Grundregeln bekannt sind.

Ich frage mich also, wie es denn mit anderen therapeutischen Techniken ist, die ähnlich einfach von jedem Laien anzuwenden sind, etwa EFT oder EMDR oder Kinesiologie oder... meines Eindrucks nach gibt es dort nicht so einen "Laienaffront".

Das Pech der Hypnose ist vielleicht, dass hier im Gegensatz zu den anderen Techniken manchmal etwas geschieht, das die approbierten Profis trotz aller Ausbildung nicht vorweisen können: sie stehen nicht wie Showhypnotiseure auf der Bühne und werden beklatscht und gefeiert, das haben ihnen manche "Laien" voraus. Kann es sein, dass mit diesem (unbewussten) Wissen im Hintergrund der Zorn eben alle 'Hypnose-Laien' trifft, mitgefangen, mitgehangen?  ;)

Lieben Gruß
Lutz
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Miraculus am 21. Jul 2006, 07:53 Uhr
Hallo Lutz,

ich vermute Ähnliches. Übrigens hat ein dt. Hypnotherapeut auf seiner Homepage in einem Artikel über die Bühnenhypnose offen gestanden, daß er auf die Entlohnung mancher Showhypnotiseure neidisch ist.  ;)

Dazu kommt, daß der Hypnose immer der Geruch des Magischen anhaftet. Und auch der aufgeklärteste Hypnotherapeut, der allem Übersinnlichen abgeneigt ist und das bewußt weit von sich weisen würde, ist vielleicht gerne ein Verwalter eines Mysteriums, das zu heilig und machtvoll ist, um der breiten Masse anvertraut zu werden.


Zitat Barbara:
Zitat
Und fordern kann man von den Hypnoseverbänden gar nichts, die können tun und lassen was immer sie wollen! Ob uns das nun passt oder nicht. Ob wir das als arrogant empfinden oder nicht, ändern werden wir da sicher gar nichts.  :)


Das ist natürlich richtig - zumindest juristisch haben diese Verbände das Recht auf eine extreme Doppelmoral, Heuchelei und ungerechtfertiget Diffamierung. Menschlich m.E. aber nicht.  Allerdings kann man wirklich nichts anderes machen als Kritik zu üben. Was diese Leute tun, ist letztlich deren Sache - und deren moralische Verantwortung.

Traurig ist es aber schon, wenn Verbände von Menschen, die großteile (Psycho)therapie betreibe, nicht jenes Mindestmaß an Objektivität und logischer Konsistenz zeigen, das für einen halbwegs vernünftigen Menschen selbstverständlich sein sollte.


Nebenbei sei noch gesagt, daß es mir hier selbstverständlich nicht um eine pauschale Kritik aller Ärzte und Psychologen geht, sondern um die Politik gewisser Verbände.

LG Miraculus
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Miraculus am 21. Jul 2006, 10:20 Uhr
Ich habe mir nochmals Regelungen der ISH angesehen, bin aber nicht wirklich schlauer geworden. Ich bin mir nicht völlig sicher, ob die Ausbildung von "Laien" ohne Supervision unbedingt gegen die Regeln sein muß, da der Begriff  möglicher Mitglieder komplizierter definiert ist.

Allerdings heißt es in der Revenstorf-Expertise, daß die ISH die Ausbildung von "Laien" verbiete und die "einschlägigen" dt. Gesellschaften alle, die nicht Ärzte oder Psychologen sind als "Laien" betrachte und darum nicht ausbilde.
(http://www.dgh-hypnose.de/up/WAK-Expertise.pdf ab S. 174)


LG Miraculus
 
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Barbara am 21. Jul 2006, 19:37 Uhr
Und daß man zu alledem dann aber nicht wenigstens bei dieser Linie bleibt, sondern gerne die Gebühren dieser "Laien" entgegennimmt, ist für mich menschlich unter jeder Diskussion.

Tja, Geld stinkt halt nicht! Und es gibt leider Menschen, auch in diesem Bereich, denen Statussymbole und Kohle wichtiger sind. Die sich über andere stellen müssen, um sich selbst aufzuwerten?! Und vielleicht setzt man, gerade von Menschen, die sich mit dem Seelenheil anderer beschäftigen, ein anderes Verhalten voraus. Und vielleicht ist die Enttäuschung deshalb so groß?

Lieben Gruß
Barbara
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Miraculus am 22. Jul 2006, 17:46 Uhr
Hallo Barbara,

Zitat
Und vielleicht setzt man, gerade von Menschen, die sich mit dem Seelenheil anderer beschäftigen, ein anderes Verhalten voraus. Und vielleicht ist die Enttäuschung deshalb so groß?


Ja, ich denke das. Gewisse menschliche Qualitäten sind von einem Therapeuten zu erwarten: Eine gewisse Offenheit und Aufrichtigkeit, Selbstkritik und Fähigkeit zur Reflexion des eigenen Handelns, die Freiheit von zu ausgeprägtem Geltungsstreben....ohne diese Eigenschaften kann man m.E. kein guter Therapeut sein, ja, nicht mal ein passabler.

LG Miraculus
Titel: Re: Über Profis und Laien
Beitrag von: Lutz am 22. Jul 2006, 18:56 Uhr
Ich betrachte es inzwischen als meinen Fehler, an bestimmte Tätigkeiten und Berufe erhöhte Erwartungen zu knüpfen. So habe ich bisher in allen Bereichen inkl. Therapie feststellen müssen, dass es da Gute und Knallköppe gleichermaßen gibt - auch dort, wo man vielleicht meinen sollte, dass auf Grund eines besonderen Anspruchs an z.B. Ethik, Moral und Integrität sowas nicht vorkommen sollte.  :(

Aber vielleicht macht da ja mal jemand andere Erfahrungen...

Lieben Gruß
Lutz