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F o r u m => Rund um das Thema 'Hypnose' => Thema gestartet von: Mike1976 am 09. Aug 2007, 15:06 Uhr

Titel: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: Mike1976 am 09. Aug 2007, 15:06 Uhr
Hallo zusammen.

Wer von Euch hat denn Erfahrungswerte mit schnellen Hypnoseinduktionen (Handshake Induction von Elman etc.) ?

Habe nun ein paar mal davon gelesen und auch gesehen, wie es funktioniert (gibt ja sogar Kurse dazu). Aber ist es wirklich so wirksam? Vom rein logischen Aspekt, die Verwirrung des Klienten ausnutzen und ihm sein Verhaltensmuster in dem Moment vorzugeben, passt es ja.

Dr. Hans Lang praktiziert dies wohl sehr erfolgreich, habe ein Video im Netz mal gesehen.

Fraglich nur, ob man dies auch in der "Therapie" nutzen kann.

Was denkt ihr ?
Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: Lutz am 09. Aug 2007, 17:03 Uhr
Hallo Mike,

ob sowas therapeutisch sinnvoll ist, wird wohl von der Art "Therapie" abhängen, die man durchzuführen beabsichtigt.
Wenn die ihrerseits genau aus dem bestehen soll, "ihm sein Verhaltensmuster in dem Moment vorzugeben", kann so eine Induktion wohl sehr praktisch sein.

Wenn die Therapie aber auf ständiger Interaktion basiert, nicht mit der ständigen "Gefahr", sondern der "Chance" eines Feedbacks und/oder Widerspruchs des Klienten verbunden, dann gehen solche Schnell-/Blitzinduktionen wohl am Ziel vorbei.

Lieben Gruß
Lutz
Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: Mike1976 am 10. Aug 2007, 13:53 Uhr
Hi Lutz.

Finde es mit den Schnellhypnose-Techniken auch recht unsicher. Was denkt denn ein Klient, wenn man solche Faxen macht und es klappt dann nicht  ;)

Was anderes:

Habe mittlerweile leider die Erfahrung machen müssen, dass wirklich ein Großteil der Klienten einen Beweis dafür haben muss, dass sie in Trance sind/waren. Ich habe jetzt ein paar Klienten gehabt, die glaubten es trotz eindeutiger Anzeichen (Entspannung, Bauchgrummeln, schwere Augen) nicht, dass Hypnose überhaupt funktioniert. Dabei waren sie ganz offentsichtlich recht ordentlich in Trance. An so etwas verzweifel ich >:(
Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: Sandy am 10. Aug 2007, 14:39 Uhr
Die meisten behaupten ALLES mitbekommen zu haben ... frag sie nach der Zeit. 99 % aller haben kein Zeitgefühl mehr in Trance. Wenn eine Sitzung 40 Minuten gedauert hat, meinen sie meist es waren ca. 15 Minuten. Manchmal frag ich dann einfach: "... und sie haben alles mitbekommen?" u. schmunzel ein wenig. Meist ein Lachen zur Antwort. Lass Dich nicht verunsichern. Die Klienten merken das u. spielen Dich an die Wand. Lass das nicht zu. Weder äußerlich noch innerlich. Wie sagt man so schön? "Alles kann u. nichts muß ...", so ist eine Trance auch. Du kannst Dein Gegenüber schon in leichte Trance versetzen, nur weil Du ihn im Vorgespräch dumm und desselig redest. *g* Oder ihn Fragen stellst, so dass er tief in sich gehen muß um zu antworten.

Nicht verzweifeln. Ich habe nie mit irgendwelchen Beweisen gearbeitet. Das ist einfach nicht nötig. Noch nie hat jemand auf Beweise bestanden. Ich stehe voll hinter meiner Sache ... das kommt unbewußt beim Klienten wohl an.

Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: Miraculus am 10. Aug 2007, 17:59 Uhr
Hallo Mike,

ich unterscheide grob zwei Arten von Blitzinduktionen (mit Mischtypen):
Bei der einen weiß man, was genau geschieht. Es gibt keinen Überraschungseffekt. So etwa die von Dir erwähnte Elman-handshake-Induktion. Denkbar einfach. (Für alle: Man sagt jemandem, daß man ihm dreimal die Hand schütteln wird, und daß er beim dritten mal in Trance gehen wird). Der Effekt beruht auf dem Wunsch und der Erwartung. Das sind meiner Meinung eigentlich keine Blitzinduktionen im strengen Sinne, sondern eher "convincer".

Die andere Art ist die mit Überraschungseffekt wie die Ericksonsche handshake interrupion. Die ist natürlich dann auch wesentlich anspruchsvoller und hat ihr Überraschungsmoment.
Ob man do etwas therapeutisch nutzen kann?
Das komt auf den Fall an, würde ich meinen. Erickson gibt in "Hypnotherapie" das Beispiel eines Klienten, der sich unbewußt weigert, sich hypnotisieren zu lassen, und an dem stundenlange Induktionsbemühungen erfolglos abprallen. Beim Abschiedsgruß macht Erickson die hand shake inteerruption, und es entsteht eine tiefe Trance, und die ganzen zuvor gegebenen Suggestionen beginnen zu wirken.


Zitat
Habe mittlerweile leider die Erfahrung machen müssen, dass wirklich ein Großteil der Klienten einen Beweis dafür haben muss, dass sie in Trance sind/waren.
Da habe ich als Anhänger der non-state-Theorie es naturgemäß leichter!  ;D
Ich sage, daß es keinen bewußt "fühlbaren" Zustand geben müsse, daß Hypnose aber üblicherweise mit einer erhöhten Aufmerksamkeit und Entspannung einhergehe.
Man sollte falsche Vorstellungen ausräumen, denn wenn der Klient etwas anderes unter "Trance" versteht als der Hypnotiseur, dann kann es immer zu Enttäuschungen kommen.
Ich selbst suggeriere nicht immer, aber relativ häufig hypnotische Phänomene, und wenn es "nur" ideomotorische Signale wären.
"Trancephänomene" werden von manchen als unnötiger Schnickschnack angesehen, und vielleicht haben die ja auch recht, aber ich benutze sie dennoch immer wieder und utilisiere sie "therapeutisch". Das kann dann natürlich auch als "Convincer", als Überzeuger hilfreich sein. Wenn man das so macht, was ja nicht sein muß, dann kann man die Art des Phänomens mit dem Klienten abstimmen.

LG Miraculus

Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: Lutz am 11. Aug 2007, 19:16 Uhr
Hallo Mike,

Zitat
Habe mittlerweile leider die Erfahrung machen müssen, dass wirklich ein Großteil der Klienten einen Beweis dafür haben muss, dass sie in Trance sind/waren.

ich könnte mir vorstellen, dass du dir dieses Problem selbst 'künstlich' verschaffst.
Auf deiner Homepage schreibst du:
"In diesem Zustand [Anmerkung von Lutz: Trance] ist das Unterbewusstsein besonders gut zu erreichen, da das Bewusstsein abgelenkt ist und somit nur begrenzte Möglichkeiten hat, Suggestionen zu filtern."

Wenn du sowas inhaltlich auch im persönlichen Gespräch rüberbringst, ist dieser ominöse Trancezustand natürlich "der Hauptakteur" deiner Intervention. Er macht alles möglich und wenn er fehlt, ist nichts möglich. Und so eine "Erkenntnis" ist natürlich kontraproduktiv: spätestens nach einer Sitzung könnte ein Klient denken, dass da doch eigentlich nichts Besonderes war, also kann das alles ja nicht funktionieren...  ;)

(Mal ganz abgesehen davon kann kein Bewusstsein Suggestionen fürs UB filtern, aber das steht auf so vielen Homepages, so dass ich hier dazu nichts schreiben möchte.)

Ich würde nicht in den Vordergrund stellen, dass man "mit einem Trancezustand" arbeitet, sondern "mit dem Unbewussten". Was ein Klient auf bewusster Ebene davon hält, darüber denkt und was er davon mitbekommt, ist dann völlig nebensächlich. Und ob er einen besonderen Zustand bei sich identifizieren kann, ist dann auch schnuppe.  ;)

Lieben Gruß
Lutz
Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: Mike1976 am 12. Aug 2007, 10:20 Uhr
Danke für Eure Antworten.

@Lutz: Zu dem "Suggestionen filtern", dass sehe ich anders. Mein Bewusstsein bewertet und zensiert eine Suggestion doch. Beispiel, wenn ich an meine Zahnarzt-Angst denke.

Im Wachzustand gibt man mir die Suggestion: "Du wirst jedes Mal ganz ruhig, wenn der Zahnarztstuhl nach unten fährt..." 
Diese wirkt nicht, weil mein Bewusstsein dies bewertet, wie "na wie soll das den klappen".
In Trance die gleiche Suggestion, und ich habe den Erfolg.

Vielleicht ist "filtern" nur das falsche Wort!?
Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: Lutz am 12. Aug 2007, 17:38 Uhr
Hallo Mike,

Zitat
Mein Bewusstsein bewertet und zensiert eine Suggestion doch.

"Zensieren" hieße doch, dass einer nachgeordneten Instanz bestimmte Informationen vorenthalten würden.
Was soll denn hier diese nachgeordnete Instanz sein? Etwa das Unbewusste, das bei Vorlage eines Fotos von einem Zahnarztstuhl längst heftige Ausschläge auf einem EEG erzeugt und über die Amygdala "Alarmprogramme" auslöst, längst bevor der Zahnarztphobiker den Stuhl bewusst als solchen überhaupt erkannt hat? Das Unbewusste lässt sich nicht zensieren und vom Bewusstsein schon gar nicht.

Zitat
Diese wirkt nicht, weil mein Bewusstsein dies bewertet, wie "na wie soll das den klappen".

Wenn das der Grund und das Bewusstsein der entscheidende Faktor wäre, dann wäre doch alles ganz einfach! Dann sag dir doch bewusst: "Das klappt!" Und schon wäre doch die angeblich hinderliche "bewusste" Einstellung aus der Welt geschaffen.

Und, was passiert? Nichts passiert. Denn es ist völlig schnuppe, was man bewusst anstellt, die Angst bleibt. Denn die kommt aus dem UB und das schert sich nicht darum, was man isoliert auf bewusster Ebene anstellt.
Und anders herum: beim Zahnarzt in Trance ist man ja nicht "bewusst-los". Man weiß ja, dass man beim Zahnarzt in Trance ist. Man weiß sogar, dass man Angstpatient ist und dass man "eigentlich" Angst haben müsste. Und - wirkt sich dieses bewusste Wissen und Denken irgendwie hinderlich aus? Nein, tut es nicht. Auch daran wird deutlich, dass der bewusste Anteil unseres Denkens für die Reaktion völlig unbedeutend ist.

Diese oft gelesen Theorie mit dem Bewusstsein, dessen hinderlicher Einfluss in Trance ausgeschaltet werde, ist so schön "logisch" und "einsichtig": jeder Laie sagt sich sofort: "Ach soo funktioniert das - ist ja eigentlich auch klar!"
Schön. Nur leider falsch.  ;)

Lieben Gruß
Lutz
Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: Miraculus am 12. Aug 2007, 19:52 Uhr
Hallo zusammen,

ich sehe es so wie Lutz, wenn ich es auch nicht so gut hätte sagen können...es ist halt leider komplizierter.
Und so schön die simple Aufteilung Bewußtsein-Unterbewußtsein auch sein mag, sie ist eben eine strake Simplifizierung und zum Verständnis nicht hinreichend.
Wenn man bei der Multi-Ebnen-Kommunikation z.B. sagt, daß man Informationen vermitteln will, die nicht bewußt wahrgenommen und analysiert werden, dann ist das wahrscheinlich falsch. Man müsste vermutlich eher sagen, daß die Informationnicht auf so einer oberflächlichen Ebene analysiert wird.
Wenn man jemandem hypnotische Taubheit suggerieren und ihm dann die Informationen unverschlüsselt geben würde, so hätte dies, so vermute ich, einen ähnlichen Effekt, wie wenn man sie jemandem auf bewußter Ebene vermittelt, obwohl das Bew. dabei genau genommen ja auch "umgangen" wird.
Allerdings wird die Sache wieder kompliziert, wenn man bedenkt, daß eine Amnesie für gewisse Tranceinhalte offenbar positiv wirken kann, indem ein Bezweifeln und Nachgrübeln unterlassen oder reduziert wird.
Ich kann mir noch keinen so richtigen Reim darauf machen.  ???

LG Miraculus
Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: Lutz am 14. Aug 2007, 00:22 Uhr
Hallo Miraculus,

Zitat
Allerdings wird die Sache wieder kompliziert, wenn man bedenkt, daß eine Amnesie für gewisse Tranceinhalte offenbar positiv wirken kann, indem ein Bezweifeln und Nachgrübeln unterlassen oder reduziert wird.

es gibt ja durchaus auch einen Informationsfluss Bewusstsein -> UB, sonst bräuchten wir ja gar kein Bewusstsein (wie viele andere Lebewesen). Das Bewusstsein ist für uns eine (notwendige) Schnittstelle zu einer sehr komplexen Umwelt. Nehmen wir als Beispiel das Autofahren-Lernen. Ein UB kann kein Auto fahren, so ein neumodicher Schnichschnack ist ihm erstmal fremd. Also fahren wir als Anfänger zunächst "bewusst" Auto und sind entsprechend unsicher und stets an der Überforderungsgrenze.

Erst im Laufe der Zeit und Praxis "lernt" dann auch das UB, ein Auto zu fahren. Und dann kann man "automatisch" fahren und gleichzeitig entspannt telefonieren. Oder gleichzeitig telefonieren, einen Sender im Radio suchen, einen Apfel essen, über seinen Vordermann fluchen und die Lippen nachziehen, wenn man eine Frau ist.

Und dieser Informationsfluss aus dem Bewusstsein kann durchaus auch störend und für einen therapeutischen Prozess hinderlich sein. Barbara hatte vor einiger Zeit (fast) eine Klientin, die dann aber kurzfristig vor dem Termin abgesprungen war, weil deren hochkompetenter Partner meinte, Hypnose könne überhaupt nicht helfen. Dies soll ein Beispiel dafür sein, dass es für einen Therapieprozess tatsächlich sicherer sein kann, wenn man nichts weiter erzählt. Und noch sicherer und weniger "störanfällig" ist es mitunter, wenn nicht mal das Bewusstsein eines Klienten etwas "weiß".

Man darf daraus nur nicht den (falschen) Umkehrschluss ziehen und denken, Hypnose funktioniere überhaupt, weil das Bewusstsein ausgeschaltet werde.

Um beim Autofahren zu bleiben: ein nörgelnder und ewig kritisierender Beifahrer kann dafür verantwortlich sein, dass ein Fahrer nicht mehr fahren kann und entnervt anhält. Daraus nun aber zu schließen, jeder Mensch könne (auch ohne Führerschein) Auto fahren, wenn nur kein Beifahrer da sei, wäre natürlich ein "logischer Irrtum".  ;)

Lieben Gruß
Lutz
Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: Mike1976 am 14. Aug 2007, 11:16 Uhr
Eure Interventionen regen mich zum Nachdenken an, vielen Dank dafür.
Stimmt schon, die übliche Meinung bezüglich Bewusstsein -> UB kann ja so simpel nicht funktionieren.

@Lutz: Bezüglich der Aussage "Hypnose kann nicht funktionieren"...es gibt ja einige, die behaupten, Hypnose hätte lediglich eine kurzzeitige Wirkung. Längerfristige Veränderungen können damit nicht herbeigeführt werden (war auch Freuds Ansicht, wenn ich mich nicht irre). Nun stellt sich für mich die Frage, da ich mit der Langzeitwirkung ja noch keine Erfahrung habe, was da dran ist.

Bei mir selbst habe ich festgestellt, dass meine Zahnarztangst kurz nach der letzten Hypnose dagegen, besser wurde. Allerdings lies die Wirkung irgendwann nach und meine Angst wurde stärker. Soweit meine eigene Erfahrung.
Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: Lutz am 14. Aug 2007, 15:15 Uhr
Hallo Mike,

Zitat
es gibt ja einige, die behaupten, Hypnose hätte lediglich eine kurzzeitige Wirkung. Längerfristige Veränderungen können damit nicht herbeigeführt werden (war auch Freuds Ansicht, wenn ich mich nicht irre).

Freud würde ich da lieber ganz rauslassen, denn seine Praktiken und vor allem seine Auffassung vom Wirkmechanismus stammten aus einer Zeit vor weit über 100 Jahren, als man mancherorts noch dachte, Trance sei ein hysterisches Krankheitssymptom.

Ob Hypnose dauerhafte Veränderungen bewirken kann, hängt sicherlich von der Art der Hypnose ab. Ganz grob kann man ja zwischen zwei Vorgehensweisen unterscheiden - einer "anordnenden, befehlenden" Hypnose mit eher tiefer Trance (vielleicht noch, damit sich - ähm - das Bewusstsein nicht störend einmischen kann... ;)), in der der Hypnotiseur vorgibt, was der Klient zukünftig zu tun habe, und einer "permissiven, erlaubenden" Hypnose, bei der der Klient der Chef ist.

Der ersten Variante stehe ich hinsichtlich einer dauerhaften Wirksamkeit *sehr* kritisch gegenüber, bei der zweiten ist eine dauerhafte Wirksamkeit m.E. sozusagen "logisch". Warum? Weil die zweite Vorgehensweise einen Klienten befähigt, eigene neue Einsichten zu gewinnen, nach denen er dann handeln kann.

Bleiben wir bei deiner Zahnarztangst. Vermutlich weißt du nicht (wirklich), warum du diese Angst hast. Vielleicht weißt du es auch, aber nützen tut dieses Wissen offenbar (noch) nichts. Entscheidender aber ist die Frage: Weißt du, warum du zukünftig keine Angst mehr haben brauchst? Hierauf sich selbst die Antwort zu geben: "Weil ich eine Hypnose hatte", ist (dem UB) natürlich zu wenig.  :)

Wenn aber eine wirkliche neue Einsicht und damit Denkungsweise ermöglicht wurde, dann ist es nur schlüssig und logisch, zukünftig keine Angst mehr zu haben. Wichtig ist dabei übrigens zunächst die neue Einsicht auf unbewusster Ebene - schließlich soll ja das angstproduzierende UB zukünftig anders reagieren.

Ich hatte mal vor über 10 Jahren ein PC-Adventurespiel gespielt, bei dem man auf einem anderen Planeten an verschiedenen Orten verschiedene Aufgaben erledigen musste. Dazu musste ich zwischen zwei Orten ständig hin- und herrennen: eine Bahn heranrufen, mit der Bahn an ein Zwischenziel fahren, von dort auf einen Berg klettern und von da mit einem Strahl ans Ziel gelangen - Riesenaufwand! Irgendwann merkte ich, dass es eine Abkürzung gab, die mich direkt dorthin führte. Besteht nach dieser neuen Erkenntnis die Gefahr, dass ich doch wieder den umständlichen langen Weg benutze? Natürlich nicht, ich bin doch nicht blöd.  :)

Wenn ich einmal für mich einen guten Grund und eine gute Möglichkeit gefunden habe, es mir einfacher zu machen, dann werde ich auch fortan danach leben. Hat dir deine Zahnarzthypnose einen guten Grund und eine gute Möglichkeit geliefert, es dir fortan einfacher zu machen? Offenbar nicht. Falls doch, würdest du zukünftig auch die Abkürzung nehmen. Denn du bist ja auch nicht blöd.  ;D

Lieben Gruß
Lutz
Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: Miraculus am 15. Aug 2007, 17:54 Uhr
Hallo zusammen,

@ Lutz:
Dem schließe ich mich an. Das "Außenvorlassen" des UBs kann manchmal hilfreich sein, es ist aber nicht generell notwendig. Und es ist nicht der Wirkmechanismus der Hypnose

@ Mike:
Wie Lutz stehe auch ich neiner reinen Suggesiv-Therapie skeptisch gegenüber. Dabei gibt es sicher auch Fälle, wo das UB die Suggestion zum Anlaß für eine kognitive Umstrukturierung nimmt und selbständig eine neue Lösung entwickelt (beispielsweise indem eine neue Erfahrung aufgrund der Suggestion zu einem Umlernen führt).

Ich glaube nicht, daß Freud die Hypntherapie wegen deren angeblicher "Ineffektivität" aufgegeben hat. Er selbst hat mit einem Arzt namens Breuer Hypnoanalyse mit Hypnokatharsis betrieben und ist darüber auf die Hypnoanalyse gekommen.

LG Miraculus
Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: Lutz am 15. Aug 2007, 18:47 Uhr
@ Miraculus:

Zitat
Dem schließe ich mich an. Das "Außenvorlassen" des UBs kann manchmal hilfreich sein...

Ich schließe mich dem nicht an, dass du dich anschließt.  ;D
Du meinst sicherlich: "Das "Außenvorlassen" des Bewusstseins..."   ;)

Lieben Gruß
Lutz
Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: fimbel am 19. Aug 2007, 17:52 Uhr
Hallo,

ich habe am Samstag an einem Blitz- und Schnellhypnose Seminar teilgenommen.

Die verschiedenen Induktionen (Elmann usw.) wurden vorgestellt. Allerdings funktionierten nicht alle bei der Vorführung. Ob das am Trainer oder an den Probanden lag vermag ich nicht zu beurteilen.

Wenn Sie funktionieren dann denke ich therapeutisch sind die genau so sinnvoll wie progressive Induktionen, das ja nur der Trancezustand erreicht werden soll.

Ich denke den Handschake würde ich nicht anwenden, der kommt schon sehr komisch. Aber die anderen Induktionsmöglichkeiten klangen vielversprechend.

Ich werde es mal ausprobieren.

Grüße

Thomas
Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: Miraculus am 19. Aug 2007, 18:28 Uhr
@ Miraculus:

Zitat
Dem schließe ich mich an. Das "Außenvorlassen" des UBs kann manchmal hilfreich sein...

Ich schließe mich dem nicht an, dass du dich anschließt.  ;D
Du meinst sicherlich: "Das "Außenvorlassen" des Bewusstseins..."   ;)

Lieben Gruß
Lutz

Ja!  ;D
Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: Lutz am 19. Aug 2007, 22:27 Uhr
Hallo Thomas,

Zitat
Allerdings funktionierten nicht alle bei der Vorführung.

da sind wir schon bei einem Punkt, der gegen so ein Vorgehen sprechen könnte. Jede Schnell- oder Blitzhypnosetechnik verlangt prinzipiell vom Probanden, dass dieser genau so funktioniert, wie es sich ein Hypnotiseur vorstellt. Das wird aber bestimmt nicht immer gelingen und schon hat man ein hausgemachtes Problem.

Zitat
Wenn Sie funktionieren dann denke ich therapeutisch sind die genau so sinnvoll wie progressive Induktionen, das ja nur der Trancezustand erreicht werden soll.

Ich habe den Eindruck, dass manche eine Tranceeinleitung nur als lästiges Übel empfinden und vielleicht (auch) aus dem Grunde Blitzinduktionen attraktiv finden. Vielleicht liegt dem der Gedanke zugrunde, dass tatsächlich "nur" eine Trance erreicht werden soll.
Ich sehe das aber ein bisschen anders. Schon eine Tranceeinleitung eröffnet doch die dankbare Möglichkeit, einem Klienten Konstruktives mitzugeben. Sicher nicht, wenn ich ihm nur sage, er solle jetzt einen Punkt anstarren, bis ihm ganz fürchterlich die Augen brennen und er sie endlich schließen kann. Ich kann jemandem mit eher geringem Selbstwertgefühl aber auch sagen, dass er nun etwas tun kann, was auf der ganzen Welt wirklich nur er tun kann - nämlich durch seine Augen auf einen Punkt gucken.
Oder ich kann jemandem, der an keine konstruktive Veränderung in seinem Leben glaubt, sagen, er solle nun genau beobachten, wie sich seine Wahrnehmung beim Anblicken eines Punktes verändern wird, was er vorher bestimmt nicht für möglich gehalten hat usw.

Nach meinem Verständnis kann eine Tranceeinleitung in einem therapeutischen Zusammenhang, und von dem sprechen wir hier, äußerst nutzbringend vorgenommen werden.

Darüber hinaus ist eine Tranceeinleitung für mich "der" Maßstab, an dem eine Wertschätzung der Person des Klienten gemessen werden kann. Indem ich mich auf seine Geschwindigkeit und auf seine Bedürfnisse einlasse, dokumentiere ich, dass es hier um ihn geht und nicht darum, mir eine Tranceeinleitung einfach zu machen. Auf all das würde ich nicht verzichten wollen. So wichtig können mir 3 oder 5 Minuten Zeitersparnis gar nicht sein.

Lieben Gruß
Lutz
Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: rüdiger am 20. Aug 2007, 11:16 Uhr
Hallo Thomas,

...Nach meinem Verständnis kann eine Tranceeinleitung in einem therapeutischen Zusammenhang,... äußerst nutzbringend vorgenommen werden.
Darüber hinaus ist eine Tranceeinleitung für mich "der" Maßstab, an dem eine Wertschätzung der Person des Klienten gemessen werden kann. Indem ich mich auf seine Geschwindigkeit und auf seine Bedürfnisse einlasse, dokumentiere ich, dass es hier um ihn geht und nicht darum, mir eine Tranceeinleitung einfach zu machen. ..

die Worte von Lutz kann ich dick unterstreichen. Die Reaktionen des Patienten bei der Tranceeinleitung sind oft hochinteressant und bestimmen auch das weitere Vorgehen bei der eigentlich therapeutischen Suggestion.
Das gilt bei der 1. Sitzung. Bei weiteren Sitzungen bringe ich den Patienten relativ schnell in Trance, wenn er sich darauf einlässt.

Freundliche Grüße
Rüdiger
Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: Bernd am 26. Aug 2007, 21:11 Uhr
Die Erfahrung von Rüdiger kann ich hier weitgehend unterstreichen: Je mehr Zeit man sich nimmt, desto tiefer das Vertrauen. Das gilt aber nicht nur für die Induktion, sondern bereits für das Vorgespräch, die Anamnese etc. Dennoch gibt es auch hier Ausnahmen - in Einzelfällen kann eine Blitzinduktion durchaus sinnvoll sein, allerdings gilt es dann entsprechend klassisch zu vertiefen (bzw. immer wieder zu pacen), um Vertrauen auszubauen.
Schnelle Hypnose gehört auf die Bühne, nicht in die Therapie, da der Faktor "Zeit" insbesondere auch für die Nachhaltigkeit der Wirkung von Belang ist.
Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: Mike1976 am 28. Aug 2007, 10:07 Uhr
Für mich sind diese Schnell- und Blitzinduktionen lediglich interessant, wenn es darum geht etwas vorzuführen.
Ich muss bald einen Vortrag halten, dort will man sicher auch eine kleine Kostprobe der Hypnose sehen. Mir fehlt dort die Zeit, eine Induktion von 20-30 Minuten zu machen.

In der "Therapie" finde ich die Schnellinduktionen gar nicht angebracht...einige basieren auf Schockeffekten und das verschreckt den Klienten eher...

Soweit meine Ansicht.

@fimbel: Warst in Oberhausen auf dem Seminar? Berichte mal etwas davon, bitte.

Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: Tom am 28. Aug 2007, 11:39 Uhr
Hallo,

ich empfinde es als einen Vorteil, nicht hauptsächlich suggestiv zu arbeiten. Denn bei diesem Ansatz scheint es so, daß man auf tiefere Trancen angewiesen ist, weil der Proband anscheinend das Gefühl hat, wenn er/sie "alles mitkriegt", daß nicht wirklich eine Wirkung passieren kann. Dann scheint man immer diese "Überzeuger" zu benötigen.

(Mal ganz ungeachtet dessen, was ich sonst so vom suggestiven Arbeiten halte - aber dies kann man an anderer Stelle lesen!)

Ich merke immer wieder daß, wenn man die Leute ans "innerliche Arbeiten" bekommt; wenn eine Auseinandersetzung mit sich selbst stattfindet, dies immer noch die beste Tranceinduktion ist, die man sich vorstellen kann. Dann hat man als Berater/Coach den Vorteil, daß das Wort "Trancetiefe" nahezu völlig an Bedeutung verliert, da dann "die Kooperation" zwischen den bewußten und den unbewußten Prozessen alleinig die Trancetiefe und die Schnelligkeit  quasi "steuert".

Ich glaube, daß dies genau das ist, was Erickson unter: "Das Unbewußte übernimmt die Führung" - verstanden haben wollte. Daß ist lediglich der Eindruck des Klienten, daß der Berater diese Prozesse gesteuert hat, dabei hat dieser (nur) dabei geholfen, den richtigen Raum und den richtigen "Nährboden" zu bereiten.

Grüße,
Tom.
Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: Lutz am 28. Aug 2007, 12:59 Uhr
@ Mike:

20-30 Min.? Wie "tief" willst du jemanden in Trance schicken? Soll er in Australien wieder rauskommen?  :)
Die Tranceinduktionen, die ich bisher bei vielen Leuten (auch Mitgliedern dieses Forums) gesehen habe, dauern keine 5 Min...

@ Tom:
Ja!

Lieben Gruß
Lutz
Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: Sandy am 28. Aug 2007, 14:18 Uhr
Gerade für eine "Kostprobe" finde ich eine Blitzinduktion nicht gut. Das hat was von Showhypnose. Würde ich lassen. Ich schließe mich Lutz an: Eine Induktion geht auch in knapp 5 Minuten. Das ist für eine Vorführinduktion ebenfalls angemessen kurz wie lang.

Jemanden 30 Minuten platt reden kannst Du ja in Deiner Praxis machen.  ;) (nicht bös gemeint)

Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: Mike1976 am 28. Aug 2007, 15:19 Uhr
Also die Mehrzahl der Klienten, die das erste Mal kommen, brauchen 20-30 Minuten bis sie tief genug drin sind.

Ich meine mit Induktion auch die anschließende Vertiefung, also nicht falsch verstehen. Die reine Induktion dauert natürlich nicht sooo lange  ;D

Beim zweiten Mal geht alles erheblich schneller, klar.

Wie kommt ihr eigentlich darauf, dass ich hauptsächlich suggestiv arbeite? Dem ist ganz und gar nicht so.
Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: fimbel am 31. Aug 2007, 11:49 Uhr
@fimbel: Warst in Oberhausen auf dem Seminar? Berichte mal etwas davon, bitte.

Das von mir besuchte Seminar fand in Bottrop statt. Persönlich möchte ich von diesem Seminar nur abraten. Bis zur Mittagspause nur Theorie, alles schon mal gehört. In einem sog. Fortgeschrittenen Kurs muss nicht gefühlte 50 mal das Vorgspräch behandelt werden. Ich habe es als reinen Füllstoff empfunden um Seminar-Zeit zu füllen. :-[

Die Seminarunterlagen waren mehr als dürftig, 8 Zettel mit Schnell-Induktionen, voller Fehler und knapp gehalten.

Nach der Mittagspause folgte der sog. praktische Teil, es wurden Induktionen vorgeführt, die mind. zur Hälfte m.E. bei der Vorführung nicht funktionierten.

Ich persönlich habe noch nie ein so schlechten Eindruck von einem Seminar gehabt und werde bei diesem Anbieter sicherlich kein Seminar mehr buchen. :-[

Grüße

Thomas

Titel: Re: Schnelle Hypnoseinduktionen
Beitrag von: rüdiger am 02. Sep 2007, 12:12 Uhr
Hallo fimbel,

welche Organisation bzw welches Institut veranstaltet denn so etwas?
Wenn der Name nicht im Form erscheinen soll, bitte mailen,

Freundliche Grüße
Rüdiger