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Autor Thema: Trance mal ANDERS erklärt  (Gelesen 12336 mal)

Offline Lutz

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Trance mal ANDERS erklärt
« am: 22. Jun 2006, 18:54 Uhr »
Hallo zusammen,

als ich neulich mit meinem Fotoapparat auf einer Parkbank saß und mit ihm darüber diskutierte, wie man denn das Phänomen "Trance" jemandem erklären könne, waren wir uns einig, dass die gängigen Definitionen eines "eingeschränkten Bewusstseinszustandes" und einer "fokussierten Aufmerksamkeit" usw. zwar an sich richtig sind, aber demjenigen, der so etwas z.B. im Zusammenhang mit einer Fremdhypnose noch nicht erlebt hat, vielleicht zu abstrakt sind, um sich darunter etwas vorstellen zu können.

Da meinte er: "Lass mich das doch mal machen!" Hier also sein Versuch:

Zunächst ein Bild, das den "normalen Wachzustand" darstellen soll:


Wir sehen eine im Schatten liegende, von Bäumen gesäumte Wiese; links neigt sich ein großer Baum ins Bild, rechts wird der Rand eines Denkmals gestreift. Vielleicht fällt uns auf, dass die Baumwipfel hinten links gerade noch von der Abendsonne gestreichelt werden. Vorn im Bild ist der Rand eines asphaltierten Weges zu erahnen.

Damit sind alle wesentlichen Informationen erfasst, mehr sehen wir nicht und mehr brauchen wir auch nicht, um uns hinreichend zu orientieren. Sollten wir in diesem "Wachzustand" ein Problem empfinden, können wir im Bild nichts "Falsches, Problematisches" ausmachen, es scheint alles o.k. zu sein.

Das nächste Bild soll nun einen leichten Trancezustand versinnbildlichen:


Die Blickrichtung ist die gleiche, diesmal aber gezielt auf den vorderen Teil der Wiese gerichtet. Baum, Denkmal und Weg sind ausgeblendet und wir können nun erkennen, dass die Wiese nicht so homogen ist, wie angenommen; vielmehr zeigen sich Strukturen darauf.

Also ab in eine schon tiefere Trance:


Hier nun entpuppen sich die undeutlichen Strukturen als Individuen von Butterblumen, die offensichtlich ganz unterschiedliche Befindlichkeiten aufweisen. Manche stehen stolz und recken sich dem Licht entgegen, andere wieder sind offensichtlich beschädigt (worden); vielleicht von diesen zotteligen Vierbeinern, die sich gerne auf der Wiese treffen, um sich an der Puperze zu beschnüffeln. Oder von deren "Herrchen und Frauchen", die sich nicht so offensichtlich beschnüffeln, dafür aber mit jedem Schritt gleich mehrere der kleinen Blümchen plattmachen könnten. Waren sie es?

Und es werden nun auch einzelne Grashalme erkennbar; manche neigen sich nach links, andere wieder nach rechts. Warum eigentlich?

Vielleicht wird uns auch deutlich, dass es eine "Wiese" eigentlich gar nicht gibt; 'Wiese' ist nur ein Kunstbegriff für eine Ansammlung lauter kleiner Individuen z.B. aus Grashalmen und Blumen, die in ihrer Gesamtheit zwar auf unser Bewusstsein als Wiese wirken, aber dennoch ihr Eigenleben deswegen nicht aufgegeben haben.

Was mir an dieser "Metapher" gut gefällt: Grashalme und Blumen sind natürlich auch auf dem ersten Foto drauf, aber eben nicht zu erkennen. So wie Baum, Denkmal und Weg natürlich auch noch da waren, als das letzte Bild gemacht wurde, sie sind nur bei dieser Betrachtung unwichtig, weil wir auf ganz andere Dinge achten - so, wie in einer Trance.

Da könnte der Baum für unseren Körper stehen, der im Moment der (Ruhe-) Trance auch nicht wichtig ist und daher - von unserem Bewusstsein unbeaufsichtigt - schlapp rumsitzt oder -liegt. Und das Denkmal könnte für Außenreize wie Straßengeräusche, Temperaturempfinden pp. stehen. Und der Weg vielleicht für eine bewusste Orientierung in Raum und Zeit - weg damit in Trance!

Was vielleicht noch auffällt: während das erste Bild weitgehend statisch wirkt, stellt man sich beim Betrachten der Blumen gleich die Frage: Was war vorher? Was war da, das einige der Blumen vielleicht beschädigt hat? Das heißt, es ergibt sich 'zwanglos' ein Verständnis für ein Eingebettetsein in den Fluss der Zeit und sich bedingender Ursachen - von denen eine vielleicht auch "das Problem" ausmacht, das im ersten BIld überhaupt nicht sichtbar sein konnte...

Kritik bitte an fotoapparat (at) hypnose-service.de - oder hier im Forum!  ;D

Lieben Gruß
Lutz

Sandy

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Re: Trance mal ANDERS erklärt
« Antwort #1 am: 22. Jun 2006, 19:13 Uhr »
 :D ach Lutz ... ohne Worte ...  ;)

Barbara

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Re: Trance mal ANDERS erklärt
« Antwort #2 am: 23. Jun 2006, 06:00 Uhr »
Jahaaa - Mir ist noch niemand begegnet, der sowas auch nur annähernd drauf hat!  :) ;)

Sonnige Grüße
Barbara

Offline Susanne

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Re: Trance mal ANDERS erklärt
« Antwort #3 am: 23. Jun 2006, 07:44 Uhr »
Und was besonders schön ist. Das funktioniert "umgekehrt" genauso.


Wenn der Blick auf den einzelnen Grashalm gerichtet ist, die Aufmerksamkeit auf diesen einen einzigartigen - man könnte fast sagen individuellen - Grashalm ... wie er da steht und wogt und sich versucht am Leben zu erhalten...

... und der Blick sich dann erweitert ... da stehen noch andere Grashalme daneben und noch mehr und alle sind einzigartig für sich genommen, dennoch gehören sie einer Art an, haben gemeinsame Merkmale bilden eine Gruppe wie sie da stehen, manche enger manche weiter ...

Und die Wahrnehmung sich erweitert hin zu einer Gesamtheit von Grashalmen, dann sehen wir eine Wiese ... eine andere Ebene der Wahrnehmung ... weg vom Einzelnen ... hin zu einer größeren Ebene ...

Und gehen weiter

... und der Blick schweift und verliert sich in der Ferne ... wo es noch mehr Wiesen gibt, die eine Landschaft bilden zu der alle Wiesen und alle Grashalme zugehörig sind und alle sind eine Gemeinschaft, gehören zusammen, haben eigene und gemeinsame Merkmale, Eigenschaften ...


Und gehen weiter


"Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen."
(Goethe)

Offline Lutz

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Re: Trance mal ANDERS erklärt
« Antwort #4 am: 24. Jun 2006, 01:31 Uhr »
@Barbara: ähm...  ;)

@ Susanne:
Zitat
Das funktioniert "umgekehrt" genauso.

Stimmt - macht auch andersrum Sinn!  :)
Auch im Falle einer "Problemtrance": wenn man zu sehr aufs Detail fokussiert ist und immer nur das sieht, kann es helfen, denjenigen da rauszuholen und ihm den Blick fürs "große Ganze" wiederzugeben...  :)

Lieben Gruß
Kodack

Offline Susanne

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Re: Trance mal ANDERS erklärt
« Antwort #5 am: 24. Jun 2006, 07:44 Uhr »
Das hatte ich dabei im Hinterkopf lieber Herr Kodack
"Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen."
(Goethe)

Sandy

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Re: Trance mal ANDERS erklärt
« Antwort #6 am: 24. Jun 2006, 10:19 Uhr »
mhm, stimmt schon ... der Weg hin ist oft recht schwer, leider wird der Weg zurück dadruch oft nicht leichter. Obwohl man denkt, ihn doch schon einmal gegangen zu sein. Das Fokussieren auf ein Detail ... um es später wieder in seiner Gesamtheit zu sehen ... das ist tatsächlich ein schönes Bild.  :)

Offline MindCore

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Re: Trance mal ANDERS erklärt
« Antwort #7 am: 25. Jun 2006, 14:41 Uhr »
Moinsen,

Zitat
Manche stehen stolz und recken sich dem Licht entgegen, andere wieder sind offensichtlich beschädigt (worden); vielleicht von diesen zotteligen Vierbeinern, die sich gerne auf der Wiese treffen, um sich an der Puperze zu beschnüffeln. Oder von deren "Herrchen und Frauchen", die sich nicht so offensichtlich beschnüffeln, dafür aber mit jedem Schritt gleich mehrere der kleinen Blümchen plattmachen könnten. Waren sie es?

Vielleicht warst du es ja auch mein lieber Lutz.   ;D

Gruß Eddie

Barbara

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Re: Trance mal ANDERS erklärt
« Antwort #8 am: 25. Jun 2006, 15:47 Uhr »
Moinsen,

Zitat
Manche stehen stolz und recken sich dem Licht entgegen, andere wieder sind offensichtlich beschädigt (worden); vielleicht von diesen zotteligen Vierbeinern, die sich gerne auf der Wiese treffen, um sich an der Puperze zu beschnüffeln. Oder von deren "Herrchen und Frauchen", die sich nicht so offensichtlich beschnüffeln, dafür aber mit jedem Schritt gleich mehrere der kleinen Blümchen plattmachen könnten. Waren sie es?

Vielleicht warst du es ja auch mein lieber Lutz.   ;D

Stimmt, ich kann mich noch genau an die Situation erinnern.  :D

Offline Lutz

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Re: Trance mal ANDERS erklärt
« Antwort #9 am: 25. Jun 2006, 23:22 Uhr »
Zitat
Vielleicht warst du es ja auch mein lieber Lutz.    ;D

Diese Fragestellung und alle damit verbundenen Anschuldigungen haben sich inzwischen erledigt. Gestern war die Wiese gemäht.  >:(

Nun gilt für die jetzt deutlichen Hundehaufen, was vorher den Blumen beschieden war:
"Manche stehen stolz und recken sich dem Licht entgegen, andere wieder sind offensichtlich beschädigt (worden)"  :-[

Barbara

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Re: Trance mal ANDERS erklärt
« Antwort #10 am: 26. Jun 2006, 04:53 Uhr »
Nun gilt für die jetzt deutlichen Hundehaufen, was vorher den Blumen beschieden war: "Manche stehen stolz und recken sich dem Licht entgegen, andere wieder sind offensichtlich beschädigt (worden)"  :-[

Mensch Lutz, paß doch auf wo du hinlatscht. Ich mach mal das Fenster auf!

Miraculus

  • Gast
Re: Trance mal ANDERS erklärt
« Antwort #11 am: 27. Jun 2006, 20:19 Uhr »
Jetzt bin ich mal ganz ketzerisch:  >:D

Also, häufig wird Trance in erster Linie als fokussierte Aufmerksamkeit erklärt. Aber ist das auch so? Ist in Trance die Aufmerksamkeit auf wenige Punkte konzentriert?
Ich war schon bei einer Hypnose-CD so "tief" drin, daß ich für große Teile eine Amnesie hatte, aber so extrem "konzentriert" habe ich mich gar nicht gefühlt, wenigstens dort nicht, wo ich mich erinnern konnte. Ich habe den Eindruck, daß ich da nicht der einzige bin... :(

LG Miraculus

Offline Lutz

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Re: Trance mal ANDERS erklärt
« Antwort #12 am: 28. Jun 2006, 01:23 Uhr »
Zitat
Jetzt bin ich mal ganz ketzerisch:   >:D

Das ist immer gut!  ;D

Zitat
Ich war schon bei einer Hypnose-CD so "tief" drin, daß ich für große Teile eine Amnesie hatte, aber so extrem "konzentriert" habe ich mich gar nicht gefühlt, ...


Es gibt ja unterschiedliche Formen einer Trance, aber gehen wir mal von einer 'normalen' Trancesituation aus, bei der jemand mit geschlossenen Augen sitzt oder liegt, sich quasi nicht bewegt und mit seinen Gedanken beschäftigt ist. Würde jemand diese Trance als "konzentrierte Aufmerksamkeit" beschreiben, sollte man zumächst ein mögliches Missverständnis des Wortes "konzentriert" ausschließen:

Wenn wir jemanden als "konzentriert" beschreiben, meinen wir, dass dieser sich willentlich bemüht, die größten Teile seiner Aufmerksamkeit ("Konzentration") auf eine bestimmte Sache zu lenken, so, wie vielleicht ein Tennisspieler beim Aufschlag sich nun ganz auf diesen Aufschlag "konzentriert." Diese Art, "sich zu konzentrieren", ist bei der o.g. Trancebeschreibung nicht gemeint. Deswegen werden auch die mit so einer willentlichen Konzentration einhergehenden Gefühle nicht auftreten.

Es geht vielmehr darum, damit auszudrücken, dass die Aufmerksamkeit einer Person in Trance sich meist nur um eine bestimmte Sache dreht und alles andere nicht mehr sonderlich wahrgenommen wird. Dies geschieht aber ganz automatisch von selbst ohne eine willentliche Anstrengung oder Anspannung - und ohne, dass sich dabei jemand "konzentriert" fühlte.

Es ist wie bei einer Party - alles konzentriert sich in der Küche, aber niemand fühlt sich dabei "konzentriert".  ;D Oder um bei unserer Beschreibung zu bleiben: Die Aufmerksamkeit konzentriert sich, nicht aber der Klient;)

Das Zweite ist das "Fühlen" ("... aber so extrem "konzentriert" habe ich mich gar nicht gefühlt,..."): Dies geschieht oft, ohne dass derjenige sich dessen bewusst wird. Man kann es z.B. daran feststellen, wenn man nach einer Trance abklärt, was derjenige denn vielleicht alles nicht wahrgenommen bzw. ausgeblendet hat (eigentlich richtiger: was er nun nicht mehr erinnert): Leute, die den Raum betraten oder verließen, Feuerwehrautos, die draußen vorbeifuhren, Fliegen, die sich auf die Haut gesetzt hatten...  ;D

Dinge, die also im normalen Wachzustand durchaus bewusst registriert und erinnert werden, werden in Trance als irrelevant angesehen und ausgeblendet. Dafür haben wir aber keine gefühlsmäßige Repräsentation, ähnlich wie bei einer teilweisen Amnesie:

Nach manchen Trancen erinnert sich ein Klient an nahezu gar nichts mehr - DAS wird ihm dann auch bewusst. Ihm ist ja klar, dass da z.B. in den letzten 30 Min. irgendwas gewesen sein muss, er weiß aber nicht mehr, was, also fällt ihm das auf.
Ist es aber nur eine Amnesie in kleinen Teilbereichen (was wohl den Normalfall nach einer Trance darstellt), sagt ein Klient typischer Weise im Brustton der Überzeugung: "Ich kann mich an alles erinnern!" Wie sollte er auch etwas anderes behaupten, denn an das, was er nicht erinnern kann, kann er sich ja nicht erinnern.  :)

Und es gibt kein Gefühl für "ich weiß, dass ich da was nicht erinnere". So ist es auch mit dem Gefühl für eine konzentrierte (unmissverständlicher wäre: eingeengte) Aufmerksamkeit. Weil sie fokussiert ist, merkt man nicht, dass sie eingeengt ist.  :)

"Konzentriert" meint hier also eine "objektive Beschreibung von außen" und soll nicht eine Befindlichkeit, Anstrengung oder ein bestimmtes Gefühl des Klienten ausdrücken.

Lieben Gruß
Lutz

Miraculus

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Re: Trance mal ANDERS erklärt
« Antwort #13 am: 28. Jun 2006, 11:30 Uhr »
Hallo Lutz,

danke für die Erläuterung.  :)
Und so ist es ja dann auch oft, daß man mit seiner Aufmerksamkeit fokussiert ist.
Aber ist das ein notwendiger Bestandteil der (hypnotischen) Trance?
Ich hatte es z.B. auch schon erlebt, daß ich schon recht tief drin war, aber alle möglichen Gedanken kamen: unter anderem dachte ich auch über meinen aktuellen Bewußtseinszustand nach, gleichzeitig war aber auch eine gewisse Aufmerksamkeit für den gesprochenen Text da...

LG Miraculus

Offline Lutz

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Re: Trance mal ANDERS erklärt
« Antwort #14 am: 28. Jun 2006, 12:34 Uhr »
Zitat
Aber ist das ein notwendiger Bestandteil der (hypnotischen) Trance?

Ein notwendiger Bestandteil nicht, denn es ließe sich ja auch suggestiv das Gegenteil erreichen: "Du nimmst nun alles um dich herum ganz intensiv wahr - jedes Geräusch, jeden kleinsten Luftzug, jeden Temperaturunterschied, jeden feinsten Geruch usw."

Wirkt man allerdings nicht gezielt darauf ein, wird sich die erwähnte eingeengte Aufmerksamkeit einstellen.

Zitat
Ich hatte es z.B. auch schon erlebt, daß ich schon recht tief drin war, aber alle möglichen Gedanken kamen:

Das ist ja nicht ungewöhnlich. Auch in tiefer (therapeutischer) Trance kann (soll) man ja denken, reflektieren und grübeln. Ich denk dabei auch so vor mich hin: "Ei gugge da, jetzt weißt du schon wieder nicht, wo deine Hände sind!" usw.  :)

Lieben Gruß
Lutz

 

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