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Autor Thema: Außerkraftsetzen gewohnter Verhaltensmuster!?  (Gelesen 7851 mal)

Offline MindCore

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Außerkraftsetzen gewohnter Verhaltensmuster!?
« am: 14. Apr 2006, 13:51 Uhr »
Moinsen, ihr eifrigen Happy Hypnos`s!
Seit einiger Zeit beschäftige ich mich nun mit der Hypnotherapie und würde gerne wissen wie es möglich ist gewohnte Verhaltensmuster in Hypnose außerkraft zu setzen- um neue Lernerfahrungen/ Handlungspielräume bestehender Fähigkeiten  zu erlernen?

Mir ist bekannt, dass in Hypnose das Bewusstsein zwar "abgelenkt" wird damit neue Assosziationsmuster gelegenheit haben sich durchzusetzen, aber was passiert mit Gehirn genau, wie kann man sich diesess Prozess versuchen Bildhaft vorzustellen?   


Gruß Eddie

Offline Lutz

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Re: Außerkraftsetzen gewohnter Verhaltensmuster!?
« Antwort #1 am: 15. Apr 2006, 17:11 Uhr »
Hallo Eddie,

Zitat
... würde gerne wissen wie es möglich ist gewohnte Verhaltensmuster in Hypnose außerkraft zu setzen- um neue Lernerfahrungen/ Handlungspielräume bestehender Fähigkeiten  zu erlernen?

diese Formulierung hast du ja wahrscheinlich aus der Erickson-Literatur, denn der hatte versucht, mit dieser großen Überschrift das Prinzip aller seiner hypnotherapeutischen Interventionen zusammenzufassen. Wie "im Detail" sowas funktioniert, kann man generell nicht sagen, das wird sich in jedem Einzelfall anders darstellen. Um diese Frage also abschließend zu beantworten, müsste man wohl Bücher schreiben...  :)

Zitat
... was passiert mit Gehirn genau, wie kann man sich diesess Prozess versuchen Bildhaft vorzustellen?

Was dort im Gehirn genau passiert, kann dir heutzutage (noch) niemand sagen, denn die Wissenschaft ist noch weit davon entfernt, das Gehirn im Detail zu verstehen und solche Prozesse präzise beschreiben zu können.

Eine allgemeine Beschreibung nach dem derzeitigen Forschungsstand sieht etwa so aus:
Im Gehirn haben wir viele Nervenzellen (Neuronen), deren Anzahl in letzter Zeit auf an die 100 Milliarden geschätzt wird. Sämtliche Hirnaktivitäten (z.B. Wahrnehmung, Gedächtnis, Nachdenken usw.) sieht man heute durch spezifische Verbindungen dieser Neuronen untereinander repräsentiert.

Die Nervenzellen haben einen Informationseingang in Form von verästelten "Dentriten" und einen Informationsausgang (ein kleines "Schwänzchen", "Axon" genannt)  - diese docken an benachbarte und/oder auch weiter entfernt liegende Dendriten anderer Zellen an, die Kontaktstellen sind die sog. "Synapsen".
(Edit: Hier hatte ich irrtümlich Axone und Dendriten vertauscht - danke für deinen Hinweis, Eddie!)  ;)

Wird nun etwas gelernt wie z.B. Fahrradfahren, bilden sich dadurch bestimmte Verbindungen heraus, die umso stabiler werden, je häufiger das Gelernte auch praktiziert wird. Fährt man also jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit, wird eine stabile Struktur miteinander verbundener Nervenzellen entstehen, die diese Fähigkeit repräsentiert.

Während man bis vor etwa 100 Jahren noch dachte, dass spezifische Fähigkeiten in einem jeweils eng umgrenzten Bereich des Gehirns abgelegt seien und man infolge dessen "Karten" vom Gehirn zu zeichnen begann, wo was ist, weiß man heute, dass für viele Dinge ganz unterschiedliche Hirnbereiche zusammenarbeiten und eine solche Karte mit eng begrenzten Gebieten nicht zutrifft.

Diese Zellverbindungen über die Synapsen sind aber nicht unveränderbar, sondern entwickeln sich ständig weiter oder bilden sich auch wieder zurück. Kauft man sich also ein Auto und vertickt das Fahrrad, werden sich auf Dauer die "Fahrradfahrdentriten" beleidigt und schulterzuckend zurückziehen und die Synapsenverbindungen werden verschwinden. Dafür werden dann aber neue Verbindungen entstehen, die ein "unbewusstes" Lenken eines Autos ermöglichen usw.

Und so wird es auch bei einer Einstellungs- und Verhaltensänderung sein. Ein jähzorniges Kind kriegt vielleicht einmal ein Buch über Winnetou in die Hände und findet den total cool. Winnetou allerdings ist ein eher ein "Schweiger", der immer ruhig und bedacht vorgeht. Will das Kind nun Winnetou nacheifern, werden sich wohl diverse Neuronen neu orientieren und vielleicht vermehrt Kontakte zu "bedenkenden, regulierenden" Hirnteilen aufbauen.

Und eine weitere Veränderungsmöglichkeit im Gehirn besteht darin, die Kontaktstellen (Synapsen) anders zu "steuern" - die leiten Informationen nämlich nicht "unkritisch" 1:1 weiter, sondern handeln, durch Botenstoffe gesteuert, "intelligent", indem sie nur unter bestimmten Voraussetzungen Informationen weitergeben. Auch in diesem Bereich wäre also eine Änderung möglich.

Lieben Gruß
Lutz


Nachtrag:
Ich denke gerade, vielleicht hab ich dich gar nicht richtig verstanden und deine Frage bezog sich nur auf das "Ablenken"...
Das kann man sich so vorstellen, dass in Trance das Gehirn anders funktioniert. Bestimmte Bereiche, mit denen im wachbewussten Zustand (an einem Problem) gearbeitet wird, haben in Trance "Pause", dafür werden andere Bereiche aktiver usw. :)
« Letzte Änderung: 18. Apr 2006, 12:58 Uhr von Lutz »

Offline MindCore

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Re: Außerkraftsetzen gewohnter Verhaltensmuster!?
« Antwort #2 am: 16. Apr 2006, 21:42 Uhr »
Moinsen,
Zitat
diese Formulierung hast du ja wahrscheinlich aus der Erickson-Literatur, denn der hatte versucht, mit dieser großen Überschrift das Prinzip aller seiner hypnotherapeutischen Interventionen zusammenzufassen. Wie "im Detail" sowas funktioniert, kann man generell nicht sagen, das wird sich in jedem Einzelfall anders darstellen. Um diese Frage also abschließend zu beantworten, müsste man wohl Bücher schreiben...  :)

Du oller Fuchs, Dir entgeht wohl gar nichts wa?  ;D

Meine Frage war auf folgendes bezogen:

Beispiel:
Ein Klient wird in Trance geführt, mittels der IB wird festgestellt wo ein bestimmtes Problem liegt. Der Klient zieht immer bei Gehaltsgesprächen mit seinem Chef immer den kürzeren, "Unsicherheit, Mangel an eigenem Vertrauen" obwohl Statistiken eine Gehaltserhöhung belegen. (Im Alltag ist der Klient sehr Selbstbewusst und hat ein sicheres Auftreten) Um das bestehende Muster durch ein neues zu erweitern wird der Klienet in Hypnose angeleitet eigenständig einen neuen Lösungsweg zu finden! (z.B. Bei einer Visualisierung Spielt der Klient die Szenen immer und immer wieder ab und entwickelt so neuen Möglichkeiten seinem Chef auf Fakten "Statistiken" hinzuweisen, der Klient entwickelt seinem Chef gegenüber Sicherheit) Durch entsprechende Suggestionen manifestiert sich dieses Muster! Der Klienet hat nach 5 Sitzungen nun bei seinem Chef eine Gehaltserhöhung von ca. 15 % erreicht!  :>appl<:

Fazit: Besteht das Gehirn aus "Handlungs" Löcher/ Lücken die im laufe der Entwicklung durch gesammelte Erfahrungen gefüllt werden? Werden z.B. in Trance noch leere "löcher" mit neuen Erfahrungen bereichert?

Gruß Eddie

Edit:
Zitat
Die Nervenzellen haben einen Informationseingang in Form von verästelten "Dentriten" und einen Informationsausgang (ein kleines "Schwänzchen", "Axon" genannt)  - diese docken an benachbarte und/oder auch weiter entfernt liegende Dendriten anderer Zellen an, die Kontaktstellen sind die sog. "Synapsen".(Edit von Lutz: Hier hatte ich vorher irrtümlich Axone und Dendriten vertauscht - danke für deinen Hinweis, Eddie!  ;) ) (...) Diese Zellverbindungen über die Synapsen sind aber nicht unveränderbar, sondern entwickeln sich ständig weiter oder bilden sich auch wieder zurück.
Ich habe ausversehen diesen Text überlesen  ??? und ich habe die Frage nach der ich gesucht habe! Zumindest glaube ich es! Danke Lutz
« Letzte Änderung: 18. Apr 2006, 13:06 Uhr von Lutz »

Barbara

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Re: Außerkraftsetzen gewohnter Verhaltensmuster!?
« Antwort #3 am: 16. Apr 2006, 22:39 Uhr »
Hallo Lutz,

Zitat
Und so wird es auch bei einer Einstellungs- und Verhaltensänderung sein. Ein jähzorniges Kind kriegt vielleicht einmal ein Buch über Winnetou in die Hände und findet den total cool. Winnetou allerdings ist ein eher ein "Schweiger", der immer ruhig und bedacht vorgeht. Will das Kind nun Winnetou nacheifern, werden sich wohl diverse Neuronen neu orientieren und vielleicht vermehrt Kontakte zu "bedenkenden, regulierenden" Hirnteilen aufbauen.

Ist es dann auch so, dass bei einem eher ruhigen Kind, dass sich oft mit Baller-PC-Spielen beschäftigt, eine Neuorientierung stattfindet und Neuronen vielleicht Kontakte zu "aggressiven, kampflustigen" Hirnteilen aufbaut und das sonst ruhige und besonnene Kind sich plötzlich aggressiv seiner Umwelt gegenüber zeigt?

Lieben Gruß
Barbara

Offline Lutz

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Re: Außerkraftsetzen gewohnter Verhaltensmuster!?
« Antwort #4 am: 17. Apr 2006, 00:05 Uhr »
@ Eddie:

Es werden keine "Löcher gestopft", sondern dass vorhandene Gerhirn-Material "strukturiert sich um" und liefert dann andere Ergebnisse.  :)


@ Barbara:

Zitat
Ist es dann auch so, dass bei einem eher ruhigen Kind, dass sich oft mit Baller-PC-Spielen beschäftigt, eine Neuorientierung stattfindet und Neuronen vielleicht Kontakte zu "aggressiven, kampflustigen" Hirnteilen aufbaut und das sonst ruhige und besonnene Kind sich plötzlich aggressiv seiner Umwelt gegenüber zeigt?

Zu dieser Diskussion, ob aggressive Spiele spielende Jugendliche denn auch aggressiv machten, kann ich mangels Wissens nichts Objektives beitragen.
Meine persönliche Meinung allerdings ist, dass das nicht so ist.

Früher haben wir ja nur mit Computerspielen rumgeballert, wobei klar war, dass es ein rein fiktives Spiel ist, das nur dort im Computer stattfindet.

Heute treffen sich Kinder mit echt anmutenden Waffen im Wald, richten sie im Spiel auf ihre Freunde, also auf einen realen Menschen, drücken ab und untermauern dies noch mit einem durch Zündplättchen unterstützten Knall. Und der andere fällt dann zu Boden und windet sich im gespielten Schmerz - welch Verrohung! Sowas ist natürlich viel näher an einer wirklichen Realität und setzt wahrscheinlich die Hemmschwelle für wirkliche ausagierte Aggressionen viel leichter runter, als so ein blödes Computerspiel, oder?  ;D

Natürlich habe ich hierbei "früher" und "heute" vertauscht, die Entwicklung geht ja genau anders rum. Aber auch beim realeren Spiel mit richtigen Menschen wurden wohl kaum aggressive Menschen gezüchtet. Genau so wenig, wie durch "aggressive" Sportarten wie Boxen, Karate, Judo usw. oder auch Handball. Offenbar können Menschen sehr gut unterscheiden zwischen einer "Spiel-Situation" und der gelebten Realität - vermute ich mal.

Lieben Gruß
Lutz

Barbara

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Re: Außerkraftsetzen gewohnter Verhaltensmuster!?
« Antwort #5 am: 17. Apr 2006, 00:39 Uhr »
Hallo Lutz,

ich hab's mir fast gedacht, sonst hätte ich hier zu Hause nämlich auch ein kleines Monster wohnen. ;)

Ich hatte deshalb gefragt, weil ich vor einiger Zeit im Radio einen Bericht verfolgt hatte, in dem es genau darum ging. Ein Hirnforscher hatte gesagt, dass es durchaus zu solchen Verhaltensänderungen kommen kann. Befragte Jugendliche haben das durch ihre Aussage noch bekräftigt.

So ganz konnte ich das nicht glauben, denn wie du richtig schreibst, haben wir uns früher nicht anders verhalten. Ich war Karneval meist ein Indiander. *hugh Und da ging es auch ziemlich hart zur Sache.

Lieben Gruß
Barbara

Offline MindCore

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Re: Außerkraftsetzen gewohnter Verhaltensmuster!?
« Antwort #6 am: 17. Apr 2006, 17:33 Uhr »
Moinsen,
auch wenn es nicht zum Thread gehört, möchte ich mich dennoch äußern!

Zitat
Früher haben wir ja nur mit Computerspielen rumgeballert, wobei klar war, dass es ein rein fiktives Spiel ist, das nur dort im Computer stattfindet.
Früher gab es auch keine so starken EgoShooter Spiele wie sie jetzt auf dem Markt vertreten sind. Cyber/ Welt und Realität verschmelzen zunhemend immer mehr, der ganze Ablauf wird immer realistischer und authentischer! Da kann der alte C64, oder Atari keines wegs mehr mithalten!  ;)

Edit: Meiner Meinung nach animieren die so genannten extremen Ego-Shooter (Doom, Quake III Arena , Unreal Tournamen) Kinder unbewusst über die Hemmschwelle von Werte und Normen hinaus zu schlagen!

Nur wer es im Spiel zu etwas bringen möchte, muß möglichst viele Munition verschleudern.  ::)

Wobei es auch wieder von Kind zu Kind unterschiedlich sein kann, der eine kann klar Realität und PC trennen, und
ein anderer der (X-trem Bspl.) keine Freunde hat, Isoliert lebt, keine Aufmerksamkeit erfährt, findet im Ego-Shooter die Anerkennung die er sonst nicht bekommen würde!

Somit wird die Hemmschwelle immer und immer mehr reduziert, sodass im extremfall  Kinder in ihre eigene Spielwelt so tief einsinken und im Außnahmefall von Spielszenerie und Realität kaum noch unterscheiden können! So war es auch nach dem Amoklauf in Erfurt oder in Littleton (Colorado), Paducah (Kentucky) und Jonesboro (Arkansas). 

Sensibilisierung lautet das Schlagwort, nur wer sich auch Kritisch mit einem Spiel auseinander setzt, läuft nicht Gefahr sich im Spiel zu verlieren!

Zitat
Heute treffen sich Kinder mit echt anmutenden Waffen im Wald, richten sie im Spiel auf ihre Freunde, also auf einen realen Menschen (...) Sowas ist natürlich viel näher an einer wirklichen Realität und setzt wahrscheinlich die Hemmschwelle für wirkliche ausagierte Aggressionen viel leichter runter, als so ein blödes Computerspiel, oder?  ;D

Der Ansicht bin ich persönlich nicht. Dem im Gegensatz zu den von Dir genannten Gocha spielen gibt es hier Regeln an die sich jeder Teinehmer halten muß! (Maske auf, Wer Hit sagt, ist raus,Wer getroffen wurde - Raus etc) Bei EgoShooter gibt es meiner Meining nach wenig Regeln, und wenn Du keinen Bock mehr hast, einfach Neustarten und weiter ballern!  :-\

Zitat
Aber auch beim realeren Spiel mit richtigen Menschen wurden wohl kaum aggressive Menschen gezüchtet. Genau so wenig, wie durch "aggressive" Sportarten wie Boxen, Karate, Judo usw. oder auch Handball.
Der ansicht bin ich auch, aber nur so lange es Regeln gibt die einen Spieler/Sportler Orientierung geben, kann das Außmaß an Emotionen um einiges eingeschränkt werden!

Gruß Eddie
« Letzte Änderung: 17. Apr 2006, 21:35 Uhr von MindCore »

 

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