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Autor Thema: Germanwings  (Gelesen 4301 mal)

Offline Hypnotikum

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Germanwings
« am: 28. Mär 2015, 13:28 Uhr »
Hallo zusammen
Auf eine Frage meinrt Tochter hin mache ich hier mal ein Tread auf, der eine provokante Frage als Ausgangspunkt hat...

Könnet der Pilot unter Posthypnose das Flugzeug zum Absturz gebracht haben?

Indiz dafür : Er hatte bis zum Schluß (zumindest nach bisherigen Verlautbarungen) einen absolut ruhigen Atem und keine Äußerungen gemacht.

Selbst wenn ich ein Selbstmörder wäre und es geplant hätte (und davon ist auszugehen, weil er trotz Krankmeldung ins Cokpit stieg), glaube ich nicht, dass es mir gelingen würde ohne jedliche Äußerung, Schrei, letzte Worte,...  und ohne erhöhte Atemfrequenz sehenden Auges auf einen sicheren Tod zurasen zu können.

Wenn er hingegen 'ganz wo anders' war,  z.B. auf einem Landeanflug in Düsseldorf, und die Realität für ihn nicht existierte, wäre diese Reaktion absolut normal.

Unbesehen davon, dass dies auch durch eine/seine psychologische Erkrankung ausgelöst worden sein könnte, ist die Frage im Hinblick auf Anschläge nicht ganz außer Acht zu lassen.

Was sind eure Meinungen dazu

Gruß Ralf
Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen. Danach verzichtete er auf weitere Experimente. (Mark Twain)

Offline Lutz

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Re: Germanwings
« Antwort #1 am: 29. Mär 2015, 01:56 Uhr »
Hallo Ralf,

hier also meine Meinung vor dem Hintergrund bisheriger "Erkenntnisse", die in manchen Bereichen ja derzeit nur Vermutungen sind.

Zitat
Selbst wenn ich ein Selbstmörder wäre und es geplant hätte (und davon ist auszugehen, weil er trotz Krankmeldung ins Cokpit stieg)...

Ich gehe nicht zwingend davon aus, dass es geplant war. Vielleicht wollte er ja nur nicht, dass sein Arbeitgeber von einer Erkrankung erfuhr, die (vielleicht) seine Flugtauglichkeit und womöglich seine ganze Karriere infage gestellt hätte. Auch war sein späteres Handeln ja nur möglich, weil sein Chef das Cockpit verließ - wie hätte er das planen sollen? Aber das ist hier ja nur ein Randthema.

Ich glaube jedenfalls nicht, dass der Vorgang Folge einer posthypnotischen Suggestion hätte sein können. Dagegen sprechen für mich zunächst in erster Linie "luftfahrttechnische" Argumente. Vielleicht könnte man noch experimentell annehmen, dass er infolge einer posthypnotischen Suggestion dachte, Düsseldorf und damit sein Landeort lägen in den Alpen, aber zusätzlich müsste dann die Suggestion all sein bisher gelerntes und gelebtes fliegerisches Verhalten auf den Kopf gestellt haben. Um zu landen, hätte er nicht den Kapitän aussperren dürfen, hätte nicht den Funkverkehr ignorieren dürfen (der gerade bei der Landung im Normalfall unverzichtbar ist), hätte das Flugzeug nicht so ungewöhnlich schnell sinken lassen dürfen ohne es zu verlangsamen usw. Das, was da geschah, hatte nach dem, was man bisher weiß, absolut nichts mit einer versuchten Landung zu tun.

Aber eine hypnotische Suggestion hätte ja auch anders aussehen können, z.B. dass man aus irgendwelchen suggerierten Gründen ein gutes Werk tue, indem man den Absturz herbeiführe - dann würden die oben von mir angeführten Gründe kein Hindernis darstellen. Doch dafür dürften Piloten aus der zivilen Luftfahrt wohl die denkbar schlechtesten Ansprechpartner sein. Bei einem Soldaten, der das Töten und Zerstören gelernt und als Option in sein Alltagsleben integriert hat, könnte ich mir sowas vielleicht noch im seltenen Einzelfall vorstellen, aber bei jemandem, der über Jahre darauf "gedrillt" wurde, Personen- und Sachgüter zu schützen, dessen alltägliche Arbeitsabläufe zu einem Großteil davon bestimmt und begründet sind, Sicherheitsaspekte zu berücksichtigen, müsste so eine Suggestion sein komplettes Denken und Handeln umkrempeln.

Wenn man dann noch die weitgehend akzeptierte Hilgaard'sche Neodissoziationstheorie und deren Folgen zugrundelegt, nach denen ein Proband auf einer inneren Ebene genau weiß, was er tut, scheint es mir schwer vorstellbar, dass eine posthypnotische Suggestion all das umschmeißen und übertünchen könnte. Ich denke also, Hypnose als wirksames Instrument terroristischer Anschläge in der zivilen Luftfahrt brauchen wir nicht fürchten.

Zitat
Selbst wenn ich ein Selbstmörder wäre [...], glaube ich nicht, dass es mir gelingen würde ohne jedliche Äußerung, Schrei, letzte Worte,...  und ohne erhöhte Atemfrequenz sehenden Auges auf einen sicheren Tod zurasen zu können.

Ich "fürchte", das würde dir durchaus gelingen. Aus Erfahrungen weiß man, dass jemand, der für sich nun den im wahrsten Sinne des Wortes end-gültigen Entschluss gefasst hat, durchaus sehr ruhig, gezielt und planvoll vorgehen kann und auch zu psychologisch "anspruchsvollen" Handlungen in der Lage ist; eine Suizidhandlung ist nicht etwa automatisch von "Panik" begleitet. Und derjenige, der es tatsächlich will, erlebt in diesem Fall die herannahende Felswand ja nicht als bedrohlich, sondern als erlösend. Vielleicht kann man dabei sogar von einer (selbsthypnotischen) Trance sprechen, die sich dabei einstellen kann.

Meine Meinung also: Eine die Ruhe erklärende Trance womöglich ja, posthypnotische Suggestionen hier als Auslöser nein.

Lieben Gruß
Lutz

-----------
Zum Schluss noch eine Anmerkung:
Man könnte meinen, dass es doch vielleicht "pietätlos" sei, hier so ein Thema aufzugreifen, aber ich denke, es ist vor dem von Ralf genannten Hintergrund durchaus legitim, wenn man es - wie hier - deshalb tut, um derartige Unglücke für die Zukunft verhindern zu wollen. Und nur darum geht es.

Offline Hypnotikum

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Re: Germanwings
« Antwort #2 am: 29. Mär 2015, 17:43 Uhr »
Hallo zusammen

Zitat
Man könnte meinen, dass es doch vielleicht "pietätlos" sei...
Es liegt absolut nicht in meiner Absicht pietätlos zu sein, das können diverse Talkshows und Kameramänner nebst Sensationsreporter viel besser als ich. Allen Betroffenen gehört mein aufrichtiges Mitleid.

Die Frage an sich war absolut ernst gemeint.


LG Ralf


 
« Letzte Änderung: 29. Mär 2015, 19:41 Uhr von Hypnotikum »
Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen. Danach verzichtete er auf weitere Experimente. (Mark Twain)

Offline Lutz

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Re: Germanwings
« Antwort #3 am: 30. Mär 2015, 12:28 Uhr »
Hallo Ralf,

ich hoffe, du hast mich jetzt nicht falsch verstanden: ich halte es eben nicht für pietätlos, sonst hätte ich ja nicht geantwortet. Es gibt aber aktuell auch Stimmen aus verschiedenen Bereichen (Lufthansa, Kirche, Journalisten...), die jegliche Spekulationen verurteilen und fordern - mit meinen Worten ausgedrückt - doch besser mal zu dem Thema die Klappe zu halten.
Ich denke nicht so und halte Spekulationen für durchaus zulässig - solange man sie als solche deutlich macht. Meine Anmerkung richtete sich also nicht an dich, sondern an dritte Mitleser/innen.  ;)

Lieben Gruß
Lutz

 

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