Schwer hypnotisierbar

[barny]

Hallo in die Runde.
Also, ich habe mich hier angemeldet weil ich mich sehr für Hypnose interessiere und auch schon ein 2-tägiges Seminar bei einem Hypnoseinstitut absolviert habe. 
Das hat sehr gut geklappt und mich darin überzeugt, dass ich selber hypnotisiert werden kann und auch selber hypnotisieren kann.
Klar ist, dass man natürlich weiter üben muss ...
Und da beginnt mein Problem.  Mein Haupt-Versuchskarnickel ist meine Frau.  Die hat an der Sache auch Interesse, nur klappt es leider nicht so wie es sollte.
Ich bekomme bei ihr keinerlei Körperreaktionen hin.  Nicht mal die Magnetischen Finger klappen, keine Armlevitation (Sie sagt, sie kann sich die Luftballons einfach nicht vorstellen).   Auf längere Suggestionstexte und Induktionen spricht sie soweit sehr gut an, driftet dann aber wohl in ihre eigenen Fantasiewelten ab und sagt, mein "Gequatsche" würde sie eher stören.
Hat jemand einen Tipp, wie ich da weiter verfahren könnte(Außer natürlich, mich scheiden zu lassen ... )
Für Tipps wäre ich wirklich dankbar.

LG
barny

[Lutz]

Hallo barny,

grüß dich hier im Forum! 

Ich weiß nicht (und möchte auch gar nicht wissen), wo du dein Seminar besucht hast, aber offenbar hat man dir dort das Wesentliche darüber, was Hypnose ist und was nicht, nicht richtig vermittelt.

Die hat an der Sache auch Interesse, nur klappt es leider nicht so wie es sollte.

Tut es nicht? Tut es doch:

Auf längere Suggestionstexte und Induktionen spricht sie soweit sehr gut an, driftet dann aber wohl in ihre eigenen Fantasiewelten ab und sagt, mein "Gequatsche" würde sie eher stören.

Genau das ist "typische" Hypnose: jemanden dabei unterstützen, in eigene Fantasiewelten (kann man auch "Trance" nennen) abzudriften. Menschen können sowas und tun sowas, wenn sie es in dem Moment wollen und zulassen. Von daher ist deine Frau ganz offensichtlich nicht "schwer hypnotisierbar", wie du in der Überschrift schreibst.

Dieser ganze andere Schnichschnack wie Armlevitation, magnetische Finger oder irgendwelche ("befohlene") Körperreaktionen ist nur "Beiwerk", was bei manchen funktioniert und bei anderen wieder nicht. Und wenn es funktioniert, braucht es dazu oft nicht mal Hypnose. Das hat also mit dem Kern der Sache, Hypnose und Trance, gar nichts zu tun.

So schreibst du selbst, dass (erst?) ein 2-tägiges Seminar dich davon überzeugen konnte, dass du hypnotisiert werden kannst; deine Frau hatte dieses Seminar nicht. Und nun soll ihr Ehemann plötzlich ihre Hände in die Luft "quatschen" können? Geht doch gar nicht, oder? 

Sie sagt, sie kann sich die Luftballons einfach nicht vorstellen

Wenn deine Frau sich die Luftballons WIRKLICH nicht vorstellen könnte, hätte sie wohl ein ernstzunehmendes psychisches Problem. Natürlich kann sich ein verständiger Mensch sowas vorstellen, selbst Kinder können das. Deine Frau MEINT wahrscheinlich was anderes, nämlich dass sie sich nicht vorstellen kann (oder will), wie so eine simple Vorstellung tatsächlich die Hände nach oben bringen können soll.

Und an der Stelle ist die "Utilisation" gefordert - deine Fähigkeit, dich auf den einzelnen Probanden und dessen Vorstellungswelt und Reaktionen flexibel einzustellen und deinerseits zu reagieren - z.B. so (wenn es denn unbedingt doch noch mit der Levitation klappen soll):

"Du kannst dir nicht vorstellen, dass da ein Luftballon an deinem Handgelenk nach oben zieht? Toll, dann können da jetzt also unvorstellbare Dinge geschehen! Denn es reicht völlig, wenn sich dein Unbewusstes oder eine deiner Hände das vorstellen können. Und ich kann mir vorstellen, dass du noch gar nicht weißt, welche deiner Hände jetzt gleich..." usw.

Besser, als zu suggerieren "Stell dir jetzt vor, dass da ein Luftballon..." ist übrigens die Suggestion: "Deine Hand kann jetzt ganz von allein... so als ob da ein Luftballon...". Das lässt keinen Raum für ein abwehrendes "Kann ich mir nicht vorstellen!" 

Das sollen jetzt keine Patentrezepte sein, nur Anregungen für eigene, vielleicht noch bessere Ideen.

Lieben Gruß & und viel Erfolg!
Lutz

[barny]

Hallo Lutz,

erstmal ein herzliches Dankeschön für Deine umfassende Antwort.    So in etwa hatte ich mir das hier im Forum vorgestellt.
Also, das Seminar will ich hier nicht extra in Schutz nehmen, aber ich denke schon, dass es ziemlich gut war.  Über die Urkunde "Ausgebildeter Hypnotiseur" haben wir allerdings schon herzlich gelacht.    Im Übrigen arbeitet auch Dirk Treusch für diese Firma und ich denke, der ist schon wirklich richtig gut.
Die Sache ist nur die, und das ist eben das Frustrierende, dass ich bei anderen Familienmitgliedern (Weihnachtsfeier) etliche Suggestibilitätstests sehr gut hingekriegt habe.
Da aber das "Hauptversuchskarnickel" eben meine Frau ist, ist es einfach ärgerlich, das es da nicht so funktioniert.
Ich sehe auch die Gefahr, dass mein ohnehin natürlich noch nicht ausgeprägtes "Hypnotiseur-Selbstbewusstsein" bei weiteren verbissenen Versuchen soweit leidet, dass ich die Sache hinschmeiße.   Und das wäre wirklich schade.
Hilfreich für mich wären ein paar Tipps, falls es die gibt, wie ich mit kleinen Schritten das Unbewusste meiner Frau langsam dazu bringe, doch nach und nach körperliche Reaktionen auszulösen.

Erstmal soweit.
Liebe Grüße aus Berlin
barny

[Hypnotikum]

Hallo barny (Geröllheimer???)

das mit dem Hauptversuchskarnickel im näheren Freundeskreis bzw. in der Familie ist immer so ein zweischneidiges Schwert...
Denn die wissen in aller Regel, das du Anfänger bist, oder nicht mal das und glauben es dir nicht. Ende, Schade.
Wenn du jemanden nehmen würdest der dich nicht kennt, dem noch dazu ein anderer erzählt, dass du ein Hypnose-As bist, du glaubst nicht, wie einfach das auf einmal geht, auch Showhypnosespielereien...
Und wenn du den ersten in die Trance geschickt hast, fallen die umstehenden Zuschauer schon in Trance, wenn du sie nur scharf ansiehst und mit den Fingern schnippst.
(Das war jetzt ein wenig übertrieben, aber es trifft die Richtung ganz gut)
Glaube und Wille... Der Glaube gewinnt immer.

LG Ralf

[Lutz]

Und ergänzend:

Hypnotisieren ist ja kein Tauziehen. Und als Hypnotiseur "erfahren" sein, bedeutet nicht, für alle(s) noch einen Trick auf Lager zu haben, um auch störrische Probanden rumzukriegen; im Gegenteil bedeutet es vielleicht, einen Probanden zu respektieren, der ganz offensichlich (noch) nicht will. Erfahrene Showhypnotiseure etwa zeichnen sich nicht dadurch aus, dass sie jeden hypnotisieren könnten, sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie diejenigen auswählen, die bereit zu sein scheinen - und die in Ruhe lassen, die dem eben nicht entsprechen.

Ich sehe auch die Gefahr, dass mein ohnehin natürlich noch nicht ausgeprägtes "Hypnotiseur-Selbstbewusstsein" bei weiteren verbissenen Versuchen soweit leidet, dass ich die Sache hinschmeiße.

Du kannst dir stets vergegenwärtigen (und bei Bedarf auch laut ankündigen), dass es bei einem Hypnoseversuch nicht darum geht, deine Qualitäten als Hypnotiseur zu testen - sondern die des Probanden, hypnotischen Suggestionen nachzukommen. 

Aber zurück zu deiner Frau: vielleicht ist ja auch noch an deinen Formulierungen etwas zu verbessern oder auszumerzen. Falls du also magst, kannst du ja mal schreiben, wie genau deine nicht funktionierenden Suggestionen lauten. Der Teufel steckt da manchmal im Detail.

Lieben Gruß (auch nach Berlin)
Lutz