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Autor Thema: Das UB entscheidet ggf. schon 7 Sek. vorher  (Gelesen 76612 mal)

Offline H.G.Schuster

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Re: Das UB entscheidet ggf. schon 7 Sek. vorher
« Antwort #60 am: 10. Dez 2008, 19:36 Uhr »
Hallo mcc,

Du kannst gerne von meiner Webpage hier etwas zitieren (es muss ja nicht gleich seitenweise sein). Alternativ kannst Du auch Fragen direkt an mich auf meiner Webpage an mich richten, unter Comments. (Falls das Thema etwa den berühmten Freien Willen betrifft, von dem ich nicht weiss, wieviel er hier verloren hat). Aber ich überlasse die Wahl natürlich Dir.  Das Motto  ist: "Die Wahrheit soll ans Licht".
Gehe einfach schrittweise vor und wir werden sehen.

Gruss,
Heinz



Offline mcc

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Re: Das UB entscheidet ggf. schon 7 Sek. vorher
« Antwort #61 am: 10. Dez 2008, 20:15 Uhr »
Moin moin Heinz,

DANKE ! :)

Ich mache natürlich hier kein "wget -r -nc" auf Deine Webpräsenz und streame das dann
direkt dem Lutz um die Ohren bis sein HTTP-Server glüht... ;)

Mein Nicht-Verstehen soll kein Versuch sein, die Nicht-Existenz des freien Willen zu
widerlegen.
Nur ein paar Dinge jucken mir halt rein weg von der Logik unter den Fingernägeln.

Du schriebst in dem von Dir in Deinem vorherigen Posting verlinkten Artikel:
(Zitat):
"Da sollten wir eigentlich keine Angst davor haben auch geistige Prozess als das
zu sehen was sie sind: physikalisch-chemische Prozesse, die uns keinen freien Willen lassen."
bzw.
"Gehirnvorgänge sind deterministische, physikalisch-chemische Prozesse, daher haben wir keinen freien Willen."

Warum kann man aus der Deterministik auf die Nicht-Existenz des freien Willen schließen.
Oder andersherum: Warum setzt der freie Wille die Existenz einer (nicht-existenten)
"mentalen" Kraft voraus.

Eine weitere Frage: Ist es überhaupt möglich als Bestandteil des System eben
jenes widerspruchsfrei zu erfroschen? (--> Gödel)

(Zitat):
"Quantenmechanische Effekte haben auf Gehirnprozesse (nach derzeitigem Erkenntnisstand)  keinen Einfluss (*)."

Sicherlich haben quantenphysikalische Effekte einen Einfluss auf unsere Hirne, sonst
würde diese sich in kleine graue Logikwölkchen auflösen. Aber ich gebe zu, dass das etwas
spitzfindig ist. Gemeint ist sicherlich, dass die stochastische Komponente der quantenphysikalischen
Effekte sich in der makroskopischen Umgebuing des Gehirns herausmittelt. (Nur so am Rand:
"quantenphysikalisch" schreibt man ohne "tz"...)

Zitat:
"da sie (die geistigen Prozesse - der Zitator) fast unfassbar  komplex sind,
gleichzeitig unsere Würde als Mensch bewahren, da wir sie niemals im Detail
vorausberechnen können"

Die Würde des Menschen ist leider keineswegs durch diesen Zusammenhang geschützt,
da es immer wieder Menschen geben wird, die versuchen werden, Denkprozesse zu
schematisieren und zu beeinflussen (Stichwort "mkultra", Werbung, Propaganda).
Der Beweis der Deterministik der Gedanken macht sie geradezu anfällig für solch
fehlgeleiteten Versuche.

Nur am Rande:
Wir haben gesehen, dass Suggestionen heilsame Wirkung haben können, sogar in
Bereiche hinein, die man sonst der Region "Aspirin" und darüber zugeschrieben hätte.
Aber warum treibt das UB dann solch einen Auifstand:
Erst schickt es den/die Erkrankte/n zu Arzt, dieser dann jenen zum z.B. Autogenen
Training, dort "lernt" das UB dann etwas, was es ohnehin schon kann: Trance.
Dann setzt man sich ins stille Kämmerlein, nimmt jeden Abend einen Löffel Suggestionen
auf etwas Zucker ein und wird gesund.
Wenn alle Hypnose Selbsthypnose ist und im Grunde das UB das alles schon kann, warum
treibt es dann diesen Aufwand?
Oder treibe ich hier die Logik in eine Ecke, wo nichts zu suchen hat?
Oder hat nun doch der stochastische Anteil der Quanten in meinem Kopf
die Oberhand gewonnen....  ? ;)
(Ich denke, ich muss jetzt ersteinmal schlafen, bin seit heute morgen 4.00Uhr
auf den Beinen. :O)

Gute Nacht ersteinmal :)
Gruß
 mcc



"Man muss die Menschen so nehmen, wie sie sind -- andere gibt es nicht."  A.Einstein

Offline mipooh

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Re: Das UB entscheidet ggf. schon 7 Sek. vorher
« Antwort #62 am: 10. Dez 2008, 21:40 Uhr »
Das Problem liegt in der Frage...
Gewohnheiten brauchen Gewöhnung...

Offline mcc

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Re: Das UB entscheidet ggf. schon 7 Sek. vorher
« Antwort #63 am: 11. Dez 2008, 04:27 Uhr »
Moin,

...na, da bin ich ja beruhigt... :)

Gruß
mcc
"Man muss die Menschen so nehmen, wie sie sind -- andere gibt es nicht."  A.Einstein

Offline H.G.Schuster

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Re: Das UB entscheidet ggf. schon 7 Sek. vorher
« Antwort #64 am: 11. Dez 2008, 11:47 Uhr »
Hallo mcc,

Hier einige kurze Antworten. Aber sehr viel, von dem was ich hier sage, ist schon in den Diskussionen auf meiner Webseite zu finden.

1 a) Bei deterministischen Systemen ist ihr Gesamtzustand -der sagt, wie sie sich verhalten- zu jedem Zeitpunkt, durch die zeitlich vorangegangenen Zustände, bestimmt, d.h. determiniert. In unserem Gehirn finden nur physikalisch-chemische, d.h. deterministische Prozesse statt. Wir sind also deterministische Systeme und handeln daher automatisch, ohne freien Willen (*).

b) Immaterielle, mentale  Kräfte („spirituelle Kräfte“) werden gerne herbeigezogen, um uns als, von jeder materiellen Einschränkung freie - somit also nicht mehr deterministische, und daher willensfreie - Überwesen zu definieren. Das war gemeint.

c) Gödel spielt –wegen der zeitlichen Verzögerung der Selbstbeobachtung- keine Rolle, wie ich in meinem Buch, Seite 68, detailliert ausführe.

2. Im Zitat gemeint, ist Tatsache, dass wir im Gehirn keinen Mechanismus haben, der quantenmechanische Fluktuationen verstärkt.

3.   Unser Gehirn besteht aus etwa hundert Milliarden Neuronen,  deren Verhalten wir  niemals vorhersagen können. Das macht alle Versuche, mit Gehirnscans unser Verhalten detailliert vorherzusagen, hinfällig.  Also, obwohl wir im Prinzip Automaten sind, sind wir nicht vorhersagbar. Daher brauchen wir keine Angst davor zu haben, dass uns jemand - via Gehirnforschung- total vorherbestimmen kann. Dass, wenn wir mehr über unser Gehirn wissen, leichter beeinflussbar werden ist wahr, aber wenn wir das wissen, sind wir auch schon wieder etwas dagegen gewappnet. Es ist also ein Wettlauf.

(*) a) Es ist klar, dass man wenn man über Freiheitsgrade –wie etwa die Bewegung von Neurotransmitter Moleküle im synaptischen Spalt - mittelt, die weg gemittelten Freiheitsgrade als  Schwankungen zu behandeln sind, die dann das System weniger deterministisch, also stochastisch, machen. Das macht uns dann zu stochastischen Automaten, wiederum ohne Willensfreiheit.

  Natürlich will kein Mensch gerne ein Automat sein, weil wir damit etwas Simples verbinden. Wir sind aber Automaten mit einer unvorstellbaren Komplexität. Bedenken wir nur, dass die Zahl der Neuronen in unserem Gehirn, etwa gleich der Zahl der Sterne in der Milchstrasse ist.
 Kant wusste schon intuitiv Bescheid, als er sagte: Nichts erfüllt mich mit größerer Ehrfurcht, als der gestirnte Himmel über mir  und das - wie wir jetzt wissen, durch unser ähnlich komplexes Gehirn bestimmte- moralische Gesetz in mir“.


 b) Die Frage der juristischen Verantwortlichkeit, die sich sofort stellt, wenn wir keinen freien Willen haben, wird auf meiner Webseite ausführlich behandelt, und soll hier nicht wiederholt werden.

Mein Vorschlag ist, die weitere Diskussion über den „freien Willen“ auf meiner Webseite zu führen, da ich dann, auf bereits vorhandene Antworten, detailliert verweisen kann.

Gruß,
Heinz

Offline mcc

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Re: Das UB entscheidet ggf. schon 7 Sek. vorher
« Antwort #65 am: 11. Dez 2008, 19:04 Uhr »
Moin Heinz,

Herzlichen Dank für Deine Erläuterungen!
Gibt mir einen tieferen Einblick...

Schönen Abend noch! :)
Gruß
mcc
"Man muss die Menschen so nehmen, wie sie sind -- andere gibt es nicht."  A.Einstein

Offline RalfGabler

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Re: Das UB entscheidet ggf. schon 7 Sek. vorher
« Antwort #66 am: 16. Dez 2008, 19:48 Uhr »
Hallo zusammen,

wow, hier steppt der Papst!

Vorwort: Ich gebe zu, nicht alles in diesem Thread gelesen zu haben.

Zwei Fragen habe ich dennoch:

1. Wann, Wo und durch Was, wurde irgend etwas außerhalb unseres "Gehirns/Denkens" schlüssig und zweifelsfrei nachgewiesen?

Soweit ich über den derzeitigen Stand der "Gehirnforschung" informiert bin, lässt sich nichts außerhalb unserer Gedanken zweifelsfrei und zwingend nachweisen. Unsere "Welt" könnte ein Spielzeug unseres Geistes sein. Eine Art von "Traum" sozusagen. IMHO ist dies eines der Hauptprobleme der "Wissenschaft", sofern sie sich ernst nimmt. Es fehlt der Beweis, das das zu Beweisende überhaupt "existent" ist.

2. Wie wird "freier Wille" definiert?

Um über "freien Willen" zu diskutieren, müsste zunächst klar gestellt sein, was "freier Wille" sein soll und wie man zu dieser Definition kommt. Dies kann gern auch unabhängig von der ersten Frage erörtert werden.

Herzliche Grüße
Ralf

Offline MindCore

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Re: Das UB entscheidet ggf. schon 7 Sek. vorher
« Antwort #67 am: 16. Dez 2008, 20:18 Uhr »
Moinsen,
in Anlehnung einiger Beiträge folgender Link für euch.
http://www.sueddeutsche.de/wissen/668/317542/text/

Gruß
Eddie

p.s. Singer geht sogar davon aus, dass das UB 15 Sek. vorher eine Entscheidung trifft. Dies erwähnte er im Gespräch welches gestern unter 3 Sat lief. http://www.reticon.de/medientipp/4927.html  :)

Offline mcc

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Re: Das UB entscheidet ggf. schon 7 Sek. vorher
« Antwort #68 am: 16. Dez 2008, 20:42 Uhr »
Moin Ralf,

Ich denke, dass bei gerade bei den Erkenntnissen dieses Themas nun
gerade der Papst _nicht_ steppen wird... ;O) ... aber das nur so am
Rande grinzzz

Ich entbehre der Kenntnis jedweder offiziell formulierter Kundtuung,
was nun was ist, aber würde dahin gehend tendieren wollen wie
folgt Argumente vortragen zu wollen (schraub, schraub, drechsel,
drechsel...und noch einen Erker dran...ich LIEBE Nebensätze...vor
allem, wenn sie völlig daneben gehen... :)

Freier Wille:
Die Möglichkeit des Individuums unabhängig von jedweder Form der
Einflussnahme aller Art -- auch naturwissenschaftlicher -- zu dem
Entschluss und/zu der Durchführung einer Handlung zu kommen.
Allein aus dem Ansatz "Alles folgt deterministischen Prozessen" scheint
zu folgen, dass es diese Form des Freien WIllens nicht gibt.

In der Wikipedia stehen ein paar interessante Sätze zum Thema
"Freier Wille" -- was jetzt keine Zaunpfahl mit der Inschrift "RTFM"
in Richtung Deines Kopfes sein soll, Ralf !!!!! Gans im Gegentum -- oder
war das doch 'ne Ente im Frack? ... Habs vergessen... ;)

Für mich stellt sich hier folgendes Problem:
Wenn die Deterministik keine Konstruktion eines Freien Willens
zuläßt, ist alles "vorherbestimmt" (jedwede religiös-verklärende oder
esoterische Bedeutung dieses Wortes weit von mir weisend).
Das hieße: Jedewede Lebensform mit hinreichend fähigem Hirnkasten
(die Gattung Mensch schließe ich da mal gnädiglich aus ;) wäre zur
Präkognition fähig, denn aus dem Jetzt folgt das Dann.

Nur die Verbreitung von Wissen, nicht jedoch die Schaffung neuen
Wissens wäre möglich, da es -- der Deterministik und der daraus
folgenden "Bestimmtheit" allen Handels und aller Inhalte folgend --
schon Bestandteil der ablaufenden physikalischen Vorgänge wäre.

Erforschung eines System durch jemanden, der selbst Bestandteil
des Systems ist: Da ist Gödel gang interessant.

Und eines darf man natürlich auch nicht vergessen: Die Deterministik
ist das Ergebnis genau der gleichen Gattung Köpfe, die dieser unterliegen
sollen. Huhn oder Ei?

Vorsicht mit "Lebensbedrohenden Theorien": Alle Theorien, wie
Hohlwelttheorie, "Alles ist Einbilduing und lediglich das Abbild meiner
Gedanken" etc p.p. können einem bei intensivem Studium den Kopf nachhaltig
verdrehen. Ich erinnere mich an Diskussionen in der Zeitschrift "DER SPIEGEL"
(?) bei denen das Verbot des damals ersten Teil des Films The Matrix
gefordert wurde, da einige Kids abdrehten waren und Amok gelaufen sind,
da sie alles als einen Bestandteil einer Illusion hielten.
Der falsche Gedanke in den falschen Köpfen kann fatale Folgen haben --
rein deterministisch natürlich.
UND KEINESFALLS MEINE ICH DICH DAMIT, RALF oder sonstwelche real
existierende Menschen!!!!

Ich fordere hier keineswegs die Existenz irgendwelche "feinstofflichen Entitäten",
"metaphysischer Vorgänge" oder gar kleiner grüner Aufkleber für Handies, um
die Strahlung zu neutralisieren (leider kein Witz!).
Aber auf der anderen Seite erscheint (lies: Unwissenheit) mir die ganze Angelegenheit
noch nicht gänzlich widerspruchsfrei.

Und die Tatsache der Unverhersehbarkeit einer Entscheidung aufgrund der enormen
Komplexität der ineinander verschränkten naturwissenschaftlichen Anhängigkeiten
externer und interner Quellen, die schlußendlich zu dieser führen, ist für mich eigentlich
nur der Beweis, dass wir im Grunde nichts wissen und in keinem Fall eine Beruhigung,
dass wir gerade in einem Geniestreich den Beweis einer Roboterarmee angetreten
sind. Ok,ok...ein bischen Polemik gehört auch dazu.

Und ich habe definitiv Angst vor Erkenntnissen, die unserer moralischen Entwicklung weit
voraus sind...um es mal positiv zu formulieren.

Ich rede zuviel?...öh, das könnte richtig beobachtet sein.

Also mach ich mal Schluß!...

Schöne Weihnachtstage und einen guten Rutsch in ein ebensolches 2009!
Herzliche Grüße
mcc
"Man muss die Menschen so nehmen, wie sie sind -- andere gibt es nicht."  A.Einstein

Offline RalfGabler

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Re: Das UB entscheidet ggf. schon 7 Sek. vorher
« Antwort #69 am: 17. Dez 2008, 07:51 Uhr »
Hallo mcc,

der Großteil deiner Ausführungen ist mir zu mühsam zu lesen. Ein Satz ist mir jedoch aufgefallen. Es war dein Definitionsansatz für "freier Wille":
Zitat
Die Möglichkeit des Individuums unabhängig von jedweder Form der
Einflussnahme aller Art -- auch naturwissenschaftlicher -- zu dem
Entschluss und/zu der Durchführung einer Handlung zu kommen.

Zwar eine netter Ansatz, jedoch ohne praktischen Wert, denn ein Mensch existiert niemals ohne äußeren Einfluss. Der Mensch ist ständig Einflüssen aller Art ausgesetzt, letztlich wäre selbst ein "Ausschalten" aller Einflüsse, bereits ein weiterer Einfluss. Da sich diese Möglichkeit nicht/nie überprüfen lässt, ist diese Definition ohne praktischen Wert. Warum sollte man sich darüber Gedanken machen wollen?  ;)

Zum Thema Willensfreiheit schreibt Gerald Hüther im "forum humanum":
Zitat
Hintergrund der von einigen Hirnforschern in Gang gesetzten Debatte über die Willensfreiheit ist die Beobachtung, daß etwa 300 ms bevor ein Mensch eine Entscheidung trifft, in seinem Gehirn eine Aktivierung der für die Umsetzung dieser Entscheidung erforderlichen neuronalen Verschaltungsmuster in Form eines entsprechenden Bereitschaftspotentials meßbar ist.

Das ist eigentlich banal, denn das Gehirn muß ja in Bereitschaft versetzt werden, um die Handlung, die man ausführen will, auch koordiniert zu steuern. Ohne daß ein solches "inneres Bild" eines Handlungsablaufes z. B. für das Schlagen eines Rades zuverlässig aufgerufen worden ist, würden Sie sich beim Radschlagen den Hals brechen. Was die Hirnforscher in ihrem Experiment zur "Willensfreiheit" also nachgewiesen haben, ist also nichts anderes, als das man nichts wollen kann, was man nicht kann. Mit Willensfreiheit und Verantwortlichkeit für sein eigenes Handeln hat das freilich überhaupt nichts zu tun. Da ist eine Debatte losgetreten worden, ohne daß man sich vorher darüber Gedanken gemacht hat, was Willensfreiheit überhaupt ist.

Herzliche Grüße
Ralf

Offline Lutz

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Re: Das UB entscheidet ggf. schon 7 Sek. vorher
« Antwort #70 am: 17. Dez 2008, 11:33 Uhr »
@ Ralf:

Zitat
2. Wie wird "freier Wille" definiert?

Genau das ist die bisher hier ungeklärte Frage, die dafür verantwortlich ist, dass ich mich in dieser eigentlich interessanten Diskussion bisher zurückgehalten habe.

Grundsätzlich schließe ich mich Heinz' Sichtweise an: alles ist determiniert, jede Aktion ist bei näherer Betrachtung nur Re-Aktion und daher aus dieser Warte "unfrei". Dann gäbe es aber generell nichts Freies auf diesem Planeten - keinen frei beißenden Hund, keinen frei wehenden Wind und keinen frei fliegenden Schmetterling. Das ist wohl so, aber das ist für mich eher unspektakulär. Streichen wir also das Wort "frei" in besagter Bedeutung.

Für viel entscheidender halte ich übrigens die Frage, ob es einen individuellen Willen gibt. Im Strafgesetz gibt es z.B. den Paragraphen der "Nötigung", der Juristen zufolge in bestem Amtsdeutsch einen Angriff auf die "freie Willensentschließung und -betätigung" beschreibt. Ist es hier von Interesse, ob eine Willensentscheidung wirklich frei erfolgt? Überhaupt nicht. Es geht vielmehr darum, dass 6 Milliarden Menschen 6 Milliarden mal einen eigenen, individuellen Willen haben. Müller soll eben das tun dürfen, was Müller will (oder von mir aus: muss), und nicht, was Meier ihm vorschreibt. Auch das könnte man als "Freiheit" des/der Willen verstehen.

Gibt es "Liebe" oder "Angst"? Objektiv betrachtet, gibt es sowas nicht. Es handelt sich lediglich um "künstliche", abstrakte Begriffe für bestimmte Neuronenverschaltungen und damit einhergehende Hormonausschüttungen pp. Liebe wird allein dadurch zur Realität, dass man dieses spezifische Gefühl von Liebe hat. Was aber, wenn jemand also das "Gefühl eines freien Willens" hat? Und dies kann ein sehr mächtiges, lebensbestimmendes und selbt-prägendes Gefühl sein. Sollte man dem dann zurufen: "Nein, nein, nein - das darfst und kannst du nicht haben, denn einen freien Willen gibt es gar nicht?" Sicher könnte man dies. So wie man auch sagen könnte: "Du hast am letzten Wochenende gar nicht Gottschalk im Fernsehen gesehen! Es war lediglich so, dass deine Sehorgane Photonenentladungen an der Innenseite der Mattscheibe deines konventionellen Fernsehers wahrgenommen haben, die nach Form- und Farbgebung deine innere Repräsentation von Gottschalk wachgerufen haben, ohne dass er aber wirklich in deinem Fernseher war!" Das stimmt zwar, aber ist so eine "makroskopische" Sichtweise noch irgendwie hilfreich?

Und damit zu dem einzigen Bereich, in dem mir persönlich eine Diskussion zu dem Thema sinnvoll erscheint:
Wir meinen bei vielen Anlässen (und haben das Gefühl), unsere Entscheidungen ausschließlich oder wenigstens überwiegend "mit bewusstem Verstand" zu treffen; wir glauben, alle relevanten Faktoren bewusst berücksichtigen und auswerten zu können und meinen, nach einer getroffenen Entscheidung genau zu wissen, warum wir die Entscheidung getroffen haben. Und genau dieses Verständnis von freiem, weil bewusstem Willen, ist eben diskussionswürdig und m.E. ein Trugschluss, denn Entscheidungen werden oft zum großen, überwiegenden Teil vom Unbewussten beeinflusst oder gar vorgegeben. Wir haben in dem Kontext keinen freinen Willen, weil wir auf diesen unbewussten Anteil keinen "freien, bewussten" Zugriff haben und dem also unterworfen sind. Dabei interessiert es übrigens gar nicht, ob die "Entscheidungen" des Unbewussten ihrerseits determiniert sind...

Es hängt also wirklich viel daran, was man denn unter dem Begriff "freier Wille" verstehen will. Schon da scheiden sich wohl die Geister, was m.E. einer allgemeinverbindlichen Klärung schon im Wege steht.  ;)

Lieben Gruß
Lutz

Offline H.G.Schuster

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Re: Das UB entscheidet ggf. schon 7 Sek. vorher
« Antwort #71 am: 17. Dez 2008, 17:52 Uhr »
@Gabler, mcc, Lutz

Kurze Antwort: Der freie Wille  ist eine Illusion:

Wenn ich vor mir zwei Bonbons vor mir liegen habe, rot und grün, und mir eines davon nehmen darf, ohne dass mir jemand sagt,was ich tun soll, dann habe ich die Illusion, dass meine Entscheidung rot oder grün eine freie Willensentscheidung  ist.
Jetzt kommt der Zeitpunkt zu dem ich wirklich entscheide, also zugreife. Was ich dann tue, wird von meiner Vorgeschichte (habe schon als Kind immer grüne Bonbons vom Opa bekommen, liebe also grüne Bonbons , oder Rot ist meine Lieblingsfarbe,.. oder…) abhängen also determiniert sein . Daher habe ich in Wirklichkeit keinen freien Willen, sondern was immer ich tue hängt von meiner Vergangenheit und dem gegenwärtigen Gesamtzustand meines Körpers, insbesondere dem meines Gehirns ab.
Aber noch einmal: Alle diese Fragen werden auf meiner Homepage http://heinzschuster.com  in den Kommentaren beantwortet (siehe Antworten auf die Fragen von Ulrike , Determinist etc.)
Grüsse,
Heinz


Offline MindCore

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Re: Das UB entscheidet ggf. schon 7 Sek. vorher
« Antwort #72 am: 17. Dez 2008, 18:27 Uhr »
Moinsen,
Zitat
Aber noch einmal: Alle diese Fragen werden auf meiner Homepage http://heinzschuster.com  in den Kommentaren beantwortet (siehe Antworten auf die Fragen von Ulrike , Determinist etc.)
Grüsse,
Heinz
Das ist gut und fein, aber da wir uns hier in einem öffentlichen Hypnose Forum befinden, finde ich es auch angebracht solche Themen hier zu diskutieren, anstatt sich lediglich auf (d)einer Homepage zu informieren. Denn hier soll es ja schließlich um einen Austausch gehen, wo jeder seinen Standpunkt niederschreiben kann.  ;)

Gruß
Eddie

Offline H.G.Schuster

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Re: Das UB entscheidet ggf. schon 7 Sek. vorher
« Antwort #73 am: 17. Dez 2008, 18:47 Uhr »
@Eddie
 Klar habe ich überhaupt nichts dagegen obige Themen hier zu diskutieren. Im Gegenteil, ich freue mich über das Interesse an diesen Themen.
Aber wenn meine Antworten auf hier auftretende Frage auf meiner homepage stehen verweise ich natürlich darauf und kopiere nicht einfach von dort nach hier.
Gruss
Heinz

Offline mipooh

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Re: Das UB entscheidet ggf. schon 7 Sek. vorher
« Antwort #74 am: 17. Dez 2008, 20:31 Uhr »
Wenn mein freier Wille auch als Illusion bezeichnet werden kann, weil meine Freiheit durch meine Erfahrungen und meine Antriebe begrenzt ist, dann habe ich als Veränderung lediglich eine breitere Definition. Ich werde trotzdem das rote Bonbon nehmen und mich frei fühlen...
Praktisch ist es also wurscht.
Gewohnheiten brauchen Gewöhnung...

 

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