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Autor Thema: Der schwer Hypnotisierbare... a. k.a. "Mr. Analytikus"  (Gelesen 9423 mal)

Offline Chaos Mind

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Der schwer Hypnotisierbare... a. k.a. "Mr. Analytikus"
« am: 31. Aug 2013, 14:29 Uhr »
Hallo Community!

Schon viele Male habe ich verbale und/oder schriftliche Elemente verwendet, um andere Leute in Trance zu versetzen. Dabei habe ich die gängigen Standard-Induktionen verwendet, die den Körper erst immer stärker entspannen und dann in den Trance-Zustand übergehen lassen. Ich habe mich durch Standard-Skripte inspirieren lassen, aber immer stets eigene Worte und Formulierungen verwendet.
Verständlicherweise war ich auch schon oft neugierig, wie es auf der anderen Seite der Medaille aussieht und bat andere User mich über Text oder über Telefon (Skype) zu hypnotisieren. Das, was bei 90% aller User klappt, funktioniert bei mir nicht.

Noch schlimmer ist es mit mp3s. Ich folge kaum einer Suggestion, so sehr ich es auch will. Schwere Beine oder zusammengeklebte Augenlider...das mag funktionieren. Aber "in Trance gehen", "Zahlen vergessen", "Dinge spüren" usw hat nie funktioniert.

Ich bin ein furchtbar analytischer Mensch. Ich denke über alles und jeden nach. Ich kann nicht einfach Worte in mein Unterbewusstsein lassen...ich filtere sie, begutachte sie, zerlege sie, analysiere sie, kategorisiere sie etc. Einige hier werden verstehen was ich meine, denn ich bin jetzt nicht gerade ein Unikat in dieser Hinsicht. Ich gebe euch ein paar Beispiele:

Anweisung: "Ich zähle von 10 hinab und mit jeder Zahl wird sich die Entspannung verdoppeln. "
Mein Gehirn: "Verdoppelung zählt zu den mathematischen Operatoren, die nur bei absoluten Skalenniveaus funktionieren. Eine Skala ist dann absolut, wenn sie einen Nullpunkt besitzt (als Bezugspunkt für Multiplikation). Wie soll ich mich "doppelt" so stark entspannen, wenn meine Entspannung weder messbar ist, noch einen Nullpunkt besitzt? Ich weiß nicht, was von mir verlangt wird, wenn ich mich "doppelt" so tief entspannen soll."

Answeisung: "Du spürst, wie eine wohlige Wärme von deinen Füßen aufsteigt...deine Beine sind ganz warm!"
Mein Gehirn: "Spürbare Wärme entsteht durch die Erweiterung von Blutgefäßen. Ich frage mich, ob die Erwärmung tatsächlich zustande kommt, weil sich die Blutgefäße erweitern, oder ob ich mir die Wärme nur einbilde? Das Gefühl entsteht schließlich im Gehirn. Ich würde zu gerne wissen, ob die Wärme - wenn ich sie denn spüren würde - tatsächlich da ist. Ob wohl schonmal jemand das ganze mit einem Thermometer überprüft hat? Wäre doch interessant!"

Anweisung (meine Gedanken jeweils in Klammern): "ich zähle abwärts und mit jeder Zahl sinkst du tiefer in den Zustand der Entspannung. 10 (jetzt kommt 9!)...9 (jetzt kommt acht!)...8 (jetzt kommt 7!)....7 (jetzt kommt 6! oh weh, schon halb unten bei 0 und ich merke noch nichts. Ich muss schneller entspannen...muss muss muss muss...oh ich hab die 6 verpasst! Wir sind ja schon bei 4? Holla geht das schnell!)


ich habe mal einen ganzen Blog geschrieben, in der ich ein Audio-File unter die Lupe nehme und dazu schreibe, was ich an welcher Stelle für störende Gedanken habe. Bei Interesse übersetze ich das gerne ins Deutsche und poste es hier. Auf jeden Fall habe ich festgestellt, dass ich einen Hoffnungsschimmer habe: Milton Erickson. Ich habe eine Induction gehört, die mich zum ersten Mal so überfordert hat, dass die Suggestionen wie durch ein Wunder wirken konnten :) Es war eine Geschichte, in der mein Geist von Eindrücken überflutet wurde. Außerdem: denkt ihr, dass Rapid Inductions bei mir besser funktionieren könnten? Man muss in dem Fall ja nicht wirklich denken oder sich Dinge vorstellen (worin ich übrigens auch furchtbar schlecht bin).

Offline mipooh

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Re: Der schwer Hypnotisierbare... a. k.a. "Mr. Analytikus"
« Antwort #1 am: 31. Aug 2013, 19:48 Uhr »
Zunächst mal zu Wärme. Es ist normalerweise unerheblich, woher sie zuerst kommt. Suggerierst Du sie kannst Du sie auch wahrnehmen und nimmst Du sie wahr, kannst Du sie suggerieren. Sie ist dann auch wirklich da.
Suggestionen zu hinterfragen ist wenig sinnvoll. Es wirkt wie eine Gegensuggestion.
Du  musst es nicht unnötig erschweren. Es kann sinnvoll sein, einer Suggestion so lange zu folgen bis ihre Auswirkung auch real ist. Die Energie, die Du ins Hinterfragen steckst würdest Du besser ins Hineinfühlen stecken.
Bei den Verdoppelungen oder Vertiefungen der Entspannung ist das ebenso, Du kannst es natürlich verhindern, indem Du einfach mal das Gegenteil denkst. Dann ist da aber mehr ein Herumgeeier als eine Hypnose.

Suggerier zunächst mal Dinge an die Du auch glauben kannst... und wenn nicht, dann lass es bis Dir das möglich bzw sinnvoll erscheint. Laß Dein Gehirn diese Arbeit tun, dann ist es ausgelastet. Du kannst denken was Du willst, also kannst Du auch fühlen was Du willst. Und durch die Wechselwirkung zwischen Nervensystem und Gedanken kommst Du auch zur erwünschten Wirkung. Es sei denn, Du willst das gar nicht...
Glaub aber mal lieber nicht, dass Dein analytisches Bewusstsein besser sei als Deine Projektionen.
Gewohnheiten brauchen Gewöhnung...

Offline Hypnotikum

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Re: Der schwer Hypnotisierbare... a. k.a. "Mr. Analytikus"
« Antwort #2 am: 31. Aug 2013, 21:28 Uhr »
Hallo Chaos Mind

schreib dem Yakuzza doch mal ne PM und bitte ihn mal um das MP3, das dürfte (auch gerade) bei dir auch wunderbar anschlagen.
Zu den Blitzhypnosen... probiere es aus und wundere dich  ;)

LG Ralf
Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen. Danach verzichtete er auf weitere Experimente. (Mark Twain)

Offline Chaos Mind

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Re: Der schwer Hypnotisierbare... a. k.a. "Mr. Analytikus"
« Antwort #3 am: 01. Sep 2013, 10:20 Uhr »
@Mipooh: Natürlich mag ich das analytische Denken. Es ist Grundvoraussetzungen für mein Studium und meinen Job. Aber wenn ich entspannen oder eine Trance genießen möchte, ist es mir ständig im Weg. Je mehr ich versuche diesen Teil von mir abzuschalten, desto stärker drängt er in den Vordergrund. Könnte ich mir die Dinge selbst suggieren, würde ich natürlich erst mit einfachen Dingen beginnen - bis sie funktionieren...und erst dann weitermachen. Aber eine MP3 nimmt darauf leider keine Rücksicht. Der Sprecher redet und redet und muss ja zwangsläufig davon ausgehen, dass es auch funktioniert.

Auf keinen Fall ist ein analytisches Bewusstsein besser als die Projektion. Ich weiß sehr wohl, zu welchen imaginativen Leistungen unser Gehirn fähig ist und erlebe es auch Tag für Tag. Das Problem ist nur, dass ich es so faszinierend finde, dass ich es andauernd hinterfrage. Ich möchte Dinge gerne einfach geschehen lassen...einfach die Gedanken fallen lassen. Aber es gelingt mir nicht. Daher erhoffe ich mir Tipps.

@Hypnotikum: Um was für eine Art von Induktion handelt es sich da? Ich bin, wie gesagt, sehr an Einleitungstexten im Stile von M. Erickson interessiert, da sie den Gedankenstrom überfordern. Werde mich mal schlau machen - danke für den Tipp :)

Offline gatabysi

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Re: Der schwer Hypnotisierbare... a. k.a. "Mr. Analytikus"
« Antwort #4 am: 01. Sep 2013, 10:33 Uhr »
Hallo Chaos Mind,

mein Gedanke beim lesen wäre...warum  ??? legst du deine Gedanken, die sich nicht selbst abschalten wollen,  nicht mal in die Hände eines Hypnosetherapeuten. Ich höre des Öfteren, dass meine Klienten glauben nicht hypnotisierbar zu sein und dann..... sind se plötzlich "weg".  >:D
LG
Gaby

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Johann Wolfgang von Goethe

Offline Chaos Mind

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Re: Der schwer Hypnotisierbare... a. k.a. "Mr. Analytikus"
« Antwort #5 am: 02. Sep 2013, 09:25 Uhr »
@Gatabysi: Das habe ich demnächst vor. Ich habe allerdings nicht behauptet, dass ich "nicht hypnotisierbar" sei, sondern dass ich bei der Selbsthypnose und auch bei einer nicht face-to-face Methode bisher keinen Erfolg hatte. Genau das möchte ich aber. Ich habe keine Probleme, die ich bei einem Hypnose-Therapeuten angehen möchte. Ich möchte nur ganz einfach selbst die Möglichkeit haben mich in Trance zu versetzen - mp3s und CDs als Hilfsmittel haben dabei leider keinen Erfolg gezeigt.
Ich habe aber bald einen Termin bei einer Therapeutin und hoffe, dass es mir danach leichter fällt, wenn ich den Weg in die Trance kenne...wenn mein Kopf also spürt, wohin die Reise geht und wie man dorthin kommt.

Von diesem Thread hatte ich mir eher Tipps erhofft, wie ich selbst störende Gedanken abschalten kann. Und ob es Techniken gibt, die gerade bei solchen Probanden wie mir gut funktionieren.

Offline Hypnotikum

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Re: Der schwer Hypnotisierbare... a. k.a. "Mr. Analytikus"
« Antwort #6 am: 02. Sep 2013, 11:41 Uhr »
@Hypnotikum: Um was für eine Art von Induktion handelt es sich da? Ich bin, wie gesagt, sehr an Einleitungstexten im Stile von M. Erickson interessiert, da sie den Gedankenstrom überfordern. Werde mich mal schlau machen - danke für den Tipp :)

nicht analysieren, erst probieren, völlig unvoreingenommen, danach analysieren (wenn dir danach ist).

LG Ralf
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Offline Hypnotikum

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Re: Der schwer Hypnotisierbare... a. k.a. "Mr. Analytikus"
« Antwort #7 am: 02. Sep 2013, 11:48 Uhr »
@Gatabysi: Das habe ich demnächst vor. Ich habe allerdings nicht behauptet, dass ich "nicht hypnotisierbar" sei, sondern dass ich bei der Selbsthypnose und auch bei einer nicht face-to-face Methode bisher keinen Erfolg hatte. Genau das möchte ich aber. Ich habe keine Probleme, die ich bei einem Hypnose-Therapeuten angehen möchte. Ich möchte nur ganz einfach selbst die Möglichkeit haben mich in Trance zu versetzen - mp3s und CDs als Hilfsmittel haben dabei leider keinen Erfolg gezeigt.
Ich habe aber bald einen Termin bei einer Therapeutin und hoffe, dass es mir danach leichter fällt, wenn ich den Weg in die Trance kenne...wenn mein Kopf also spürt, wohin die Reise geht und wie man dorthin kommt.

Von diesem Thread hatte ich mir eher Tipps erhofft, wie ich selbst störende Gedanken abschalten kann. Und ob es Techniken gibt, die gerade bei solchen Probanden wie mir gut funktionieren.

Hab ich erst nach meiner vorherigen Antwort gelesen...
Dann lass dir von der Therapeutin  doch einen Anker setzen, den du selbst aufrufen kannst...
Ich hatte mir, ganz am Anfang meiner SH Versuche, per selbst gesprochener MP3 einen gesetzt, der greift auch heute noch hervorragend. ( Ich nenne das "Meditieren für Faule", ganz ohne jahrelanges Üben  >:D )

LG Ralf

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Offline mipooh

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Re: Der schwer Hypnotisierbare... a. k.a. "Mr. Analytikus"
« Antwort #8 am: 04. Sep 2013, 06:59 Uhr »
Möglicherweise ist die Vorstellung "Gedanken abschalten zu müssen" ein Hindernis. Vor allem solange man glaubt, über Gedanken Kontrolle auszuüben. Beschäftige den Denkapparat so sehr mit Aufpassen, dass er "vergißt" zu kommentieren.
Dass Gedanken immer wieder (auch oft) auftauchen, finde ich nun nicht wirklich tragisch. Wichtiger scheint mir, ob man dem Denken erlaubt, einen an dem zu hindern was man gerade eigentlich tun wollte. Dazu muss man aber auch wissen, was man da eigentlich tun wollte.
Sagt man sich nur "ich wollte eigentlich Trance" ohne zu "wissen" wie man denn nun "trancet", dann wird man den Kommentator herausfordern, zunächst Trance zu definieren, sämtliche Kriterien auf Vorhandensein zu überprüfen, sie zu bewerten und aus ist es mit Trance.
Bedeutet, Du benötigst ein fassbares Hilfsmittel. Ob das nun darin besteht, von jedem Atemzug auch den winzigsten spürbaren Aspekt mitzukriegen (fühlen) oder ein bestimmtes Bild zu projizieren oder einen Laut (Mantra bzw mantraähnlich) beständig zu reproduzieren, irgendwann landest Du dabei entweder im Denken oder in Trance.
Landest Du im Denken ist klar, dass Du wieder beim Hilfsmittel anfängst, landest Du in Trance hast Du erreicht was Du wolltest.

Dass daran viele Menschen jahrelang üben bis mal eine (aus ihrer Sicht) nenneswerte Trance entsteht lässt sich anhand von Yoga und Zen aufweisen.

Im Idealfalle lernt man das Nichtdenken zu denken. Also nicht nicht zu denken, sondern inhaltsleer zu denken, was wiederum nichts anderes ist als Trance. Aber das ist nicht jedem Temperament gleich gut zugänglich, daher die vielen Methoden und die (scheinbar) verschiedenen Hilfsmittel.

Wenn Trance eintritt, wird es oft passieren, dass ein Gedanke auftaucht "ei gugge mol do, Trance" und schon ist sie unterbrochen und die Gelegenheit ist "günstig" mal wieder rumzudenken. Oder eben wieder zu dem zurückzukehren, was man jetzt gerade eigentlich tun wollte (Hilfsmittel). Bei konsequenter Anwendung und Übung wird man auch den Übergang zur Trance zwar mitkriegen, sich davon aber nicht ablenken lassen. Das dauert halt...

Was ich noch brauchbar finde ist ein Timer. Man hat ja schliesslich noch anderes zu tun als in Trance zu sein und die Frage, "wie lange dauert das wohl schon" oder "hofentlich verpasse ich meinen Termin nachher nicht" kann auch nerven. Ich benutze beim Meditieren (so nenne ich meine Selbsthypnose) immer einen Timer. Bevor ich das tat hatte ich genau solche eben genannten Hindernisse. Schliesslich möchte ich ja da hin, wo u.a. mein Zeitgefühl ziemlich anders sein kann als im Alltag. Beim Hypnotiseur ist das einfach. Der weiss wieviel Kohle er kriegt oder eben nicht und macht dann schon rechtzeitig Schluß.
Wenn Du MP3 oder CDs benutzt hast Du allerdings bereits Timer. Manche mögen Tonträger, manche nicht. Ich hab sie lange benutzt und es hat funktioniert. Es funktioniert aber ohne Tonträger ebensogut. Wenn sie das Denken anregen kann man auch welche benutzen, auf denen zwei Stimmen völlig unterschiedlich reden. Finde ich auch nicht so schlecht.

Such Dir einfach irgendwas aus. Funktionieren kann alles, denn am Ende ist es doch so, dass Du in Trance gehst und nicht irgendwas Dich da reinschiebt.
Gewohnheiten brauchen Gewöhnung...

 

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