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Autor Thema: Erfahrungsbericht als Proband - Kontext: Esoterik-Institut  (Gelesen 4371 mal)

Offline Mompfel

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Liebe Foris!

Ich bin ganz neu hier (siehe Vorstellungsecke). Dort hatte ich auch einen Erfahrungsbericht von mir erwähnt, den ich nach Hinweis von Lutz jetzt mal hier zur Diskussion stelle.

Die Erfahrung liegt etwas mehr als 1 Jahr zurück (Herbst 2007). Damals hatte ich mich bei einem sehr großen, im Internet mit extrem "bunter" Werbungs auftretenden Esoterik-Institut als Probandin gemeldet. Die Probanden wurden gesucht für den Abschluss eines Wochenend-Seminars Hypnose-Ausbildung. Man stellte sich den Teilnehmern dieses Seminars für eine (kostenlose) Hypnose-Sitzung zur Verfügung.

Wie diese abgelaufen ist und wie ich das empfunden habe, könnt ihr untenstehend nachlesen. Selbstverständlich werde ich den Namen des Instituts nicht erwähnen.

Dazu muss ich noch sagen, dass ich selbst bis zu dem damaligen Zeitpunkt keine Ahnung von Hypnose hatte. Meine Eindrücke ankern eher im Area gesunder Menschenverstand!

Hier also der Bericht:

LG Mompfel

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Bericht einer Hypnose-Sitzung Oktober 2007

Ich habe mich bei dem Institut als Proband zur Verfügung gestellt, weil ich a) erleben wollte, wie das mit der Hypnose so abläuft, mich b) selbst für eine solche Ausbildung interessiere und auf diesem Weg das Institut und seinen Leiter kennenlernen wollte. Eine gute Entscheidung, wie sich jetzt herausstellt.

Anzumerken ist an dieser Stelle auch noch, dass mir die von diesem Haus angebotenen Ausbildungen (diverse - in Richtung psychologischer Berater, Hynpnotiseur, Reinkarnationstherapeut etc.) extrem teuer vorkommen.

Die Frau, die mich "behandelt" hat, war eine ganz liebe, äußerst bemühte, sehr freundliche Dame! Sollten sich aus meinem Erfahrungsbericht irgendwelche Vorwürfe ableiten lassen, treffen diese nicht diese Frau, sondern eher Struktur und Art der "Ausbildung".

Eingangs der sich über 2 Stunden hinziehenden "Hypnose-Sitzung" hub dieser liebe Mensch nun an, meine Anamnese zu erheben, zu der neben den persönlichen Daten natürlich auch Krankheiten, Medikamente etc. gehören. Es ist dann schon etwas befremdlich, wenn jemand, der eine Anamnese erheben will, sich sämtliche Namen der (bei mir zugegeben vielen) Medikamente durch und durch buchstabieren lassen muss, ohne offensichtlich den geringsten Schimmer zu haben, was das für Medikamente sind. Selbst ein meines Erachtens ziemlich bekanntes Medikament wie Tilidin war ihr nicht geläufig! Dass ich derzeit unter Psychopharmaka stehe und mich in psychotherapeutischer Behandlung befinde, veranlasste zu keinerlei Nachfragen.

Sie bat um Verständnis dafür, dass sie die auf mich darniedergesprochenen Texte alle noch vom Blatt ablesen müsse. Kein Problem - schließlich befindet sie sich ja erst noch in der "Ausbildung", auch wenn diese meine Behandlung der Abschluss des Seminars darstellte.

Allerdings ergaben sich im Verlaufe der "Behandlung" aus Patientensicht dann doch einige Punkte, die ich gern nachher zur Sprache gebracht hätte - es hätte sich nur irgendjemand dafür interessiert!!! So sollte ich mich auf ihre Finger konzentrieren, die sie aber - mit Blick auf ihr Manuskript offensichtlich von ihr unbemerkt - so weit hinter meinen Kopf hielt, das ich diesen schmerzhaft überstrecken musste, um das stark zitternde Fingerpaar überhaupt in die Optik zu kriegen.

[Ende Teil 1; siehe Fortsetzung Teil 2]



Offline Mompfel

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Re: Erfahrungsbericht als Proband - Kontext: Esoterik-Institut
« Antwort #1 am: 24. Jan 2009, 11:24 Uhr »
(Das System macht Zeichen-Begrenzung; deshalb habe ich den Bericht in 2 Teile zerlegt. Hier also Teil  2:)

Bei einer zwanglosen Unterhaltung nach "der Behandlung" gratulierte sich meine Behandlerin selbst zu dem genialen Einfall, mich in der geführten Visualisierung einen farblich gestaffelten Berg erklimmen zu lassen (sie lobte dabei ihre Intuition). Offensichtlich blieb aber ihre Intuition davon unberührt, dass für eine Schwerbehinderte mit Gehbehinderung allein der Gedanke, einen Berg hochsteigen zu müssen, der wahre Albtraum ist!!!

Ich war die gesamte Zeit bei klarem Verstand! Es war mehr oder weniger eine geführte Meditation (mit alpinem Unwohlsein), bei der ich zugegeben in einen sehr tiefen Entspannungszustand gekommen bin, wie ich ihn nicht einmal für meine Tiefschlafphasen vermute.

Besonders problematisch wurde es, als mein Unterbewusstsein angesprochen wurde. Mir war es mental auch gar nicht möglich, "abzuschalten", weil die Sätze und Aufforderungen an das Unterbewusste syntaktisch so kompliziert gebaut waren, dass man ohne die Analysekompetenz des Tagesbewusstsein den Aufforderungen gar nicht folgen kann. Die Anweisungen waren weder syntaktisch noch chronologisch so strukturiert, dass man ihnen hätte einfach folgen können. Mehrmals in der Sitzung tauchte bei mir die Frage auf: "Was muss ich jetzt tun???"

Hinzu kamen ethische Handlungszwänge, so z. B. bei verschiedenen "Aufforderungen", denen zufolge sich mein Unterarm durch angehängte Luftballons von allein heben sollte. Er hob sich eben nicht - aber die Frau war doch so nett! Also kam ich in das ethische Dilemma, ob ich den Arm nun willentlich heben sollte, um ihr das für sie sicherlich wichtige Erfolgserlebnis zu vermitteln. Die Sache wurde auch nicht dadurch besser, dass sie bei jeder ausbleibenden Bewegung des bockigen Unterarms noch mehr und noch mehr Luftballons an ihn hängte. Hier drängte sich mein Tagesbewusstsein naseweis mit der Bemerkung dazwischen, dass so viele Luftballons in dem Miniräumchen, in dem das Ganze stattfand, gar keinen Platz mehr hätten.

Auch waren äußerst bedenkliche "Programmierungen" dabei so etwa diejenige, dass ich jedesmal, wenn mich jemand an dem zuvor markierten Punkt an der Stirn berührt und sagt "Schlaf!", dass ich dann in Schlaf verfalle.

Sehr erfolgreich waren Visualisierungen, bei denen ich eine Rumpelkammer mit meinen alten Mustern und Programmierungen ausräume. Das zauberte mir sogar ein Lächeln aufs Gesicht.

Nun hatte ich natürlich erwartet, dass nach dieser Behandlung ein Gespräch zumindest in Anwesenheit des "Ausbilders" stattfindet, bei dem erhoben wird, wie sich der Patient denn so gefühlt habe und was evtl. zu verbessern sei o. ä. Aber solche Nachbereitungen der offensichtlich ersten Sitzung als Hypnotiseur sieht diese Ausbildung ganz offensichtlich nicht vor - EIN GRAVIERENDER MANGEL!!!

Da ich nach der Sitzung Probleme hatte, meinen Kreislauf wieder auf verkehrssichere Höhe zu bringen, saß man noch draußen auf einer überdachten Terrasse: meine "Hypnotiseurin", der "Ausbilder" und ich. Keinerlei Fragen an mich von seiner Seite! Einen Gesprächsversuch meinerseits im Hinblick auf die viel zu komplexe Syntax der Aufforderungen wehrte er sofort ab. Fragmentarische Äußerungen seiner "Schülerin" zu einzelnen Episoden der Sitzung verpufften in einer interesselosen Mimik mit leicht gelangweiltem Gestus.

Hier mache ich keine Ausbildung!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Überhaupt war mein Besuch dort für mich um einiges aufschlussreicher als für die Besuchten! Erzählt mir doch meine "Hypnotiseurin" ganz aufgeregt, "man" (für mich war klar, wer "man" ist) habe ihr schon vorgeschlagen, nach dieser Ausbildung auf einer Esoterik-Hotline zu arbeiten. Aha - so kommen die zu ihrem Nachwuchs!!! Die Struktur dahinter ist klar: erst verlangt man Irrsinnssummen von den Leuten für diese "Ausbildung"; dann schaufelt man sie den Esoterik-Hotlines zu, damit das System, an dem andere verdienen, weiter floriert! Da meine "Hypnotiseurin" kurze Andeutungen zu ihrer materiellen Situation gemacht hat, muss ich annehmen, dass sie das Geld für diese Ausbildung auch nicht einfach "hat", sondern sich sicherlich unter entsprechenden Entbehrungen erst irgendwo besorgen musste.

Meine "Hypnotiseurin", so mein Eindruck,  ist innerhalb dieses Systems auch nur Opfer.

Mein laienhafter Eindruck: völlig unseriös!!!

   

Offline Tom

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Re: Erfahrungsbericht als Proband - Kontext: Esoterik-Institut
« Antwort #2 am: 24. Jan 2009, 13:44 Uhr »
Hallo Mompfel,

danke für den aufschlussreichen Erfahrungsbericht.

Ich kann mir gut vorstellen, dass es etliche solcher Anbieter gibt.

Ich finde Deine "Kritik" der ganzen Sache gegenüber fundiert und würde diese auch so unterstreichen. Ich hätte, an deiner Stelle, auch fast alles so hinnehmen können, wenn denn am Schluss eine vernünftige Aufbereitung gekommen wäre. Dann hätte man sagen können, die Dame hätte ja schließlich noch geübt. Selbst wenn solche Sachen extrem gut laufen, so kenne ich es zumindest aus meinen Ausbildungen, gibt es eine Nachbereitung mit viel Raum für Fragen.

Ohne Feedback, kann man keinen Bezug zu solchen Sachen entwickeln. Aber nicht nur der Ausbilder, sondern auch die Schülerin hätte doch das Bedürfnis danach haben sollen, den Klienten (eben dich) danach zu fragen, was denn gut war, und was nicht so gut war.

Ich hatte auch mal einen Trainer, der sich strikt weigerte nach Übungseinheiten Feedback zu geben. Er war der Meinung, dass eben alle ihren eigenen Weg finden müssen, und so ein Feedback könne schon eine Art Beeinflussung darstellen. Ich habe mir aber Feedback gewünscht; sonst bräuchten wir die Trennung von Trainern und Schülern gar nicht, oder?

LG,
Tom.

Barbara

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Re: Erfahrungsbericht als Proband - Kontext: Esoterik-Institut
« Antwort #3 am: 24. Jan 2009, 19:02 Uhr »
Hallo Mompfel,

danke dir für diesen, deinen Erfahrungsbericht.

Es ist meiner Meinung nach möglich nach einem Wochenendseminar hypnotisieren zu können. Der Vorgang eine andere Person in Trance zu begleiten ist nicht sooo schwer. Aber leider versprechen einige Institute, dass man nach dem Seminar ohne Probleme "therapieren" kann und das ist natürlich Blödsinn, wie dein Bericht ja auch sehr anschaulich zeigt.

Ich könnte mir vorstellen, dass sich "deine" Hypnotiseurin auch ziemlich verloren gefühlt hat. Auch für sie wäre so ein Nachgespräch sehr wichtig gewesen!

Keine Hypnose ohne Nachgespräch. Nach meinen Reikibehandlungen führe ich mit dem Klienten immer ein ausführliches Nachgespräch. Ich finde das sehr wichtig, dass der Klient seine Eindrücke schildern kann und auch sollte, wenn er/sie mag.

Lieben Gruß
Barbara

Offline Lutz

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Re: Erfahrungsbericht als Proband - Kontext: Esoterik-Institut
« Antwort #4 am: 24. Jan 2009, 19:59 Uhr »
Hallo Mompfel,

ich schließe mich dem Dank für deine Schilderung an.
Was soll man dazu sagen? Es ist eben auch im Bereich der Hypnose nicht alles Gold, was glänzt...

Das große Problem mit der Hypnose ist wohl, dass es in Bezug auf sie viele Missverständnisse und Vorurteile gibt - was aber noch schlimmer ist: eine große Unkenntnis. Und so ist man geneigt, irgendwelchen "Instituten pp." respektvoll abzunehmen, was sie verkünden.
Und was dann dabei herauskommen kann, konntest (musstest) du ja hautnah miterleben.

Ich kann dich nur "bitten", deine schlechten Erfahrungen nicht auf die gesamte Hypnosetherapie zu übertragen.  ;)

Lieben Gruß
Lutz

Offline Mompfel

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Re: Erfahrungsbericht als Proband - Kontext: Esoterik-Institut
« Antwort #5 am: 25. Jan 2009, 11:39 Uhr »
Hi, Barbara, Tom und Lutz!

Danke für die Resonanz auf den Bericht, die mir den Eindruck vermittelt, mit meiner "Kritik" nicht völlig daneben zu liegen.

Lutz - keine Sorge: keine Verallgemeinerungen und keine Übertragungen. Sonst wäre ich ja auch nicht hier....

LG Mompfel

 

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