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In der Hypnose spielt der Begriff des "Unbewussten" (oder auch "Unterbewusstsein", "Unterbewusstes") eine zentrale Rolle. Der Erfolg von Suggestionen wird maßgeblich davon beeinflusst sein, inwieweit der Umgang mit dem Unbewussten "sachgerecht" ist und nicht von völlig falschen Voraussetzungen geprägt ist.

Dem gegenüber bleibt festzuhalten, dass die Literatur oft nur ein unzureichendes oder gleich falsches Bild des Unbewussten vermittelt. Hinzu kommt, dass viele Hypnotiseure ihre Tätigkeit offenbar ganz schematisch ausüben, ohne sich jemals um Kenntnisse in der Psychologie bemüht zu haben. Diese tätigen dann mitunter Aussagen zum Unbewussten, "wie es sich ihnen darstellt", was aber von der psychologischen Realität oft meilenweit entfernt ist. Verkompliziert wird das Thema weiterhin dadurch, dass es auch den Begriff "Unbewusstes" im Sinne von Sigmund Freud gibt, der aber nicht deckungsgleich mit dem in der Hypnose gebräuchlichen ist.

Vor diesem Hintergrund möchte dieser Artikel versuchen, ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen und damit insbesondere dem Neueinsteiger helfen, Zusammenhänge zutreffend einordnen zu können.

 

Was ist das Unbewusste?

In der Hypnose bezeichnet das Unbewusste all jene Steuerungsvorgänge im Menschen, die einem verstehenden Denken und Kontrollieren entzogen sind und damit sozusagen "automatisch" in uns ablaufen.

Beispiel: Die Regulierung der Körpertemperatur.
Unabhängig von unserem bewussten Denken und Wollen wird unsere Körpertemperatur in einem fortwährenden Steuerungsprozess an die Notwendigkeiten angepasst. Wir wissen dies, können in diesen Prozess aber nicht willentlich eingreifen. Dies wird damit also "vom Unbewussten" gelenkt.

Das Unbewusste ist also kein Organ in uns oder bezeichnet auch nicht einen Teil unseres Gehirns, es ist lediglich ein Kunstbegriff für innere Prozesse, die unserem bewussten Denken und unserer willkürlichen Kontrolle entzogen sind. Anstatt aber jedesmal von Anteilen unseres Denkens und Handelns zu sprechen, die dem bewussten Denken und einer willkürlichen Kontrolle nicht zugänglich sind, spricht man vereinfachend von "dem Unbewussten".

Und diese unbewussten Prozesse sind Bestandteil all unseres Denkens und Tuns. Irgendein Denken oder eine Handlung ohne Beteiligung von unbewussten Prozessen sind unmöglich! Wenn jemand z.B. gezielt ein- und ausatmet, könnte man bei oberflächlicher Betrachtung denken, er täte dies "rein bewusst". Aber das ist eben nicht so. Bewusst ist lediglich die Absichtserklärung, das nun zu tun. Die Durchführung dieser Handlung obliegt wieder dem Unbewussten, denn nur dieses "weiß", welche Muskeln wie zu betätigen sind, um den Atemvorgang zu bewerkstelligen.

Und wo kam überhaupt die Idee her, einmal gezielt ein- und auszuatmen? Auch die entstammte natürlich dem Unbewussten. So ist mir beispielsweise das Beispiel mit der Atmung gerade "ein-gefallen". Der alltägliche Begriff "Einfallen" bezeichnet in psychologischer Hinsicht einen Prozess, bei dem eine Information aus dem Unbewussten ins Bewusste dringt. Wenn ich dich nach deinem Vornamen frage, wird dir dieser vermutlich einfallen, wenn ich frage, was du vor zwei Wochen zu Mittag gegessen hast, wird dir das wohl eher nicht einfallen, denn das Unbewusste wird diese von ihm als nicht relevant eingestufte Information auch auf gedanklichen Druck hin nicht mal eben zur Verfügung stellen.

Wenn jemand vor die Tür geht und denkt: "Mann, ist das aber ein Schiet-Wind heute", der könnte meinen, dies wäre ein einzig bewusstes Denken. Was aber steht dahinter? Zunächst hat das Unbewusste hier im wahrsten Sinne des Wortes in "Windes-Eile" das Wetter beurteilt und dabei die Aufmerksamkeit des Bewussten auf das gelenkt, was dem Unbewussten als besonders bedeutsam erschien - nicht auf die Temperatur, nicht auf die Wolkenlage, nicht auf Sicht oder Luftfeuchte, sondern eben auf den Wind. Dann ließ es dem Bewussten genau die o.g. Worte "einfallen", es "sprach" nicht vom "Mist-Wind" oder "starkem Wind", sondern vom "Schiet-Wind". Und zuguter Letzt fügte es all das in einen vollständigen Satz unter Berücksichtigung der deutschen Grammatik zusammen.

Oder ein anderes Beispiel: Ein Fußballspieler entscheidet sich, zum Ball zu laufen. Oberflächlich betrachtet, wird er dies vielleicht als bewusste Entscheidung und bewusstes Handeln einordnen. Aber auch das ist nicht richtig. Vielmehr wird sein Unbewusstes die Spielsituation blitzschnell unter taktischen Gesichtspunkten analysiert und vielleicht mit Trainervorgaben koordiniert haben und dabei noch eigenes Erfahrungswissen und physikalische Regeln beachtet haben, um dann im Bewussten den Entschluss entstehen zu lassen, zum Ball zu laufen. Und das Laufen selbst ist ebenfalls ein zutiefst unbewusster Prozess, denn niemand weiß, wie er bewusst welche Muskeln in welchem Zusammenspiel bedienen muss und dabei auch noch das Gleichgewicht halten soll - all dies geschieht ebenfalls unbewusst.

Mit anderen Worten: Das, was wir bewusst zu tun glauben, ist in Wahrheit zu einem weit überwiegenden Anteil unbewusst bestimmt und mitgeprägt. Für die Hypnose ist in dem Zusammenhang entscheidend, dass dies eben auch das Denken, Bewerten, Wahrnehmen usw. betrifft. Wer den Artikel bis hierher gelesen hat und ihn vielleicht stinklangweilig oder auch interessant findet, "empfängt" diese Bewertungen aus seinem Unbewussten inkl. aller Worte, die ihm als Reaktion auf diesen Artikel ein-fallen.

Es gibt nichts, was wir ohne Mitwirkung und Beteiligung des Unbewussten oder gar "unbemerkt" oder unabhängig von diesem denken oder tun könnten!

 

Der Informationsfluss zwischen Unbewusstem und Bewusstem

Gerade zu diesem Punkt gibt es in der Hypnoseszene zahlreiche Fehl- und Falschinformationen, die dann auch zu völlig unsinnigem Vorgehen bei der (Selbst-) Hypnose verleiten können, daher dieses Schaubild:

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Sämtliche Informationen, die von außen kommen (Bilder, Sprache usw.) oder die auch von innen kommen (Hungergefühl, Schmerzen usw.), gelangen zunächst ins Unbewusste. Und dann erst wird uns ein verschwindend geringer Teil der auf uns einströmenden Reize bewusst.

Oder "in Langform": Bevor uns etwas bewusst wird, wurde es zuvor von inneren Prozessen, auf die wir keinen bewussten Einfluss haben, ausgewertet, bevor ebenfalls diese inneren Prozesse entschieden haben, ob und wie uns etwas überhaupt bewusst werden soll.

Wichtig ist dabei: Es gibt keinen Pfeil von den Reizen direkt zum Bewussten!

Das Bewusste hat nur eine nachgeordnete Funktion. Als solches ist es auch nicht in der Lage, irgendwelche Suggestionen "abzuwehren", die dann angeblich das Unbewusste nicht erreichen. Und ebenso unnötig ist es, das Bewusste durch Trance auszuschalten, damit Suggestionen dann ins Unbewusste dringen könnten. Auch ist es völlig sachfremd, das Unbewusste für Suggestionen "öffnen" zu wollen, um einen Zugang zum Unbewussten zu schaffen. Das Unbewusste hat immer geöffnet, 24 Std. täglich und 365 Tage im Jahr.

 

Es gibt in der experimentellen Psychologie zahllose Forschungen, die das belegen, ein anschauliches Experiment ist z.B. folgendes:

Mit einem Tachistoskop (einer optischen Vorrichtung, mit der man Bilder nur wenige Millisekunden lang präsentieren kann) werden der Versuchsperson Aufnahmen gezeigt, so kurz, dass man nur einen Lichtblitz sehen kann und bewusst nicht weiß, was Inhalt des Bildes ist. Mit dem EEG kann man messen, ob das Gehirn beim dargebotenen Bild "entspannt und relaxt" bleibt oder ob es zum Beispiel bei einem schrecklichen Bild wie etwa dem eines zerstückelten Unfallopfers (die Psychologie ist da nicht zimperlich) "alarmiert" reagiert. Und die Erregungszustände des Gehirns entsprechen dabei genau der Bedeutung der Bilder.

Während man also bewusst gar nichts mitbekommt, weder vom Inhalt noch von den inneren Reaktionen, haben unbewusste Prozesse (das Unbewusste) das Bild längst erfasst und ausgewertet. Die Hauptaufgaben des Unbewussten in der Wahrnehmung sind dabei das Klassifizieren von Reizen (Was ist das für ein Reiz? Was bedeutet er? Kenn' ich den?) und das Bewerten (Ist das wichtig oder gar bedrohlich?). Und abhängig vom Ergebnis der Bewertung wird das Unbewusste entscheiden, ob es den Reiz an das Bewusste weiterleitet oder ob es sogar (ohne das Bewusste) eine Reaktion einleitet.

Hört man beispielsweise in unmittelbarer Nähe einen sehr lauten Knall, wird man sofort zusammenzucken und sich dabei klein machen, um die potenzielle Angriffsfläche zum eigenen Schutz zu verringern, da wird das Bewusste auch nicht annähernd gefragt oder beteiligt.

Und all dies gilt natürlich auch für die Reaktion auf Worte. Zieht jemand ein Messer und sagt: "Dich stech ich ab!", dann wird das Unbewusste sofort Alarm schlagen, die Adrenalinproduktion ankurbeln, um Kampf oder Flucht zu ermöglichen, vielleicht schützend die Arme hochnehmen usw., bevor man noch auf bewusster Ebene halbwegs schnallt, was da abgeht.

Und da machen auch Worte von Hypnotiseuren keinen Unterschied. Sogar die gehen (erstmal) direkt und unmittelbar ins Unbewusste - auch ganz ohne Trance!

 

Die Bedeutung für die Hypnose

Aus dem Vorgesagten folgt für die beratende/therapeutische Hypnose: Eine Hypnose dient nicht dazu, das Unbewusste irgendwie "zugänglich" zu machen, denn das ist es längst. Wer also eine Suggestion in die Richtung gibt, dass sich das Unbewusste nun irgendwie "öffnen" solle, erzählt auf tatsächlicher Ebene Unsinn. Dennoch kann so ein Ausspruch gleichwohl eine wirksame Metapher sein, um seinen Worten eine zusätzliche argumentative Eindringlichkeit (im wahrsten Sinne des Wortes) zu verleihen. Dies ist vergleichbar mit dem Befehl "Schlaf!" bei der Blitzhypnose. Auch der ist inhaltlich falsch, denn bei der Hypnose schläft niemand ein, aber er funktioniert dennoch.

Der tiefere Sinn einer Hypnose liegt also nicht in einer Öffnung des Unbewussten, sondern in einer veränderten Informationsverarbeitung in Trance. Dies im einzelnen aufzuführen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, daher nur der Hinweis: In Trance arbeitet unser Gehirn anders und ist offener für eine Neubewertung und Neustrukturierung. Dies kann dann auch eine Neuausrichtung im Sinne einer Problemlösung begünstigen.

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Lutz Wolters | HYPNOSE-BERGHEIM * Carl-Bosch-Str. 21 * 50126 Bergheim
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